Überraschendes Ende der Bergedorfer Trainersuche und ein Doppelmodell in Wedel

Schwitzkur für Bahtiyar. Zwei Überraschungen setzte es bei den drei ausgetragenen Partien der vierten Runde des Hamburger Amateurpokals. Bereits am Freitagabend gelang es Hammonia-Landesligist Eimsbütteler TV, seine Rolle als Favoritenschreck zu unterstreichen. Nach dem SC Condor und dem Bramfelder SV kickte die Truppe von Trainer Dennis Mitteregger mit dem 2:1 gegen den SV Rugenbergen den dritten Oberligaklub aus dem Wettbewerb. Eine heiße Partie lieferte dabei ETV-Spielmacher Serdar Bahtiyar ab. "Er ging mit einer schweren Erkältung ins Spiel, und wir erkundigten uns vorher gemeinsam bei seinem Arzt, ob ein Einsatz gesundheitsgefährdend wäre", erklärte Mitteregger. War er nicht - und so kurierte sich der Zehner des ETV per Schwitzkur auf dem Platz, inklusive eines Traumtores in der 39. Minute. Nach einem Flankenlauf von Julian Meins nahm Bahtiyar sein Zuspiel am Sechzehner per Oberschenkel an und versenkte den Ball volley zum 2:0 in den Winkel! Zur Belohnung durfte er nach 53 Minuten raus. "Er war platt, aber für das Tor war er vorher eben noch gut", so der 28-jährige Coach.

Brussolo fordert Buchholz. Eine noch größere Sensation schaffte am Sonnabend Süd-Bezirksligist Harburger TB gegen den ambitionierten Hammonia-Landesligaklub Camlica Genclik. Angeführt von einem überragenden Dennis Grot schoss der HTB seine höherklassigen Gäste mit 4:1 von der Jahnhöhe. Von seinen zwei Treffern dürfte Grot besonders das 1:0 lange in Erinnerung bleiben, denn innerhalb von fünf Sekunden überquerte der Ball das komplette Feld und lag im Tor der Gäste. Nach einem langen Abschlag von Oliver Schmidt verlängerte Alexander Sack clever per Kopf , und der bereits durchgestartete Grot verwandelte eiskalt. Der seit seiner Amtsübernahme Ende Oktober immer noch ungeschlagene HTB-Trainer Ingo Brussolo hielt sich nach dem Spiel jedoch nicht lange mit der Analyse des Erfolgs auf, sondern wünschte sich "eine Revanche" von Oberligist TSV Buchholz 08. "In der Woche hatten wir gegen sie ein Testspiel. Eine halbe Stunde spielten wir mit denen Katz und Maus und führten verdient mit 1:0. Am Ende hieß es 1:6. Das tat weh. Jetzt will ich gleich noch mal gegen meinen Freund Thomas Titze spielen - im Achtelfinale des Pokals."

Mienert gewinnt Eiertanz. Zur Nebensache geriet am Sonntagmorgen der 4:2-Auswärtssieg des FC Bergedorf 85 im Amateurpokal bei Eintracht Norderstedt. Grund: Das Trainer-Suchspiel an den Sander Tannen fand ein überraschendes Ende. Am Rande des Spiels teilte Andreas Hammer, ehemaliger zweiter Vorsitzender bei den "Elstern", mit, dass die beiden Trainerkandidaten Robert Meyer und Friedhelm Mienert "gleichberechtigt in der neuen Spielzeit für uns auf der Bank sitzen sollen". Mit Mienert sei bereits alles besprochen: "Er stimmt dem zu. Mit Robert Meyer werden wir noch sprechen und hoffen auf seine Zustimmung. Zwei Kandidaten, von denen wir hundertprozentig überzeugt sind, ergeben 200 Prozent für Bergedorf", erklärte Hammer. Zur gleichen Zeit sprach Robert Meyer, bis zur vorigen Woche nach einem 4:3-Votum des Bergedorfer Vorstands noch Favorit auf die Nachfolge von Manfred Nitschke, jedoch mit Manager Jens Seddig und sagte ihm ab. Meyer: "Ich habe meine Bewerbung zurückgezogen. Der Ablauf der Entscheidungsfindung war sehr unglücklich, und die Unentschlossenheit des Bergedorfer Vorstands sowie das fehlende klare Bekenntnis zu meiner Person veranlassten mich dazu. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, wie dieses Trainermodell hätte funktionieren sollen."

