Tumulte bei der Auflösung des Vereins HSV Ochsenzoll - Vereinshaus vor Fertigstellung

Hamburg. Nach Ansicht der HSV-Juristen war der Schritt unumgänglich: Nachdem dem HSV Ochsenzoll e.V. 2009 (rückwirkend seit 2005) die Gemeinnützigkeit aberkannt worden war und die Insolvenz von Ochsenzoll drohte, solle die Auflösung des Vereins beschlossen werden, genau wie die Überführung des 130 000 Quadratmeter großen Geländes in den HSV e.V. Doch am Ende war es ganz knapp.

Im ersten Wahlgang wurde die notwendige Dreiviertelmehrheit bei 233 Anwesenden um sieben Stimmen verfehlt. Klubchef Carl Jarchow stellte daraufhin den Antrag, noch mal abzustimmen, die Wahl wurde wegen Formfehlern angefochten - was wiederum beim Ochsenzoll-Vorsitzenden Holger Criwitz zu einem Schreianfall führte.

Weil einige HSV-Mitglieder nach ihrer Stimmabgabe bereits den Heimweg angetreten hatten, mussten vor dem zweiten Wahlgang zunächst alle Verbliebenen die Halle räumen und wieder betreten, um die Zahl der Stimmberechtigten festzustellen. Beim zweiten Versuch klappte die Auflösung: Auf 163 der 215 Stimmzettel war das Ja angekreuzt, 161 waren notwendig. Kurios: Beim erneuten Einlass wurden nur 213 Mitglieder registriert.

Dies waren nicht die einzigen Pannen des Abends. Während Holger Criwitz, der Vorstand des HSV Ochsenzoll, die zu entrichtende Ertragssteuer für den HSV e.V. nach der Auflösung auf 1,1 Millionen Euro schätzte, korrigierte ihn HSV-Vorstand Oliver Scheel, es würden nur maximal 70 000 Euro Kosten entstehen. Zudem wurden weder das Pro und Contra diskutiert, noch legten die Gegner die Motivation für ihre Ablehnung offen. "Eine unwürdige Versammlung", urteilte Otto Rieckhoff, als Delegierter des HSV-Ochsenzoll im Aufsichtsrat.

In den kommenden Wochen wird nun die Liquidation des HSV Ochsenzoll vollzogen, vorausgesetzt, die zweite Wahl wird nicht angefochten. "Wer das tut, muss auch die finanzielle Verantwortung tragen", warnt Rieckhoff. In seinem Gremium wurden längst Beschlüsse für die Zeit nach der Auflösung getroffen. So sind die Planungen für ein neues Umkleidehaus auf dem Gelände des Lindenhofs weit fortgeschritten. Der Bau des Vereinshauses soll Mitte April abgeschlossen werden und wird auf 400 Quadratmetern neben der Gastronomie noch die Geschäftsstelle für die Amateure beherbergen.

Weitere Maßnahmen: Der Kunstrasenplatz, der bisher von Fußballern und Hockeyspielern genutzt wurde, erhielt bereits eine neue Flutlichtanlage und bekommt nun einen speziellen Hockeybelag. Gut möglich, dass neben dem zweiten, bereits gebauten Kunstrasen weitere Plätze von Naturrasen auf Kunstfaser umgerüstet werden.

"Für den Breitensport ändert sich durch die Auflösung nichts", verspricht Scheel. Die jährlichen Betriebskosten (700 000 Euro) wurden sowieso schon vom HSV e.V. getragen. Im Gegenteil, nach dem Umzug der U23 in den Volkspark im Sommer, wenn dort der dritte Rasenplatz fertiggestellt ist, ergeben sich mehr freie Kapazitäten.