Amateurfußball: Schenefelds Timo Carstens schießt sich Ohrläppchenfrust von der Seele. Meiendorf ärgert Zeugwart, Pinneberg gewinnt Europapokal

Carstens schlägt zurück. Zum Experten in Sachen Ohrläppchen wird derzeit Schenefelds Fußballabteilungsleiter Andreas Wilken. Wie angekündigt, legte er für den Hammonia-Landesligisten in der vergangenen Woche Protest gegen die 1:2-Niederlage beim FC Teutonia 05 ein. Angreifer Timo Carstens war von Schiedsrichter Paul Dühring (SC Schwarzenbek) in der 37. Minute wegen eines Ohrlochimplantats die Einwechslung verweigert worden (das Abendblatt berichtete). Der Verein will das nicht hinnehmen. "Ich habe mir die Fachbegriffe angeeignet. Timo hat sich an beiden Ohren ein sogenanntes Permanent-Ohrloch machen lassen", sagt Wilken. "Es entsteht ein Tunnel von fünf Millimeter Durchmesser, in dem Schmuck getragen wird. Den nimmt er beim Spiel raus, das Implantat klebt er ab. Robben beim FC Bayern klebt seinen Ring auch ab und darf damit kicken. Die Regeln sollten für alle gleich sein."

Vor dem Heimspiel gegen den SC Concordia II begutachtete Schiedsrichter Jan-Erik Sternke (SC Eilbek) Carstens Ohren. Er hatte keine Bedenken. Carstens stürmte wie befreit und erzielte vier Treffer. Das brachte ihm einen besonderen Sprechchor der Mitspieler ein. Wilken schmunzelnd: "Sie riefen 'Getaptes Ohr, viermal Tor'".

Altona kann kommen. Erleichterung in Oststeinbek. Die von der Gemeinde wegen Anwohnerbeschwerden erwogene Begrenzung der Zuschauerzahl auf 200 Fans (das Abendblatt berichtete) bei Heimspielen am Meesen ist vom Tisch. Der Verein hatte unter anderem beim Heimspiel gegen Curslack (0:0) vor zwei Wochen dagegen protestiert. Jetzt ruderte die Politik zurück. Der Streit mit den Anwohnern soll auf dem Verhandlungswege entschärft werden. "Wir sind erleichtert", sagte OSV-Liga-Manager Söhren Grudzinski - und freut sich auf einen Zahltag. "Nun können wir am 4. Mai beruhigt Altona empfangen."

Altona wird bleiben. Ebenso wie Eintracht Norderstedt meldet auch Altona 93 nicht für die Regionalliga und bleibt somit in jedem Fall Oberligist. Der Verein führte wirtschaftliche und sportliche Gründe an. Letztere sind besonders in diesem Jahr zu besichtigen. Das 2:3 gegen Curslack bedeutete die vierte Niederlage in Folge. Tabellenführer FC Bergedorf 85 will es dagegen wissen. Der Klub von den Sander Tannen reichte die Lizenzierungsunterlagen ein, will allerdings laut vereinsinterner Vorgabe nur dann aufsteigen, wenn die Mannschaft am Ende der Saison Platz eins oder zwei belegt. Somit kämpfen der SC Victoria und Bergedorf 85 um die Qualifikation für die neue Regionalliga. Alle übrigen Oberligavereine haben in Sachen Aufstieg abgewinkt.

Armer Zeugwart. Freundlichen Klartext sprach Meiendorfs Trainer Matthias Stuhlmacher auf der Pressekonferenz nach dem 1:0 in der Oberliga bei Eintracht Norderstedt. "Nach zehn Minuten hätten wir hier 4:0, 5:0 oder 6:0 führen können. Ich sehe in erstaunte Gesichter, aber wir hatten in diesen zehn Minuten sieben hundertprozentige Möglichkeiten. Es ist nicht unser Anspruch, in Norderstedt so früh mit 6:0 zu führen. Aber es war möglich."

Die fürchterliche Chancenverwertung war für den MSV-Coach allerdings keine Überraschung. "Bei unserem Abschlusstraining spielten sich die unglaublichsten Szenen ab, als wir den Torabschluss übten. Ich glaube, unser Zeugwart Rene Lejins vermisst immer noch sechs Bälle."

Hopp oder top. Diese Statistik kann sich sehen lassen: Vorwärts-Wacker-Manager Wolfgang "Karotte" Krause holte als Trainer in fünf Spielen drei Siege. Das ist so gut, dass er bis 2013 als Coach in Billstedt bleibt. Das Erfolgsrezept? "Früher haben wir zu oft unentschieden gespielt", sagt Kapitän Dennis Kreutzer und auch Krause sieht es ähnlich: "Ich verliere lieber mal ein Spiel und gewinne das nächste. Da muss man kein Kaufmann sein, um zu sehen, dass man dabei besser wegkommt!"

Gegen den SC Vier- und Marschlande sah es bereits zur Halbzeit nach einem Schützenfest für die abstiegsbedrohten Billstedter aus. Zum Pausentee führte Krauses Elf mit 3:0, profitierte dabei von der frühen Roten Karte gegen SCVM-Verteidiger Heiko Tetzlaff nach einer Notbremse. Am Ende hieß es 3:1 für Vorwärts. Der Klassenerhalt ist noch drin, weiß Krause: "Ich bin von Beruf Optimist. Bei mir darf im Training sogar gelacht werden."

Europapokalsieger. Mit Erfolg motivierte Pinnebergs Trainer Michael Fischer seine Jungs vor dem Pinneberger Kreisderby bei der SV Halstenbek-Rellingen. Mit 3:0 siegte seine Mannschaft und machte die letzten beiden Derby-Niederlagen auf eigenem Platz vergessen. Fischer erhielt sogar einen besonderen Titel im Halstenbeker Klubheim. "Man gratulierte mir nach der 1:2-Heimniederlage im Hinspiel und unserem 3:0-Auswärtssieg zum Gewinn des Derby-Europapokals", schmunzelte der Pinneberger Trainer.