Buchholz reist entspannt nach Altona, Victorias Bert Ehm erlebt “Krieg auf dem Platz“. Und die Oberliga einen neuen Protest und viele Kartenspiele

Ehm bleibt streitbar. An der dritten Zoff-Pressekonferenz in sechs Wochen beteiligt war Victorias Trainer Bert Ehm. Nach dem 1:2 in der Oberliga-Partie gegen den SC Condor hatte Ehm seinem Trainerkollegen Meik Ehlert zunächst den Handschlag verweigert. Dieser monierte dies in seinem öffentlichen Statement, garniert mit der Bemerkung, "dass Bert meine Spieler während des Spiels beleidigt hat. Ich möchte nicht, dass so etwas noch einmal vorkommt". Ehm, der zuletzt Oststeinbeks Coach Stefan Kohfahl vorwarf, seinen Spielern Simulantentum beizubringen und einige Wochen davor Palomas Trainer Bert Hüllmann eine Hetzjagd gegen Vickys Team unterstellte, nutzte die Gelegenheit zu einem Rundumschlag. In der zwar nickeligen, aber keinesfalls überharten Begegnung habe in der zweiten Halbzeit "Krieg auf dem Platz geherrscht".

Ferner sei "der Schiedsrichter auf Condors Seite gewesen". Nach weiteren Attacken seinerseits wurde die Atmosphäre schließlich auch gegenüber der schreibenden Zunft etwas hitzig, sodass ein Journalist die Pressekonferenz unter Protest verließ und sich Vickys Präsident Helmut Korte öffentlich zu Wort meldete: "Dieser Ärger ist nicht gut für uns. Darüber freuen sich eher die Journalisten. Ich entschuldige mich aber für die Zwiegespräche zwischen beiden Trainern. Das ist nicht Victoria-like."

Niendorf legt Protest ein. Ein verbandsgerichtliches Nachspiel wird die Nachholpartie zwischen dem Niendorfer TSV und dem FC St. Pauli II (3:3) haben. Der Schütze des Anschlusstreffers zum 2:3 aus Sicht der Gäste, David Eybächer, stand nicht auf dem Spielberichtsbogen. Dies bemerkte Schiedsrichter Thomas Kruse (TuS Hamburg) beim Eingeben des Online-Spielberichts, der seit dieser Saison Pflicht ist. Niendorfs Manager Carsten Wittiber: "Der Hintergrund ist, dass unsere Gäste ihren Spieler Petar Filipovic kurz vorher noch auf den Spielberichtsbogen setzten, damit er auf die Bank konnte. Eybächer rutschte ihnen dabei irgendwie durch. So ergab sich unser Einspruch, wobei wir prinzipiell kein Freund solcher Proteste sind." Der Kiezkicker-Reserve droht nun eine 0:3-Niederlage am grünen Tisch. Entscheiden muss der Spielausschuss, ob der Spielberichtsbogen oder die vor der Saison beim Hamburger Fußball-Verband eingereichte Spielberichtsliste entscheidend sind. Auf Letzterer ist Eybächer eingetragen.

Gege als Spion tätig. Sturm und Regen verhinderten am Wochenende so manche Partie im Hamburger Amateurfußball. Dass in Altona gespielt werden würde, war den Buchholzer Gästen allerdings frühzeitig klar. Betreuer Gerd Bade hatte seinen Spieler Alexander Gege angerufen und einfach gefragt. Denn der Buchholzer Kapitän wohnt mit Blick auf die Adolf-Jäger-Kampfbahn. "Die Situation habe ich aus meinem Wohnzimmer analysiert", lachte Gege und zeigte nach dem 1:0-Sieg seines Teams vom Rasen aus auf sein Fenster. "Da gekreidet war und die Platzbegehung schon durch schien, gab ich von hier aus das Okay für die weite Anreise." Dass der Leistungsträger irgendwann aufgrund der kurzen Entfernung zum AFC wechselt, braucht in Buchholz niemand zu fürchten. "Dieses Angebot gab es letzte Saison. Es ehrte mich, aber ich lehnte ab. In Buchholz fühle ich mich sehr wohl", so der 26-Jährige.

Schon wieder elf gegen sieben. Ein neuer Saisonrekord an Platzverweisen in der Oberliga Hamburg nähert sich mit Siebenmeilenstiefeln. Im Oberliga-Duell SV Curslack-Neuengamme gegen den Oststeinbeker SV (3:1) verloren die Gäste gleich vier Spieler in 20 Minuten. Dieses Kunststück hatte am 12. September bereits Eintracht Norderstedt bei der 0:2-Auswärtsniederlage beim FC Bergedorf 85 vollbracht. Oststeinbeks Lukas Sosnowski, Markus Rabenhorst, Michael Weiß und Christian Gruhne sahen zwischen der 68. und 88. Minute allesamt die "Ampelkarte". OSV-Coach Stefan Kohfahl bezeichnete die Leistung von Schiedsrichter Viatcheslav Paltchikov (Grönau) als "das Hanebüchenste, was ich je erlebt habe. Ich hoffe, die Anwesenheit von Schiedsrichterbeobachter Christian Soltow (Germania Schnelsen) wird in diesem Fall zu Konsequenzen führen".

Allerdings entschuldigte Kohfahl sich auch "für das Auftreten meiner Mannschaft in den letzten zehn Minuten", als der Platz zum Debattierfeld wurde. Curslacks Trainer Torsten Henke fand "die Entschuldigung gut, und daher nehme ich sie auch an. Bei der Schiedsrichterleistung bin ich anderer Meinung. Von OSV-Seite wurde auf dem Platz einfach viel zu viel reklamiert. Wir Trainer sollten so etwas unterbinden."

Unterzahl bringt Punkte. Weitere vier Feldverweise gab es bei den Oberliga-Spielen HSV Barmbek-Uhlenhorst gegen den SC Concordia (2:1) und SV Rugenbergen gegen den FC Bergedorf 85 (2:2). Das Besondere: Die dezimierten Gastgeber-Teams fuhren insgesamt vier Punkte ein. Während die Rugenbergener sogar im zwischenzeitlichen Neun-gegen-Elf-Spiel den erlösenden 2:2-Ausgleich markierten, gelang dem Barmbeker Klub von der "Anfield" mit zehn Mann sogar der Sieg. Dabei schien die Mannschaft von Trainer Thomas Hoffmann sich von drei Punkten immer weiter zu entfernen. Erst verschoss Faik Algan einen Foulelfmeter gegen Concordias Keeper Björn Garvs (63.), dann flog Patrick Lüth nach einem Foulspiel gegen Garvs mit Rot vom Feld. Der ewige BU-Goalgetter Markus Hasenpusch war jedoch neun Minuten vor dem Ende zur Stelle und markierte den 2:1-Siegtreffer. Kommentar des stolzen Obmanns Volker Brumm: "Das war ein richtig verdienter Erfolg. Wer nach solchen Rückschlägen sein Herz so in beide Hände nimmt, der wird zu Recht mit drei Punkten belohnt."