Es dauerte bis zum Abend, bis der letzte Spieler von Türk-Birlikspor aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Die Pinneberger Bezirksligaspieler waren beim FC Bingöl zu Gast, das Spiel endete friedlich 2:2. Doch nach dem Abpfiff ereigneten sich schlimme Szenen, in die wieder einmal die Zuschauer des FC Bingöl verwickelt waren. Erst gerieten einige Bingöl-Anhänger untereinander aneinander, bevor sie dann in einer Schar von mehr als 50 Leuten auf die Spieler der Gastmannschaft zustürmten. Diese versuchten sich in die Kabine zu retten, wurden auf dem Weg dahin allerdings bereits mit Schlägen, Tritten und Gürtelhieben traktiert. Besonders schlimm erwischten die Bingöl-Anhänger Kenan Ortanca, der sich nicht mehr in die Kabine retten konnte und zu Boden gerissen wurde. Er zog sich Kopfverletzungen zu, war mehrere Stunden im Krankenhaus und wird wohl in den kommenden Tagen nicht arbeiten können. Glücklicherweise gelang es den Angreifern nicht, die Gästekabine zu stürmen - dort bunkerte sich Türk-Birlikspor bis zur Ankunft der Polizei ein. Die Verantwortlichen haben bereits Anzeige erstattet.

Ein multikulturelles Beleidigungs-Potpourri hat Einigkeit Wilhelmsburg zwei Platzverweise im Landesligaspiel gegen Voran Ohe (0:2) eingebracht. In der 39. Minute bedachte Onur Yilmaz Ohes Samin Rasminda mit einer persönlichen Beleidigung. Zwar auf Türkisch, doch Schiedsrichter Osman Ari (Sportfreunde Uetersen) verstand seinen Landsmann nur zu gut. In der letzten Minute zeigte dann Bastian Philipp seine verbalen Qualitäten. Über gut 60 Meter rief der dem Schiedsrichter zu: "Was pfeifst du denn hier für einen Scheiß?" Fast hätte Erhan Gerdan daraufhin bei doppelter Unterzahl noch den Ausgleich markiert, aber im Gegenzug erkonterte sich Ohe das 2:0. Schlusskommentar von Einigkeit-Trainer Thorsten Bettin: "Schade, dass wir uns immer selber durch so einen Mist schwächen. Beim zweiten Platzverweis hätte es aber auch die Gelbe Karte getan."

Wie groß ist die Ratlosigkeit beim VfL Lohbrügge? Wie schon in der Vorwoche beim 0:3 gegen Condor präsentierte sich die Mannschaft von Sven Schneppel nun auch gegen Paloma (1:2) nicht reif für die Oberliga. Nach dem Platzverweis für USC-Verteidiger Lars Schmitz wegen Nachtretens agierte der VfL mehr als eine Stunde in Überzahl, wusste diesen Vorteil aber nicht zu nutzen.

Blendend war die Stimmung beim USC Paloma, der nach sechs sieglosen Spielen in Folge in Lohbrügge endlich einmal wieder drei Punkte am Stück einfahren konnte. In bestechender Form: Thiemo Kieckbusch, der das 2:1-Siegtor erzielte und zuvor bereits als Vorlagengeber für Philipp Richter geglänzt hatte. Sein Trainer Frank Hüllmann freute sich kurz nach dem Schlusspfiff schon auf den Marsch in die Kabine, denn auch dort sollte der Goalgetter für gute Laune sorgen: "Ich denke, er muss da gleich nackend tanzen. Das hat er eben als Vorgabe gekriegt."

Dieser Mann ist offenbar nicht zu stoppen. Onur Tüysüz vom FC Türkiye dominiert zur Halbserie mit 20 Saisontoren die Torschützenliste der Landesliga Hansa und hat eine einfache Erklärung für seine beeindruckende Quote: "Ich bin superglücklich bei meinem Verein. Meine Mitspieler bereiten gut vor, und mit meinem Sturmpartner Christian Fuchs verstehe ich mich blind." Kurios: Beim 6:1-Erfolg gegen Tabellenschlusslicht SC Europa zählte Tüysüz, der in der Vorsaison noch für Einigkeit Wilhelmsburg auf Torejagd gegangen war und am Ende 27 Buden auf seinem Konto verbuchen konnte, nicht zu den Torschützen.

Verärgert über den TSV Neuland ist der SC Vorwärts-Wacker-Billstedt. Das für Sonntag angesetzte Bezirksligaspiel des Aufstiegskandidaten am Neuländer Elbdeich wurde bereits am Freitagmittag wegen Unbespielbarkeit des Platzes abgesagt. Billstedts Präsident Claus-Peter Mell warf den Neuländern daraufhin vor, die Absage bewusst betrieben zu haben: "Man weiß ja, dass Neuland einige Verletzte hat. Unter anderem fehlt ihr Stammtorwart René Peim. Schon zwei Tage vorher ein Spiel auf einem Grandplatz abzusagen ist absolut unsportlich. Das ist eine Sauerei." Neulands Präsident Horst Meyer hielt dagegen: "Wir mussten am Donnerstag das Training abbrechen, da der Platz überflutet war. Außerdem gehört er der Saga/GWG und deren zuständiger Angestellter hat ihn gesperrt. Peim hätte übrigens gespielt. Wir haben uns gar nichts vorzuwerfen."

Von den langsamen Mühlen der Hamburger Sportgerichtsbarkeit profitiert hat Hamm United im Landesliga-Spiel gegen Concordia II. Mit Obi Karimi (8.) und Kevin Hansen (32., 89.) schossen ausgerechnet zwei auf Bewährung spielende Kicker den Serienaufsteiger zum Sieg. Beide Spieler waren beim letzten Heimspiel gegen Ohe (0:0) mit Rot vom Feld geflogen, durften nach Absitzen der üblichen Zehn-Tage-Sperre aber wieder ran. Grund: Der HFV beraumte noch keine Verhandlung an.

Dreifach-Champion SC Victoria, ob seiner sportlichen Überlegenheit des Öfteren als "Bayern der Oberliga betitelt", hat sich nun im Umgang mit Niederlagen die Münchner zum Vorbild gekommen. Das 0:2 gegen Buchholz 08, nach dem 0:1 gegen Altona 93 die zweite Niederlage in Folge, nahm Trainer Bert Ehm zum Anlass von einer "handfesten Krise" zu sprechen. Nur "Vickys" Manager Ronald Lotz blieb entspannt: "Ist doch gar nichts passiert. Guckt auf die Tabelle." Dort kann nur Altona 93 den Victorianern einigermaßen folgen. Und dort ist Lotz sportlicher Berater ...

Am elften November ist der St. Martinstag. In der Tradition des Heiligen, der seine Kleider mit einem Bedürftigen teilte, leben auch die Auswechselspieler und Fans des FC Alsterbrüder.

Die Bezirksliga-Partie in Wentorf war zunächst auf einem Rasenplatz angesetzt, wurde aber, ohne die Gäste zu informieren, auf Kunstrasen verlegt. Die Folge: Kaum einer der Alsterbrüder hatte das passende Schuhwerk dabei. "Wir kamen hier mit Rasenschuhen an, was natürlich auch unser Fehler war. Die Spieler haben dann Schuhe von Reservisten und Zuschauern geliehen bekommen. Beim Auswechseln mussten auch die Schuhe getauscht werden", erzählt FCA-Trainer Jörg Richard . Den Ball schießen konnten die Alsterbrüder aber auch mit fremden Schuhen gut, sie gewannen 5:2.