Amateurfußball Billstedt schöpft Hoffnung mit Manager Krause auf der Trainerbank, DFB hilft sprachwissenschaftlich, Ehm hat unbekannte Spieler

Nie mehr Amateurfußball. Der immens hohe Einfluss der Sprache auf die Konstruktion der Wirklichkeit ist nicht erst seit dem feministischen Kampf für das Binnen-I ein Thema. Nun nimmt sich der DFB ein Beispiel und will einer weiteren Ungerechtigkeit den Garaus machen: der Begriff "Amateurfußball" soll abgeschafft werden. "Der Begriff 'Amateure' wird oft abqualifizierend verwendet", sagte Joachim Dipner, Spielausschussvorsitzender des Hamburger Fußball-Verbands. Auf dem Kongress für den Amateurfußball in Kassel erfuhr er von der Idee, die nun konkret wird. Bis Ende April soll eine Entscheidung her. Tendenz: Im offiziellen Sprachgebrauch soll nur noch zwischen "Profifußball" und "Fußball" unterschieden werden. Dipner unterstützt die Idee.

Basler der Oberliga. Ein unglaubliches Geschoss von Dennis Theißen sicherte dem SC Victoria den Sieg im Oberliga-Auswärtsspiel beim Oststeinbeker SV. In der 62. Minute nagelte Theißen den Ball mit mächtigem Anlauf aus 40 Metern per direktem Freistoß wie einen Strich zum 2:1 in den Winkel. "Das war ein Brett. Wahnsinn, wie das Ding eingeschlagen ist", sagte SCV-Trainer Lutz Göttling. "Überrascht hat es mich nicht, weil ich so etwas von Dennis schon oft im Training gesehen habe." Der Schütze mit dem Hammer im rechten Fuß beantworte die Frage, ob er nun dem früheren Freistoßkünstler Mario Basler nacheifere, launig: "Kann man so sagen. Nächstes Mal spiele ich bei dieser Entfernung wieder alles oder nichts."

Normales Pöbeln. Öffentlich über Gegner Eintracht Norderstedt beschwerte sich Pinnebergs Trainer Michael Fischer nach dem 2:0-Auswärtserfolg seiner Mannschaft an der Ochsenzoller Straße. Laut Fischer wurden seine Spieler nach der Partie im Kabinengang von Norderstedter Akteuren "verbal beleidigt". Die Spieler hätten von "übelsten Beschimpfungen" gesprochen. Norderstedts Manager Jörg Franke sah das anders. "Das waren ein paar normale Pöbeleien, wie sie im Fußball üblich sind. Was Michael Fischer gesagt hat, war völlig überzogen", sagte Franke - und wandte sich flugs dem möglichen Aufstieg in die Regionalliga zu. "Wenn wir sportlich nicht abrutschen, wollen wir melden. Wir haben alles durchgerechnet. Finanziell könnten wir den Aufstieg stemmen", sagte Franke.

Zwei "Zweier", zwei Schicksale. Ungewöhnliche Probleme offenbarten sich für Hammonia-Landesligist SC Concordia II nach dem 1:0-Erfolg im Abstiegsduell beim SC Teutonia 10. Als Kapitän Denis Friedrich seine Jungs im Siegeskreis fragte, ob sie wüssten, was nun gemeinsam gerufen und getanzt werde, gab es einige "Nein"-Stimmen. Kein Wunder, es war ja erst der zweite Saisonsieg für die Concorden, die nun gemäß ihrem Trainer Patrikk Ernst "die Aufholjagd starten wollen".

Eingetütet wurde der Sieg durch ein Tor von Jerry Sampaney in der zweiten Minute. Dessen Rückennummer "2" brachte allerdings an diesem Tag nicht allen Beteiligten Glück. Sein "Nummernkollege" Abdoulie Drammeh von Teutonia 10 wurde in der 32. Minute nach einer vergebenen Torchance vom neuen Coach Frank Gläser umgehend ausgewechselt.

Keine Granatengruppe? Bestens gelaunt setzte Elmshorns Trainer Bert Ehm in der vergangenen Woche ein Testspiel im mehr als 50 Kilometer entfernten Aumühle gegen Oberligist Meiendorfer SV an. Das 4:1 des Hammonia-Landesligisten gegen den MSV wurde jedoch beim Ligaauftakt zum Bumerang. Mit 1:2 verlor Elmshorn beim HSV III. "Vielleicht hat uns die Partie letzte Woche überheblich gemacht", sagte Ehm nach der zweiten Saisonpleite - und hinterfragte die Favoritenrolle seines Teams. "Wir sind keine Granatentruppe. Bis auf Antonio Ude und Jan Lüneburg kennt man bei uns keinen Spieler." HSV-Coach Jogi Meyer widersprach: "Eigentlich muss bei einem Team wie dem FCE der Busfahrer nur den Platz finden, damit sie siegen. Doch wir haben ihnen den Schneid abgekauft."

Starkes Debüt. Aufregung pur herrschte bei Billstedts neuem Trainer Wolfgang Krause schon vor dem Anpfiff des Oberliga-Spiels in Rugenbergen. Er qualmte eine Zigarrette nach der anderen. "Mein Puls ist bei 195", erklärte er. Neutrainer Sedat Özdemir hatte nach nur einem Spiel überraschend seinen Hut genommen, jetzt sprang der Manager mit dem Spitznamen "Karotte" ein: "Er kann gut motivieren und bei jedem Spieler ein Quäntchen mehr rausholen", sagte Kapitän Dennis Kreutzer nach dem prompten Auswärtserfolg beim favorisierten SVR (1:0). "Es wäre das erste Mal gewesen, dass ich nicht mit einem Sieg gestartet wäre", freute sich Krause. "Nüchtern gesehen sind wir schon abgestiegen, aber jetzt hat die Mannschaft wieder Hoffnung", sagte Krause, der nun auf jeden Fall bis zum Saisonende Trainer bleiben wird. Ob es danach weitergeht? "Schauen wir mal", lächelte die neue Billstedter Hoffnung, und Kapitän Kreutzer wusste: "Die Mannschaft würde sich freuen!"

Unglaubliches Finish. Einen genialen Schlussspurt legte Oberligist TSV Buchholz 08 im Heimspiel gegen den Tabellenletzten TSV Sasel hin. Ein blamables 1:2 stand nach 90 Minuten zu Buche, doch Philip Mathies (90.+1) und Alexander Bowmann (90.+3) besorgten in der Nachspielzeit den Sieg - und das ohne Vorwarnung. "Unsere zweite Halbzeit war schlecht. Wir sind überrascht, dass wir das noch drehen konnten", sagte Ligaobmann Gerd Bade.

Schock auf dem Platz. Die Partie der Bezirksliga West zwischen dem TSV Sparrieshoop und dem SC Egenbüttel musste beim Stand von 1:1 in der 65. Minute abgebrochen werden. Schiedsrichter Chris-Lasse Däbritz (Stade) erlitt einen Kreislaufzusammenbruch und musste im Rettungswagen versorgt werden. "Nach einer Stunde ging es ihm besser. Aus Respekt vor ihm nahmen wir das Angebot der Assistenten, das Spiel für ihn zu leiten, nicht an", erklärte TSV-Trainer Mario Steinhauer. Die Partie wird neu angesetzt.