St. Pauli II ist Herbstmeister der Oberliga. 5:2 gegen Oststeinbek

Hamburg. Das einzig ernsthafte Problem mit dem Oststeinbeker SV hatte Gastgeber FC St. Pauli II vor dem Spiel. "Die Katze unserer Stadionsprecherin Dagmar Grigoleit hat einige Halterungen, mit denen wir die Ziffern für den Spielstand an der Anzeigentafel befestigen, beschädigt", schmunzelte ihre Assistentin Miriam Harms. "Wir konnten eine der beiden Nullen nur mühsam ankleben." Harms entschied sich für die Ziffer der Gäste, denn deren Torerfolg, verbunden mit neuer Kleberei, schien ihr unwahrscheinlicher. In diesem Punkt lag sie falsch, aber das Selbstbewusstsein der jungen Dame musste nicht leiden. Mit 5:2 fegte St. Pauli II den OSV vom Platz und holte sich die Herbstmeisterschaft in der Oberliga.

"Eine Momentaufnahme" sei das, beschwichtigte St. Pauli Coach Jörn Großkopf. "Schön für die Jungs, aber das nächste Spiel wartet schon."

Doch diese kuriose Begegnung bewies einmal mehr die Ausnahmestellung des St. Pauli-Nachwuchses. Nach einem überaus unglücklichen Platzverweises in Hälfte eins - Oststeinbek erhielt nach einem umstrittenen ersten Elfmeter, der verschossen wurde, umgehend einen zweiten, und Kapitän Mathias Hinzmann flog für das dazugehörige Foul vom Platz - änderte sich nichts an der Überlegenheit der Kiezkicker, geriet ihr Sieg nie in Gefahr.

Deran Toksöz brillierte im Mittelfeld, Davidson Drobo-Ampem lieferte eine Bombenleistung als linker Außenverteidiger ab, Richard Sukuta-Pasu holte sich trotz Abstimmungsschwierigkeiten mit einem Tor und einer Vorlage Selbstvertrauen für höhere Aufgaben. Die Aufzählung kann man bei Bedarf, ob über Jan-Philipp Kalla, Hauke Brückner, Nils Pichinot oder Vasileios Vallianos, eine Weile so weiterführen.

Dabei mussten Spieler wie Toptalent Foussini Alassani, Petar Filipovic oder Vincent Wacker zunächst sogar auf der Bank Platz nehmen. "Sie wissen, dass das hier eine zweite Mannschaft ist und wir ab und zu Profis von oben bekommen, damit diese Spielpraxis erhalten", so Liga-Obmann Hermann Klauck und bestätigte, was auch Großkopf sagte: "Sie haben sich anständig verhalten." Dies ist ein Geheimnis des Erfolges an der Waidmannstraße. Die abgestellten Profis bemühen sich, "den Jungs Sicherheit zu geben", wie Kalla betonte. Die jungen Talente murren nicht.

Ein weiterer Grund für den Höhenflug heißt Großkopf, der vom erfahrenen Klauck ein Klassezeugnis ausgestellt bekam. "Unglaublich fleißig ist er, wahnsinnig akribisch, und er tritt sehr akkurat auf. Für diese Jungs ist er genau der Richtige. Er wird seinen Weg machen", so der 75-Jährige, der unter der Woche durchatmen konnte. "Der Protest des NTSV gegen das 3:3 ist in zweiter Instanz abgewiesen worden. Ich hatte damals David Eybächer nicht auf dem Spielberichtsbogen eingetragen. Der Fehler ärgerte mich sehr. Ich konne eine Nacht nicht schlafen." Schlaflose Nächte drohen nun nur der Konkurrenz. Großkopf: "Ich lese immer wieder, vor uns müsste man doch nicht so viel Respekt haben. Wir werden uns diesen Respekt wieder erarbeiten."