Gemischte Gefühle an der Hoheluft nach der DFB-Pokalauslosung

Hamburg. Bert Ehm war bereit, alles auf eine Karte zu setzen. "Wenn wir die Bayern kriegen, dann werde ich das Hemd an meinem Leib vor euren Augen zerreißen", kündigte Victorias Coach "todesmutig" kurz vor der Auslosung an. Ex-Nationalspielerin und Glücksee Steffi Jones konnte Ehm aber nicht dazu bewegen, seinen gestählten Oberkörper den circa 70 Anwesenden im Pressekonferenzraum des SC Victoria zu präsentieren. Sie loste dem Hamburger Meister für die zweite Runde des DFB-Pokals (26./27. Oktober) den VfL Wolfsburg als Gegner zu.

Dies sorgte bei den Pokalhelden der Stadt für gemischte Gefühle. "Ein schlechtes Los. Sportlich sind wir, im Gegensatz zum Spiel gegen Oberhausen, chancenlos, und Zuschauer bringt der VfL kaum mit", bezog Betreuer Oliver Sextro deutlich Stellung. So negativ wollten es aber nicht alle sehen. "Klar habe ich mir den HSV, Werder oder Bayern gewünscht. Doch es hätte auch Cottbus sein können", meinte Ehm. Und fand augenzwinkernd, die Siegchance läge "bei 20 Prozent". Mittelfeldmotor Roger Stilz hob hervor, es handele sich "immerhin um den Meister des Jahres 2009", und Pokal-Torschütze Stephan Rahn freute sich "auf Spieler wie Edin Dzeko, Zvjezdan Misimovic und Grafite".

Den schwierigsten Fall wird der Außenseiter schon vor dem Spiel zu lösen haben: die Stadionfrage. Manager Ronald Lotz erklärte sogleich, die Imtech-Arena des HSV sei nun als Austragungsort aus dem Rennen. Mehr als aktuell ist jedoch ein Heimspiel auf der eigenen Anlage - oder ein Ausweichen ans Millerntor. Der Teufel steckt allerdings im Detail. Lotz muss einschätzen, wie viele Fans kommen werden. Sind es mehr als 6000, muss Victoria umziehen. Sind es weniger, könnte der Klub daheim bleiben. Doch diese Schätzung ist schwierig. "Es wird auch davon abhängen, ob der HSV zeitgleich in Frankfurt spielt. Wenn nicht, kommen bestimmt mehr Zuschauer zu uns", so Lotz.

Die beiden weiteren Unbekannten lauten Stadionmiete bei St. Pauli versus Installierung einer eigenen fernsehtauglichen Flutlichtanlage. "Einerseits würde uns der FC St. Pauli bestimmt entgegenkommen. Andererseits bin ich immer dafür, die Strukturen nachhaltig zu verbessern. Eine neue Flutlichtanlage könnte uns auch für andere Ziele nützen", sinnierte der Manager. Heute Abend wollen sich die Gremien des Vereins treffen und diverse Varianten durchrechnen. Neuzugang Sergej Schulz hat schon einen klaren Wunsch: "Am Millerntor wäre es super. Aber daheim gegen einen Bundesligaklub in unserem kleinen Stadion mit neuem Flutlicht - das wäre noch viel emotionaler."