Oberligist NTSV verliert Trainer. Scholz appelliert ans Team

Hamburg. "Jetzt nehmt mal alle die Schreiber in die Hand, denn das heutige Spiel war mein letztes als Trainer des Niendorfer TSV", sagte Carrel Segner, um Fassung bemüht. Sichtlich mitgenommen, nicht nur vom 1:2 seines Teams beim USC Paloma, hatte der NTSV-Coach am Ende der Pressekonferenz an der Brucknerstraße die Bombe platzen lassen. Einige Tränen drückte er tapfer weg - und begründete seinen Schritt mit verfehlten sportlichen Zielen. Die Rückserie der vergangenen Saison und der jetzige Saisonstart seien zu schwach, höhere Ziele vereinbart gewesen. "In diesem Geschäft ziehen dann die normalen Mechanismen", erklärte Segner und blickte ebenso traurig drein wie Manager Marcus Scholz.

Kurz zuvor war die Mannschaft in der Kabine informiert worden. "Es war ein bitterer Moment für uns. Wir haben unseren Trainer sehr gemocht. Aber er sagte uns, bei dem was wir abliefern, sähe er sich gezwungen, die Reißleine zu ziehen. Es tat uns allen sehr leid", sagte Innenverteidiger Özden Kocadal. "Denn wir spielten gut und hätten dieses Spiel niemals verlieren dürfen."

Das stimmte - doch weder Remis noch Sieg hätten Segner länger als die bisherigen dreieinhalb Jahre im Amt gehalten. "In dieser Woche ist Carrel auf mich zugekommen. Unabhängig vom Ausgang der heutigen Partie wollte er zurücktreten", erklärte Scholz. Letztlich hatte sich eine solche Lösung länger abgezeichnet. Nach einer formidablen Hinrunde in der letzten Saison brach das Team ein. Der von Umfeld und Medien hoch gehandelte Kader holte nur 13 Punkte und wurde zur schlechtesten Rückrundenmannschaft. Selbst Ausnahmekönner wie Markus Schwoy und der nun zum TSV Wedel gewechselte und wegen seiner Futsal-Leidenschaft umstrittene Tamer Dönmez, blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Dass Scholz heute noch einmal betonte, er habe "selten einen so akribischen und hochqualifizierten Trainer erlebt", nutzte Segner nichts mehr. Sichtlich litt dieser auch an seinem Image, zu weich für die Truppe zu sein, auch wenn er offiziell stets betonte, "seit 20 Jahren im Geschäft zu sein und damit leben zu müssen."

Weiterleben wird Segners Leidenschaft für den NTSV trotzdem. Sowohl Scholz als auch der scheidende Coach betonten, für Segner solle eine Funktion im Verein gefunden werden. Zu Nachfolgekandidaten - einstweilen übernimmt Co-Trainer Ingo Glashoff - gab es keinen Kommentar, doch Top-Favorit dürfte Matthias Bub sein. Der Ex-Condor-Coach schaute sich das Spiel an, wurde bereits beim NTSV gehandelt und Scholz betonte oft seine Wertschätzung für Bubs Arbeit. Heute jedoch machte Scholz den wahren Schuldigen der Misere aus - und hielt einen flammenden Appell ans Team: "Die Jungs haben mit 1:2 verloren. Die wahre Niederlage war jedoch ihr Umgang mit Carrel. Er hat hervorragende Arbeit geleistet und auch schwierige Leute in den Griff bekommen. Was einige Spieler hier aber gebracht haben, geht gar nicht. Das soll sich die Mannschaft zu Herzen nehmen."