Nasimi erlebt unvergesslichen Geburtstag am Öjendorfer Weg. Meiendorf siegt mit Retro-Taktik, Fritsch vor Gericht, und Wedel kämpft gegen Hamster

Meiendorf wie in alten Zeiten. Zurück in die Vergangenheit reiste am Sonnabend Oberligist Meiendorfer SV. Der bis auf den vorletzten Platz abgesunkene Ex-Meisterschaftsanwärter empfing Hamburgs Pokalhelden von der Hoheluft, den SC Victoria, mit einem echten Libero. Dennis Sudbrack sammelte als Ausputzer hinter der Abwehr nach einer langen Verletzung wieder Spielpraxis, hielt die Abwehr blendend zusammen, und der MSV siegte, entgegen der Ankündigung von Trainer Bert Ehm am Pokalabend gegen Wolfsburg ("Ab jetzt drehen wir den Spieß um und starten eine Siegesserie"), verdient mit 3:0. "Ich weiß gar nicht, ob so eine taktische Maßnahme noch erlaubt ist", lächelte der glückliche MSV-Trainer Lutz Göttling, der nun wieder eine Variante mehr für sein verletzungsgebeuteltes Team in petto hat, nach der Partie. Als letztes Team der Oberliga Hamburg gab übrigens in der vergangenen Saison der Wedeler TSV seinen Libero auf. Trainer Peter Nogly war unter anderem über diese Position gestolpert. Ihm wurde im Umfeld des Vereins eine antiquierte Spielweise vorgeworfen.

Blankeneser Aufstand erfolgreich. Oliver Fritsch, Trainer des Hammonia-Landesligisten SV Blankenese, hat vor Gericht einen großen Sieg errungen. Fritsch betreibt mit einigen Mitstreitern die Internetseite hartplatzhelden. de, die bewegte Bilder von Amateurspielen zeigt, die von sportbegeisterten Amateurfußballfans eingestellt werden. Der Württembergische Fußball-Verband wollte dies untersagen, sah sich in seinen Vermarktungsrechten behindert. Nachdem das Oberlandesgericht Stuttgart sich in seinem Urteil auf die Seite des Verbandes gestellt hatte, entschied nun der Bundesgerichtshof in Karlsruhe in letzter Instanz zugunsten von hartplatzhelden.de. Kern der Argumentation: Die Rechte an Filmaufnahmen von Amateurfußballspielen gehören denen, die sie anfertigen. Ein ausschließliches Verwertungsrecht des Verbandes gebe es nicht. Fritsch zeigte sich "glücklich über das Urteil. Es ist ein wichtiges Stück Freiheit für die Fußballfans im Internet." Hattricks kommen in Mode. Den Führenden in der Torjäger-Liste der Oberliga Hamburg, Davide Pedroso-Bussu, überbot Marcel Ullrich vom Hansa-Landesligisten SC Vier- und Marschlande beim 4:0-Auswärtssieg in Sasel. Der Stürmer des Aufsteigers erzielte einen lupenreinen Hattrick zur 3:0-Führung - und war noch schneller als "DPB" bei seinen zwei Dreierpacks. Innerhalb von vierzehn Minuten langte Ullrich auf kuriose Weise zu. Treffer eins erzielte er mit der rechten Hacke (15.). Tor Nummer zwei gelang mit der linken Hacke, nachdem er sich den Ball selber durch die Beine hatte laufen lassen (27.). Abgerundet wurde das Potpourri der Sensationstore durch einen Lupfer in den Winkel (29.).

Verwundert kommentierte Ullrich seinen Auftritt nach Spielende. "Ich bin sprachlos. Mit der Hacke traf ich noch nie und nun gleich zweimal. Dabei ging es mir nur darum, das Ding irgendwie über die Linie zu drücken. Ich nehme mir so was jetzt aber nicht nächstes Mal extra vor, sonst klappt es dann nicht mehr", grinste der Goalgetter, während sein Trainer Jan Schönteich den neuen Kurs für den Rest der Saison ausgab: "Die Hinrunde ist fast vorbei, und wir sind Zweiter. Nun wollen wir nicht mehr nur Fünfter bis Neunter werden. Dafür sind wir einfach zu gut."

Tierliebender Tabellenletzter. Mit allerlei ungewöhnlichen Problemen beschäftigt sich zurzeit das Oberliga-Schlusslicht Wedeler TSV. Spielmacher Berkan Algan, in seiner bisherigen Karriere nicht unbedingt als disziplinarisches Vorzeigemodell bekannt, schlug nach dem 1:2 in Bergedorf (siehe auch Spiel des Tages) Alarm. "Im Vergleich zu mir ist das, was hier passiert, schon extrem. Das allgemeine Verhalten ist teilweise grottenschlecht, und so etwas zermürbt die Mannschaft."

Auch Trainer Frank Pagenkopf geht das Verhalten einiger seiner Schützlinge gegen den Strich. So beklagte er zum Beispiel die unterschiedlichsten Begründungen, mit denen einige Spieler das Training absagen. Algan, Kapitän und verlängerter Arm des Trainers, unterstützt seinen Coach: "Das läuft hier manchmal willkürlich, so nach dem Motto: Mein Hamster ist weg. Unser Trainer weiß schon gar nicht mehr, wen er aufstellen soll. Einige sind verletzt, andere suspendiert, und wieder andere suchen zwei Tage ihren Hamster." Dass Wedel auch deshalb am Tabellenende steht, nervt Algan gewaltig: "Eine Liga höher nennt man so etwas Dummheit, mit unserer jungen Mannschaft ist es Lehrgeld. Aber dieses Verhalten reicht mir langsam."

Wunderbare Mannschaftskollegen. Einen unglaublichen 19. Geburtstag erlebte Sulayman Nasimi, seines Zeichens Offensivspieler in Diensten des Hansa-Landesligisten SC V/W Billstedt. Dabei hatte es für ihn fürchterlich begonnen, denn beim Heimspiel gegen den Rahlstedter SC (6:0) entschied das Billstedter Trainerduo Alexander Schäfke/Andreas Heeschen zunächst, Nasimi auf der Bank zu lassen. Co-Trainer Heeschen: "Wir wollten Rahlstedt mit einem 4-1-3-2-System überraschen. Es fehlte dafür ein Rechtsfuß. Nasimi ist Linksfuß. Seine Leistungen zuletzt waren gut, und er hatte Geburtstag. Trotzdem ließen wir ihn draußen, teilten ihm dies vor der Mannschaftsbesprechung mit. Er war natürlich traurig."

Beim Stand von 3:0 wurde Nasimi schließlich eine Viertelstunde vor Schluss eingewechselt - und erzielte in seinen ersten drei Minuten auf dem Feld sofort zwei Tore. "Das hat uns wahnsinnig für ihn gefreut. Er hat genau die richtige Reaktion gezeigt", so Heeschen. Das sah auch die Mannschaft so. Nach Nasimis 4:0 folgte somit der Höhepunkt des Tages am Öjendorfer Weg. Das gesamte Team lief zum glücklichen Geburtstagskind und stimmte auf dem Platz ein kräftiges "Happy birthday to you" an.