Amateurfußball: Norderstedts Torjäger hat nichts verlernt, Buchholz bleibt fair, Janke wird ein Star

Wunderbares Comeback. Sein Gedächtnis ließ Norderstedts Harry Jurkschat nach der Partie beim SC Victoria (1:1) nicht im Stich. "Am 13. März 2011 spielte ich das letzte Mal in der Oberliga", sagte der 29-Jährige. "Genau bis 14.11 Uhr." Noch in Diensten von Altona 93 riss er sich damals an der Adolf-Jäger-Kampfbahn im Duell gegen Niendorf Kreuzband und Außenmeniskus.

Am Freitag feierte der frühere U16-Nationalspieler und Mitbetreiber der Hamburger Amateurfußball-Internetplattform blog-trifft-ball.de sein märchenhaftes Comeback. Eingewechselt in der 75. Minute, brauchte der Torjäger nur vier Zeigerumdrehungen, um das wichtige 1:1 für seine Farben zu erzielen. Ganz Norderstedt stürmte an die Eckfahne und feierte den Rückkehrer.

"Ich kann wieder mit links treffen und mein Knie hält Riesenjubel aus. Ich habe es schon geküsst", verriet Jurkschat, der ganz nebenbei den eigentlich als Star des Abends vorgesehenen Victorianer Nico Patschinski, dessen Debüt unauffällig verlief, in den Schatten stellte. Auch Trainer Andreas Prohn freute sich nach der Partie mit ihm: "Das sind diese schönen Geschichten, die der Fußball schreibt."

Achtmal 08. Oberligist TSV Buchholz 08 bleibt Seriensieger in Sachen Fairness. Zum achten Mal in Folge räumte der Verein den mit 3000 Euro dotierten "freundlich & fair"-Preis der Sparda-Bank ab. In der Oberliga gewann seit Bestehen des Preises noch kein anderer Verein die begehrte Summe. Die Hinrundenwertung bot gegen Ende ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Pinneberg, da Buchholz' Lukas Kettner am 16. Spieltag beim 1:1 in Oststeinbek eine umstrittene Rote Karte gesehen hatte. "Wir mussten etwas zittern, freuen uns aber nun umso mehr", sagte der Buchholzer Ligaobmann Gerd Bade. "Wie immer geht das Geld bei uns an die Mannschaft. Sie haben es sich durch ihr faires Verhalten verdient. Die Jungs planen diesmal nach der Preisverleihung am 9. März, etwas Besonderes mit dem Geld zu machen. Einzelheiten verraten wir, wenn es auf dem Konto ist."

SMS nach L.A. Nach dem 3:1-Erfolg seines NTSV in der Oberliga-Partie gegen Oststeinbek freute sich Manager Carsten Wittiber über den Zuschauerzuspruch am Sachsenweg "Es waren 300 Fans da, auch wegen Paul." Niendorfs Sechser Paul Janke, seit seinem Auftritt in der RTL-Serie "Der Bachelor" deutschlandweit bekannt geworden, weilte allerdings schlappe 9000 Kilometer vom Heimspiel seiner Truppe entfernt in Los Angeles. Auf Einladung von RTL moderierte er gemeinsam mit Frauke Ludowig die Sendung "Exclusiv - Weekend" von der Oscar-Verleihung in der kalifornischen Stadt.

Während Janke vielleicht eine Fernsehkarriere bevorsteht, kümmerte sich Wittiber zu Hause um die Basis. "Sogar gute Freunde von mir waren seinetwegen da. Ich habe sie getröstet. Außerdem schicke ich Paul gleich eine SMS nach L.A., damit er sich über unseren Sieg freuen kann."

Schwaches Debüt. Weiter im tiefsten Abstiegskampf steckt Oberligist SC V/W Billstedt. Im ersten Spiel unter dem neuen Trainer Sedat Özdemir setzte es ein 0:2 gegen Halstenbek-Rellingen. Manager Wolfgang Krause zeigte sich enttäuscht ob der Leistung des Teams, bedankte sich aber trotzdem bei den Gästen. "Da der Verband etwas unglücklich um 13 Uhr ein A-Jugend-Spiel angesetzt hatte und die anderen Plätze gesperrt waren, baten wir HR, das Spiel kurzfristig um 15 Minuten zu verschieben. Sie waren sofort bereit dazu. Das fand ich sehr sportlich."

Mutiger Schönteich. Ömer Güven saß am Boden, schüttelte den Kopf: "Ich weiß auch nicht, was ich dazu sagen soll." Ausgerechnet im Lokalderby gegen Bergedorf 85 hatte der Linksverteidiger des SC Vier- und Marschlande in der 82. Minute den Ball leichtfertig gegen Alexey Bugrov vertändelt, und der flinke Bergedorfer bedankte sich mit dem entscheidenden Treffer zum 3:2 für die Elstern.

"Der Sieg geht in Ordnung, wir haben Bergedorf zum Wackeln gebracht, fühlen uns aber unglücklich", sagte SCVM-Trainer Jan Schönteich, der damit überraschte, dass er im Tor Jan Junker den Vorzug vor Stammkeeper Patrick Möller gab. "Wenn wir hier acht Dinger kassiert hätten, hätte ich das auf meine Kappe nehmen müssen, denn Junker hat zwei Jahre nicht gespielt. Seine Aufstellung war nicht unmutig von mir", lobte sich der Trainer mit einem Lächeln selbst.