Der seit elf Spielen sieglose Tabellenletzte VfL Lohbrügge ist heißer Anwärter auf das "Tor des Jahres" in der Oberliga Hamburg. Beim 1:3 gegen Altona 93 erzielte Jurij Braun von rechts außen auf Höhe der Mittellinie das zwischenzeitliche 1:1. Gäste-Keeper Oliver Hinz hatte einen Angriff der Lohbrügger dorthin geklärt. Braun bestrafte ihn mit einem Schuss aus mehr als 50 Metern! Lohbrügges Trainer Sven Schneppel, als Spieler selbst bei Altona 93 aktiv: "Ich habe selten ein schöneres Tor gesehen. Es war bestimmt das schönste Tor der Saison." Eines, das sein 21-jähriger Schützling auch aus einem anderen Grund nicht vergessen wird. "Es war mein erster Treffer", strahlte Braun nach dem Schlusspfiff.

Schon seit Wochen im siebten Himmel schwebt Victorias Defensiv-Allrounder Jasmin Bajramovic. Erst bestand er seine Examensprüfungen (Lehramt mit den Fächern Sport und Politik), dann übernahm ihn das Carl-von-Ossietzky-Gymnasium nach seinem Referendariat als Lehrer. Es folgte eine ausgedehnte Hochzeitsreise mit seiner Frau Susann durch Italien. Nach seiner Rückkehr ging es direkt auf den Platz zu seinem ersten Spiel seit mehr als zwei Monaten. Gegen BU (6:2) machte Bajramovic zwei Abstauber-Tore und half maßgeblich mit, die Herbstmeisterschaft in der Oberliga Hamburg zu sichern. Kommentar des Glücklichen: "Im Moment ist es einfach nur schön. Meine hartnäckigen Adduktorenprobleme habe ich übrigens auch auskuriert ..."

Nach den heftigen Übergriffen gegen Spieler von Türk-Birlikspor nach dem Bezirksligagastspiel beim FC Bingöl und dessen Suspendierung vom Spielbetrieb rechnete wohl jeder damit, dass das Urteil des HFV-Sportgerichts hart ausfallen würde. Das wirkliche Ergebnis der Verhandlung am vergangenen Mittwoch sorgte deshalb nicht nur bei Türk-Birlikspor für Entsetzen: Nur 1500 Euro muss der FC Bingöl berappen, um die Vorfalle für den Verband vergessen zu machen. "Wir wurden vom Verband im Prinzip zum zweiten Mal zusammen geschlagen", klagt deshalb TBS-Trainer Ömer Balci an, "wir hatten einen Bewusstlosen, einen Nasenbeinbruch, und die halbe Mannschaft wurde verprügelt." Und tatsächlich erscheint die Summe für die Schwere der Vorfälle vergleichsweise gering. Vor allem, wenn man in Betracht zieht, dass Vatan Gücü alleine für den wiederholten Einsatz eines gesperrten Spielers unter falschem Namen und wegen Passfälschung 750 Euro zahlen muss. Jetzt will Türk-Birlikspor versuchen, zivilrechtlich etwas zu erreichen.

Und wieder ein Abbruch: Die Partie der Kreisklasse 7 zwischen FC Alsterbrüder II und dem 1. FC Hellbrook fand nur wenige Minuten vor dem eigentlichen Schlusspfiff ihr Ende. "Es war eigentlich ein ganz normales Spiel, aber dann hat Hellbrook eine Rote Karte nach der anderen gesehen", erzählt FCA-Ligaobmann Steffen Lercara, "und dann hat der Trainer seine Spieler vom Platz geholt, damit nicht noch mehr Rot sehen." Hellbrook-Trainer Björn Balsam wollte die Geschehnisse nicht kommentieren. Zwischen dem Gastgeber und den Gästen selbst soll es keine großen Probleme gegeben haben, so Ligaobmann Lercara. Die Verbalattacken der Hellbrooker gingen nur gegen den Schiedsrichter. Da die Alsterbrüder beim Abbruch mit 3:0 führten, wird dieses Spiel wohl trotzdem für sie gewertet.

Kuriose Szenen in der Anfangsphase der Kreisliga-Partie zwischen dem SV Muslime und Hamm United II. Weil der Schiedsrichter Nuri Barcin mit seinen Assistenten um kurz vor 14 Uhr noch nicht auf dem Kesslau-Platz erschienen war, sprachen die Verantwortlichen kurzerhand Hartmut Lindstädt vom MSV Hamburg an, der zuvor das Spiel der zweiten Muslime-Mannschaft gegen den SC Hamm II gepfiffen hatte. Um fünf nach zwei erschienen dann aber Barcin und seine Assistenten auf dem Platz und erklärten, den Platz nicht gefunden zu haben. Sie erwarteten, dass das Spiel unterbrochen und neu angepfiffen würde. Die Verantwortlichen baten die Unparteiischen sich umzuziehen und dann weiter zu sehen. Als Barcin schließlich aufs Feld trat, wurde lange diskutiert und schließlich beschlossen, dass Lindstädt das Spiel ohne Gespann weiter leiten sollte. "Normalerweise müssen die eine Stunde vor Anpfiff da sein, als man mich fragte, ob ich das Spiel nicht pfeifen könne, habe ich zugesagt. Der Bericht ist von beiden Seiten unterschrieben, also alles richtig", sagte der Referee zu seinem überraschenden 180-Minuten-Einsatz. Barcin versprach, den Fall einem Ausschuss vorzutragen - und zog wieder ab.

Eine Eins mit Sternchen verdiente sich Torhüter Lars Stephan seines SC Schwarzenbek beim SC V/W Billstedt. Der frühere Curslacker spielte weit über dem üblichen Niveau der Landesliga Hansa. Sage und schreibe 23 Chancen ließen seine überforderten Vorderleute zu. 20 Mal war kein Durchkommen für Billstedt. Stephan flog und faustete, dass es eine wahre Pracht war. Sogar ein Elfmeter von Peter Iwosa nach einer Stunde war Stephans Beute. Nach 80 Minuten Dauerdruck brach jedoch der Bann. Der "Hexer" musste völlig schuldlos dreimal in Folge hinter sich greifen. Nach dem Spiel gab es für ihn Komplimente von allen Seiten. Nur Stephan selbst wirkte unglücklich: "Klar war das ein Sahnetag von mir. Aber was nützt es denn? Wir haben mit 0:3 verloren, und nur das zählt."

Rahlstedts Trainer Oliver Zapel trug sich am Wochenende mit überraschenden Rücktrittsgedanken! Nach dem 1:1 in der Landesliga Hansa am Sonnabend beim Schlusslicht SC Europa verharrte der Coach des RSC einige Minuten resigniert an der Seitenlinie. "Das wird für die Spieler keine Konsequenzen haben. Eher für mich. Ich überlege mir, ob ich aufhöre und bespreche diese Entscheidung mit meiner Frau. Ich betreibe hier einen Riesenaufwand, stoße aber immer wieder an Grenzen", kommentierte der einstige Oberliga-Torjäger voller Enttäuschung das Spiel. Am Sonntagnachmittag kam jedoch die Wende. "Ich bin jetzt nicht mehr so voller Emotionen und sehe es wieder sachlicher. So schnell gebe ich jetzt doch nicht auf. Aber es werden interne Maßnahmen ergriffen werden. Den einen oder anderen Spieler wird es treffen. Eine so leidenschaftslose Leistung wie gestern wird Rahlstedt unter meiner Leitung nie wieder zeigen ", so der Trainer, der einst Aufstiegsambitionen hegte.