Bitter für Meyer: Er hatte seinen jetzigen Verein, den Hansa-Landesligisten SC Schwarzenbek, frühzeitig vom Bergedorfer Interesse informiert, woraufhin die Schwarzenbeker für die neue Saison Björn Schehr als Meyers Nachfolger verpflichteten. Meyer steht nun für die neue Saison ohne Verein da. Coach Manfred Nitschke wusste zwar nach dem Spiel nichts von Meyers Absage, übte jedoch Kritik am Vorstand: "Was hier aufgeführt wird, ist ein Eiertanz und für Bergedorf abträglich. Ich war in der vergangenen Woche überrascht, dass das Votum 4:3 für Meyer an die Presse gegeben wurde. Vor dem Beschluss wurde klar festgelegt, ihn danach nach außen loyal zu vertreten. Es müssen wohl einige Loyalität üben. Aber mein Sohn Ben und ich arbeiten hier noch bis Saisonende. Vielleicht können wir das ja noch vermitteln."

Algan übernimmt Wedel. Ein gleichberechtigtes Trainermodell installiert hingegen ab sofort Oberligist Wedeler TSV. Der abgeschlagene Tabellenletzte reagierte auf den Rücktritt von Trainer Frank Pagenkopf mit einer Doppellösung. Berkan Algan als Spielertrainer und Co-Trainer Fabian Seeger führen ab sofort die Mannschaft. "Berkan war schon unter Pagenkopf Mitglied des Trainerteams und soll gemeinsam mit Fabian versuchen, unsere Chancen auf den Klassenerhalt zu wahren", sagte Wedels sportlicher Leiter Walter Zessin.

In der neuen Saison soll dann Oliver Berndt, dem als Co-Trainer Ingo Desombre zur Seite gestellt wird, das Team übernehmen. "Für den Fall des Abstiegs wäre Berndt verbrannt, und deshalb fängt er nicht sofort bei uns an", erläuterte Zessin, dessen Einladung zur Pressekonferenz am Sonntagvormittag Ex-Trainer Frank Pagenkopf nicht nachgekommen war. Pagenkopf: "Ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass die Mannschaft voll hinter mir steht. Deshalb trat ich zurück. So etwas bekannt zu geben ist aber keine schöne Sache und nach meinem Verständnis letztlich die Aufgabe des Vereins."

Internationale Ehren locken. Einen spannenden Ausflug nach Lüttich wagte unter der Woche das Team Yasar. Der deutsche Futsal-Vizemeister, gespickt mit sieben Spielern aus der Oberliga Hamburg (unter anderem Ali Yasar, Gökhan Iscan, Cem Cetinkaya und Yasar Koca), kam einer Einladung des türkischen Futsal-Verbandes zu einem Testspiel gegen türkische Spieler aus den Futsal-Profiligen Frankreich, Holland und Belgien nach. Der türkische Verband sucht nämlich Nachwuchs für sein Futsal-Nationalteam. Ali Yasar: "Leider verloren wir mit 1:2, und es wurde kein Spieler von uns ins türkische Nationalteam eingeladen. Aber wir sollen demnächst wieder eine Chance bekommen. Alternativ würde uns aber, da wir alle in Deutschland aufgewachsen sind, auch das deutsche Nationalteam interessieren. Es befindet sich gerade im Aufbau, und wir wurden schon im vergangenen Jahr angesprochen."

Das Hallenspektakel Futsal ist unter anderem wegen seiner Verletzungsgefahr für die Spieler unter den Hamburger Fußball-Amateurtrainern heiß umstritten. Doch Yasar sagt: "Wenn wir bald Nationalspieler stellen und unsere Klubs uns nicht freigeben, werden wir das akzeptieren. Aber ich glaube nicht, dass die Vereine uns Steine in den Weg legen würden. Schließlich ist die Nationalmannschaft ein Traum für jeden Sportler."