Mittelfeldstratege führt Hamm United zum 3:2 gegen Sasel

Hamburg. Die Verantwortlichen des Hansa-Landesligisten Hamm United bemühten sich um Besonnenheit. "Gefreut" habe man sich, berichtete Trainer Uli Schulz, und Präsident Jörn Heinemann sekundierte: "Kevin gab sich wie früher. Ganz normal." Durchaus nicht normal war es allerdings, was sich am Sonnabend an der Snitgerreihe abspielte. Der frühere Rostocker Bundesliga-Profi Hansen, verhaftet am 12. April 2010 im Zusammenhang mit dem größten Kokainfund der deutschen Kriminalgeschichte, kehrte auf den Fußballplatz zurück. Und obwohl der 31-Jährige natürlich nicht austrainiert wirkte, führte er seine Mannschaft dank starker Technik und zwei Torvorlagen zum 3:2-Erfolg gegen den TSV Sasel.

Monatelang befand sich der 31-Jährige unter Anklage und zugleich im Zeugenschutzprogramm. Nicht wenige vermuteten, die Karriere des begnadeten Technikers sei zu Ende. Doch nun sieht es sogar so aus, als könne Hansen den Hammern für die komplette Rückrunde zur Verfügung stehen. "Er ist wegen Beihilfe zum Drogenhandel in einem minder schweren Fall zu 30 Monaten Haft verurteilt worden. Eventuell muss er als Ersttäter aber nur die Hälfte der Zeit verbüßen, und seine zwei Monate Untersuchungshaft werden angerechnet. Allerdings ist das Urteil noch nicht rechtskräftig", erklärte Heinemann.

Seine Strafe verbüßt Hansen zurzeit im offenen Vollzug, kann auch seine Ausbildung zum Steuerfachangestellten fortsetzen. "Wir hoffen, dass er weiterhin regelmäßig am Training teilnehmen kann", so Heinemann über Hansen, der bereits seit 14 Tagen wieder mit dem Team trainiert.

Mit seinem Rückkehrer erhofft sich der Verein nun insgeheim noch eine Aufholjagd. Zwar modifizierten die Verantwortlichen die Ziele nach der verkorksten Hinrunde, sprachen statt vom Aufstieg nur noch von einem einstelligen Tabellenplatz, aber angesichts von fünf ausstehenden Nachholspielen - den meisten in der Liga - keimt neue Hoffnung. "Gewinnen wir alle unsere Nachholspiele, stehen wir auf Platz drei. Einem Rang, der eventuell sogar zur Relegation für den Aufstieg berechtigt", sagt Heinemann, und Coach Schulz hofft ebenfalls "auf eine Serie. Solange rechnerisch noch was drin ist, werden wir ganz sicher nicht aufgeben."

Um dieses Ziel zu erreichen, wäre allerdings ein Ende des Nomadendaseins hilfreich. Der Platz im Hammer-Park-Stadion ist so anfällig, dass der HUFC während der Spielzeit ein ums andere Mal auf andere Spielstätten ausweichen musste oder gar nicht spielen konnte. Vor der Begegnung gegen Sasel absolvierte die Mannschaft seit dem 31. Oktober 2010 kein einziges Landesliga-Punktspiel.

Doch egal, ob es mit dem Aufstieg noch klappt, eines wird Trainer Schulz laut eigener Aussage aus dieser Saison mitnehmen können: "Wir in unserem Verein sind wie eine große Familie, und wenn einer fehlt, noch dazu über eine so lange Zeit, dann schmerzt das. Nun nehmen wir Kevin gerne wieder in unserer Familie auf, egal, was in der Vergangenheit passiert ist."