Interview mit Heino Stemmann, Ex-Trainer in Schnelsen

Ungeschlagen stieg Germania Schnelsen im vergangenen Jahr in die Oberliga auf, ist dort bester Neuling. Doch Trainer Stemmann trat nach dem 2:0-Sieg beim SC Concordia zurück. Im Abendblatt spricht er über die Gründe.

Abendblatt:

Herr Stemmann, warum entschlossen Sie sich zu diesem Schritt?

Heino Stemmann:

Ich bin ausgebrannt, verspüre keine Lust mehr auf den Job. Trainingspläne machen, dreimal in der Woche trainieren, bei Wind und Wetter auf dem Platz stehen, von den Schiedsrichtern gegängelt und wie ein kleines Kind behandelt werden - das alles nervte mich schon lange.

Skeptische Zeitgenossen vermuten, Sie seien systematisch aus dem Amt gedrängt worden ...

Stemmann:

Das ist wirklich Unsinn. Ich bin seit 1967 Mitglied in diesem Verein. Hier arbeitete niemand darauf hin, dass ich gehe. In so einem Fall hätte ich sofort meine Konsequenzen gezogen. Vielmehr denke ich seit dem letzten Drittel der vergangenen Saison über einen Rücktritt nach. Ich gehe aus eigenem Antrieb, völlig selbstbestimmt.

Ihr im September verpflichteter Co-Trainer und jetziger Nachfolger Jens Paeslack spielte dabei keine Rolle?

Stemmann:

Quatsch. Nach der vergangenen Spielzeit schied mein Co-Trainer Markus Rahr aus beruflichen Gründen aus. Danach wollte ich Jens unbedingt und sprach ihn selber an. Ich wünsche ihm von Herzen großen Erfolg als Cheftrainer.

In den vergangenen eineinhalb Jahren hatten Sie riesigen Erfolg. Konnten Sie daraus keine Motivation mehr ziehen?

Stemmann:

Nicht genug. Ich dachte, die Oberliga gibt mir noch mal einen Kick. Es war leider nicht so. Es wiederholen sich auch viele Mechanismen, beispielsweise bei Trainingsabsagen. Nur mein damaliger Spieler Patrick Hiob überraschte mich oft. Ihm gelangen stets sehr originelle Begründungen.

Sind Sie nun ein einfacher Zuschauer?

Stemmann:

Nein. Ich will nur nicht mehr auf diesem Niveau trainieren, bleibe Germania aber als Liga-Obmann erhalten. Ich werde mich unter anderem um das Passwesen und die Kontakte zum Verband kümmern. Bei den Spielen werde ich am Rand stehen, mein Bier trinken und über die Schiris meckern. Viele Herren in Schwarz führen sich mittlerweile auf wie die Hauptdarsteller einer eigenen Sportart mit 22 Spielgeräten. Nun muss ich mich nicht mehr damit rumschlagen. (misch)