Verstolperte Strafstöße, Verbandsärger und ein journalistischer Krimi prägen den vierten Spieltag der Hamburger Amateurligen

Neue Formel in Pinneberg. "3 von 11" lautet die neue Formel an der Fahltsweide. Denn der VfL Pinneberg, Tabellenführer der Landesliga Hammonia, hat ein massives Problem vom berüchtigten Punkt. "Inklusive der Pokalniederlage in Rantzau erhielten wir in dieser Saison elf Strafstöße und haben ganze drei verwandelt. Das ist unglaublich. Langsam wird das Verschießen von Elfmetern zu unserer Lieblingsbeschäftigung", wunderte sich Pinnebergs Coach Michael Fischer nach der Partie gegen den Eimsbütteler TV. Die ganze Angst des Schützen vor dem Torwart demonstrierte sein Team beim Treffer zum 2:0-Endstand nach einer Stunde. Christopher Dobirr scheiterte an André Alves Lopes, der Elfmeter wurde wiederholt, Dobirr scheiterte wieder, Tugay Hayran und Nikola Maksimovic vergaben die Abpraller - bis Heiko Barthel den Ball mit der Picke in die lange Ecke stolperte. "Statt der alten Hobby-Regel 'Drei Ecken, ein Elfer' möchten wir demnächst für drei Elfmeter eine Ecke kriegen. Da sind wir wesentlich gefährlicher", sagte Fischer und schüttelte den Kopf. Er blieb aber optimistisch: "Genug Zeit zum Üben ist vorhanden. Wir sind vorne oft nur durch Fouls zu stoppen und erhalten bisher in jedem Spiel unseren Strafstoß."

Lurup gibt sich nicht geschlagen. Hammonia-Landesligist SV Lurup wird gegen die Entscheidung des HFV-Sportgerichts, dem SVL die Punkte aus der Partie gegen den SC Teutonia 10 abzuerkennen, Protest einlegen. "Wir sind nicht einverstanden mit der Umwertung des Spiels und lassen die Sache augenblicklich von einem Rechtswanwalt bearbeiten. Danach ziehen wir vor das Verbandsgericht", sagte Liga-Obmann Fritz Müller. Das Sportgericht hatte den 1:0-Auftaktsieg der Luruper in eine 0:3-Niederlage umgewandelt, da Kapitän Björn Bollin nicht spielberechtigt gewesen sei. Zwar lag vor Saisonbeginn eine Freigabeerklärung vom abgebenden Verein SuS Waldenau (Bezirksliga West) vor, doch diese reichte dem Verband nicht aus. Somit wurde Bollin bis zum 1. November gesperrt, und die Luruper faxten eine weitere Erklärung mit den gewünschten fehlenden Angaben zum Verband. Daraufhin erhielt Bollin die Genehmigung, aufzulaufen. Allerdings erst ab dem zweiten Spieltag.

HEBC verliert Heimrecht. Enttäuscht über ein Urteils des Sportgerichts ist auch Hammonia-Landesligist HEBC. Die Eimsbütteler Aufsteiger waren zum ersten Spiel beim FC Süderelbe verspätet erschienen (das Abendblatt berichtete), woraufhin Schiedsrichter Dennis Voß (TuS Dassendorf) die Partie nicht anpfiff. Erwartungsgemäß wurde die Begegnung nun mit 3:0 für Süderelbe gewertet. Zudem verliert der HEBC sein Heimrecht für das Rückspiel am 14.11., welches Süderelbe zugesprochen wurde. HEBC-Manager Tilo Gesper kann das nicht verstehen: "Der Verband wirft uns fahrlässiges Verhalten vor, ohne nähere Begründung. Wir sind seinerzeit fast drei Stunden vorher losgefahren und steckten lange im Stau. Ich verstehe nicht, wieso uns zusätzlich zu den Punkten auch noch ein Heimspiel genommen wird. Laut DFB-Regelwerk muss 45 Minuten gewartet werden, bis ein Spiel nicht angepfiffen wird. In Hamburg nur 15 Minuten. Wir reden hier von einem generellen Problem. Der Verband hat in der Vergangenheit auch viele andere Klubs so behandelt."

Prügelknaben der Liga. Weiterhin verdroschen wird Oberligist Wedeler TSV. Nachdem in den vergangenen beiden Partien jeweils ein Spieler ins Krankenhaus musste (das Abendblatt berichtete), kassierten die Prügelknaben der Liga nun beim Spiel in Curslack (2:1) statt Punkten wieder einen körperlichen Treffer. Der mit einer Schiene spielende Curslacker Sven Möller beging trotz Mittelhandbruchs eine Tätlichkeit an Mike Appiah. So sah es Schiedsrichter Björn Krüger (Eintracht Norderstedt), der den protestierenden Sünder kurz vor dem Pausentee vom Platz stellte. Zwar konnte WTSV-Coach Frank Pagenkopf durchatmen, da Appiah unverletzt weiterspielte. Bis zum Ende durch kam er aber nicht. Fünf Minuten nach Christian Spills Siegtreffer für die Gastgeber flog Appiah in der 70. Minute mit Gelb-Rot vom Feld.

Stadionverbot in Oststeinbek. Der Protest des Oberligisten Oststeinbeker SV gegen die Pokalniederlage bei Hansa-Landesligist Schwarzenbek (das Abendblatt berichtete) schlägt nun journalistische Wellen. Der OSV erteilte dem Journalisten Dirk Schulz (Bergedorfer Zeitung) Stadionverbot am Meesen. Schulz hatte in einem Kommentar dem Verein vorgeworfen, er sei ein "Schlechter Verlierer". Unmittelbar am nächsten Tag trat der Sportreporter seinen noch andauernden Urlaub an. Volker Gast, Sportredakteur der BZ: "Wir haben das Stadionverbot für unseren Kollegen etwas irritiert zur Kenntnis genommen und ihn informiert. Wir wollen den Konflikt nicht schüren. Dirk ist im Regelfall nicht für die Spiele des OSV zuständig. Sein Kommentar hätte auch von mir sein können. Oststeinbek war ein schlechter Verlierer." OSV-Coach Stefan Kohfahl: "Mal nannte uns Herr Schulz in seinen Kommentaren Ostbekspor, mal Einspruchspor und jetzt schlechter Verlierer. Das Maß ist voll, da er sich nicht über unsere gerechtfertigten Protestgründe informierte." Außerdem habe man Schulz kein Stadionverbot erteilt: "Wir haben der BZ, mit der wir ansonsten super zusammenarbeiten, mitgeteilt, sie solle ihn bei unseren Spielen einfach mal zu Hause lassen."

Hoffmann macht es nicht. Nach verpatztem Saisonstart ist Jens-Uwe Meier nicht mehr Trainer beim Hammonia-Landesligisten TuS Holstein Quickborn. Beim Auswärtsspiel beim FC Teutonia 05 (1:1) saß bereits Abteilungsleiter Torsten Hoffmann auf der Bank. Er hatte die Mannschaft noch in der vergangenen Saison erfolgreich betreut - trat nach dem Spiel aber gleich zwei Spekulationen entgegen: "Wir haben Herrn Meier nicht wegen des Starts entlassen. Es geht in diesem Fall wirklich um sehr private Gründe. Außerdem werde ich das Traineramt nicht erneut übernehmen. Ich bin Abteilungsleiter - und trainiere das Team nur interimsweise. Wir führen bereits Gespräche mit geeigneten Kandidaten."