Warum Bramfelds Carsten Henning einen Rat missachtete. Und eine ganz bittere Pille für die Kreisligisten TSV Heist und FC Eintracht Rellingen

Weißes Ballett an der Landesgrenze. Die Landesliga Hansa hat eine neue Traumtorfabrik. Beim 6:1 gegen TuS Hamburg erzielte Gastgeber FC Türkiye gleich vier Treffer, die in der Wahl zum "Tor des Monats" eine engere Rolle spielen sollten. Flugkopfball Yasin Korkusuz, Kopfball mit dem Rücken zum Tor in den Winkel von Sven Wiechern, Zauberfreistoß David Berwecke in den Winkel - die 70 Fans an der Landesgrenze hätten ihre ganz in Weiß spielenden Lieblinge glatt mit den königlichen Madrilenen verwechseln können. Alle hochwertige Trefferkunst stellte jedoch Goalgetter Onur Tüysüz in den Schatten. Er erzielte das 1:0 nach neun Minuten mit einem artistischen Seitfallzieher von der Sechzehnerkante auf einer Flüghöhe von 1,50 Metern.

Der Ball sauste unhaltbar in die linke Torecke, und sogar die Gästefans spendeten Szenenapplaus. Hinterher gab sich der Chefkünstler selbstbewusst: "Den wollte ich auf jeden Fall so machen. Ich sah schon bei der Flanke, dass der Verteidiger den Überblick verliert und sich verschätzt. War natürlich auch eine Superflanke." Manager Klaus Klock lächelte derweil selig: "Vergangenes Jahr machte Onur 33 Treffer. Und wie wunderbar verrückt seine Tore sein können, sahen wir heute."

Karabulut rastet aus. Eine gänzlich andere Stimmungslage herrschte natürlich bei Verlierer TuS Hamburg - und einem Spieler der Gäste brannten gar die Sicherungen durch. Torwart Yavuz Karabulut, schon während der Partie lautstark fluchend mit seinen Vorderleuten beschäftigt, wollte einem Mitspieler noch auf dem Platz an den Kragen. Mehrfach mussten bis zu drei Kollegen Karabulut ringend davon abhalten, mannschaftsinterne Prügel zu verteilen. Coach Oliver Madejski: "Es war ein Missverständnis. Yavuz hat eine Aussage falsch verstanden. Ich werde mir beide Spieler zur Brust nehmen und dann weitersehen." Erste Hilfe leistete übrigens auch Türkiyes Coach Dogan Inam. Er überzeugte Karabulut schließlich, lieber mit ihm Richtung Klubheim zu gehen, als sich weiter in der Nähe seiner Mannschaftskollegen aufzuhalten.

Henning weiß es besser. Der Bramfelder SV mausert sich zur Bank für Ergebnis-Tipper. Gegen Altona 93 schaffte das Team von Trainer Michael Noffz das sechste 1:1 - im zehnten Spiel. Dabei hatte Kapitän Carsten Henning sein Team gegen den Rat seiner Frau sieben Minuten vor dem Abpfiff in Führung gebracht. "Am vergangenen Wochenende in Curslack verschoss ich einen Strafstoß. Meine Frau Silvana sagte unter der Woche, ich solle nicht gleich wieder antreten. Aber mir war klar, dass ich wieder schießen und diesmal verwandeln würde", erläuterte der selbstbewusste Schütze. Und trauerte schließlich dem Sieg hinterher, denn Mustafa Hadid erzielte für Altona 93 eine Minute vor Schluss den 1:1-Ausgleich. Henning: "Nun ist das eine gefühlte Niederlage."

Brumm sieht großes Kino. Überrascht zeigte sich Barmbek-Uhlenhorsts Liga-Obmann Volker Brumm über die Curslacker Beschwerden zur Rücknahme eines Elfmeters für die Gäste (siehe Interview rechts). "Das war ein Check gegen unseren Torhüter im Fünfer, und ich denke schon, dass Schiedsrichter Markus von Glischinski dies abpfeifen muss. Wenn es von Curslacker Seite aber heißt, zwei unserer Spieler hätten den Linienrichter zu einer anderen Entscheidung überredet, ist das ganz großes Kino", so Brumm schmunzelnd. "Man weiß ja bei einem Blick in die Fußballgeschichte schließlich, wie oft so etwas schon gelungen ist." Ironie des Schicksals: Glischinski stand vor einem guten Jahr, am 19. September 2009, ebenfalls im Blickpunkt. Seinerzeit gab er bei der Partie Meiendorf gegen Bergedorf (2:4) einen fragwürdigen Treffer für die Gäste. Der MSV erzwang per Einspruch ein Wiederholungsspiel. Nun erkannte von Glischinski nach Absprache mit seinem Linienrichter ein Tor ab - und konnte es wieder nicht allen recht machen.

Heist und Rellingen trauern. Das Verbandsgericht des Hamburger Fußball-Verbandes hat dem Einspruch der Kreisligisten TSV Heist und FC Eintracht Rellingen nicht stattgegeben. Die Partie der Kreisliga 8 war mit einem 0:3 für beide Teams gewertet worden, da der Schiedsrichter im Stau stand und sich die Teams laut TSV-Obmann Andre Behnke gemeinsam mit dem Schiedsrichter-Beobachter auf eine Neuansetzung der Begegnung einigten (das Abendblatt berichtete). Bei der doppelten 0:3-Niederlage bleibt es nun endgültig, da der Schiedrichter-Beobachter laut TSV-Trainer Mirco Seitz in der Verhandlung die Aussage abstritt, Behnke eine entsprechende Zusage gemacht zu haben.

Ehms Ärger in Groß Borstel. Erneut für Aufsehen sorgte Victorias Meistertrainer Bert Ehm. Nach der 2:3-Niederlage in Oststeinbek warf er den Gastgebern Zeitspiel vor, welches ausgesehen hätte, als sei es trainiert worden. Erst vor einigen Wochen war Ehm mit Palomas Frank Hüllmann aneinandergeraten (das Abendblatt berichtete).

Oststeinbeks Trainer Stefan Kohfahl monierte auf Nachfrage, "dass Vickys Stephan Rahn vor seinem Tor hätte vom Platz fliegen müssen". Außerdem sei der Freistoß vor diesem Treffer keiner gewesen. Ehm verließ daraufhin die Pressekonferenz: "Das war mir zu unsachlich." Oststeinbeks Liga-Obman Christian Gronauer verteidigte wiederum seinen Trainer: "Ehm begann den Streit. Aber ich verstehe ihn. Es läuft nicht bei Vicky, und das ist bitter für sie. Aber so konnte ich ihm leider sein Geschenk nicht geben." Hintergrund: Ehm hatte nach der 3:4-Niederlage in der vergangenen Saison den Oststeinbekern im Spaß mit den Worten "Glückwunsch an Groß Borstel oder wie der Verein hier heißt", gratuliert. Gronauer ließ nun ein T-Shirt in den Vicky-Farben Gelb und Blau anfertigen, um zum Pokalerfolg gegen RWO zu gratulieren. Schriftzug: "Glückwunsch aus Groß Borstel".