Andreas Achtmann bietet große Show. Wicke vor Aufstieg, Grudzinski vor Umstieg - und Hüllmann fordert von den Spielern mehr Gespür fürs Wetter

Wicke Sieger beim Remis. Nach dem Oberliga-Spiel Altona 93 gegen den FC St. Pauli II (1:1) musste Schiedsrichter Lennart Wicke (TSV Glinde) erst mal ein Geständnis machen. "Ich war ganz schön aufgeregt", bekannte der Spielleiter. Und das nicht ohne Grund, denn sein Spielbeobachter Christian Soltow (Germania Schnelsen), gleichzeitig Betreuer des Förderkaders des Verbands-Schiedsrichter-Ausschusses, setzte für dieses Spiel einen von jährlich maximal zwei Beobachtungslehrgängen an. So kamen mehr als 20 Schiedsrichter, um Wicke 90 Minuten lang genau auf die Finger zu gucken. "Ich habe mir bewusst ein Spiel ausgesucht, das etwas hergibt, und besprochen, dass wir einen Schiedsrichter nehmen, der etwas davon hat", so Soltow. Nach der Begegnung setzten sich die Beobachterschar und Wicke zum Meinungsaustausch an einen Tisch.

"Es gibt immer Kleinigkeiten, aber ich gehe gern aus einem Spiel heraus und keiner hat über mich geredet. Ich glaube, das habe ich heute erreicht", war Wicke nach der Partie zufrieden. Soltow stimmte zu: "Bei so einem Duell, so vielen Zuschauern und so vielen Beobachtern hat er seine Sache wirklich gut gemacht. Lennart ist absolut förderungswürdig." Wicke war im vergangenen Jahr aus dem Förderkader abgestiegen, hat nun jedoch gute Chancen auf eine erneute Aufnahme.

Comebacks und Ärger. Zwei Profispieler des FC St. Pauli gaben bei eben jener Partie nach mehrwöchiger Verletzungspause an der Adolf-Jäger-Kampfbahn ihr Comeback im Dress der Braun-Weißen. Fabio Morena (Innenbandriss im linken Knie) bot eine gute Leistung und spielte 90 Minuten durch, Richard Sukuta-Pasu (doppelter Bänderriss im linken Sprunggelenk) absolvierte die ersten 45 Minuten. Nach dem Duell kam es noch auf dem Platz zu einigen Scharmützeln zwischen beiden Fanlagern. Die Polizei musste eingreifen und die gegnerischen Anhänger unter anderem mit dem Einsatz von Pfefferspray zur Räson bringen.

Grudzinski als spielender Manager. Oberligist Oststeinbeker SV ist ein Transfercoup geglückt. Der linke Außenverteidiger und Freistoß-Spezialist des SC Condor, Söhren Grudzinski, wechselt bereits in der Winterpause an den Meesen. Trainer Stefan Kohfahl: "Wir brauchen noch einige Führungsspieler und er kann diese Funktion übernehmen. Wir sind befreundet und vor einigen Wochen sprach ich ihn an." Ungewöhnlich: Der 35-Jährige, für den der OSV bereits seine 13. Station ist, soll nicht nur auf dem Feld aktiv sein, sondern, so Kohfahl, "auch außerhalb". Grudzinski: "Ich wollte immer schon ins Liga-Management einsteigen, und durch meinen Wechsel bekomme ich die Möglichkeit dazu. Oststeinbeks Image ist beispielsweise nicht das allerbeste. Ich möchte helfen und den Klub auch nach außen positiv vertreten. Es wird für mich und meine Mitspieler erst mal merkwürdig sein, wenn ich als Mitarbeiter im Management noch auf dem Feld stehe. Aber das kriegen wir schon hin." Eine spezielle Interessenkollision schloss Grudzinski, amüsiert ob der Nachfrage, aus: "Mit mir selber werde ich keine Vertragsverhandlungen führen. Ich spiele nicht mehr ewig. Da wird es keine Probleme geben."

Schnoor unter der Lupe. Ein perfektes Heimdebüt gelang Ex-Profi Stefan Schnoor bei seinem neuen Klub Germania Schnelsen. Mit 5:0 besiegte der Oberligist den kriselnden Aufsteiger Bramfelder SV - unter anderem wegen der umsichtigen Abwehrleistung des 39-jährigen Innenverteidigers. Dennoch wechselte Trainer Heino Stemmann Schnoor nach einer guten Stunde gegen Philipp Erdmann aus - und musste sich danach von einem Fan eine vielsagende Statistik präsentieren lassen. "Nach der Partie kam ein Mann zu mir und meinte, er habe eine Strichliste geführt. Stefan Schnoor habe 28 Pässe gespielt, alle zum eigenen Mann. Ferner habe er zwölf Zweikämpfe geführt und sie alle zwölf gewonnen. Fein, dass es Leute gibt, die uns sogar im Amateurfußball wissenschaftlich begleiten, wenn auch bisher noch ohne meine Kenntnis", schmunzelte Stemmann. Schnoors Auswechslung sei trotzdem folgerichtig gewesen. "Wir haben viele gute Abwehrspieler, und sie sollen alle ihre Einsatzzeiten bekommen. Ich will nicht, dass sie sich trotz guter Leistungen völlig außen vor fühlen."

Gerd Müller wieder da. Neuer Spieltag, neuer Hattrick-Rekord. In der Landesliga Hammonia traf Andreas Achtmann, seinem Namen entsprechend, innerhalb von acht Minuten dreimal, war damit eine Minute schneller als Cem Müller vom HEBC in der vergangenen Woche, und führte den HSV III zu einem sensationellen 3:0 beim Eimsbütteler TV. Achtmann liegt nun mit 13 Treffern in der Torjägerliste vorne. Trainer Jogi Meyer: "Er bewegt sich nicht viel, steht aber ständig da, wo er stehen muss. Er ist eben ein echter Knipser. Oder anders gesagt: Der Gerd Müller der Landesliga Hammonia."

Pöhls trauert im Regen. Eine bittere Rückkehr an seine frühere Wirkungsstätte feierte Palomas Torhüter Tom Pöhls. Er hielt im Oberligaspiel bei seinem alten Klub Bergedorf 85 lange Zeit stark - bis zur 90. Minute. Einen schnell ausgeführten Freistoß von Yayar Kunath schoss de la Cuesta auf das Paloma-Tor, Pöhls ließ den Ball prallen, und Fatih Gürel staubte zum 2:1-Siegtreffer ab. USC-Trainer Frank Hüllmann konnte die Kritik einiger seiner Spieler an Pöhls nicht verstehen: "Nichts ist so einfach, wie einen schnellen Freistoß zu verhindern. Man stellt sich vor den Ball. Einige haben wohl nicht bemerkt, dass es so lange geregnet hat. Bei diesen Platzverhältnissen ist es nicht möglich, jeden Ball festzuhalten. 85-Trainer Manfred Nitschke stimmte zu: "Tom ist ein guter Keeper!"