Das hoch gehandelte Team von Trainer Nitschke befindet sich in einer sportlichen Krise. Der Coach setzt auf Durchhalteparolen.

Hamburg. Bergedorf-Trainer Manfred Nitschke stand im Regen und versuchte ungläubig eine Erklärung für das Ergebnis zu finden, während sich im Hintergrund die Oststeinbeker Spieler umarmten und Siegesgesänge anstimmten. Bergedorf in der Krise - wer hätte das gedacht? Auch der Bergedorfer Trainer war sichtlich überrascht: "Ich hatte nicht geglaubt, dass uns das Wasser mal so hoch an der Nase stehen würde." Mit drei mickrigen Punkten steht der FC auf dem vorletzten Tabellenplatz der Oberliga Hamburg - schlechter ist nur Aufsteiger Uetersen.

"Ich glaube weiterhin, dass in dieser Mannschaft Potenzial steckt", versuchte Nitschke nach dem Spiel die Niederlage zu verkraften. Dabei hatte alles so gut angefangen: Nach zwei Minuten war Jan Landau zur Stelle und machte das frühe 1:0 für die Elstern. "Schlechter kann der Auftakt nicht sein", schimpfte OSV-Torhüter Frederik Gößling, beim Gegentor chancenlos.

In der Folgezeit hätte Bergedorf frühzeitig die vorzeitige Entscheidung realisieren können, doch der sichtbare Wille fehlte einfach. Dabei hatten die Elstern noch Glück, als der schwache Schiedsrichter Sebastian Rabe ein deutliches Foul von Keeper Tom Pöhls an OSV-Stürmer Gökhan Cihan nicht ahndete. Das hätte Rot sein müssen!

Nach der Pause plätscherte das Spiel zunächst vor sich hin, ehe ausgerechnet der Ex-Bergedorfer Onur Ulusoy zuschlug, dann Gökhan Cihan sogar zur Führung traf. Erst nach dem Rückstand machten die Hausherren wieder Druck und versuchten das Spiel noch zu drehen, aber dafür war es zu spät. Jubelnd sprang OSV-Trainer Stefan Kohfahl mit dem Schlusspfiff von seinem Sitz. "Ich wollte es mir gerade im Keller gemütlich machen, aber jetzt freue ich mich über die drei Punkte. Davon war ja nicht auszugehen", sagte der Fußballlehrer, der in der Vorwoche den Sieg vorhergesagt hatte.

Was nun, Bergedorf? Von vielen als Meisterschaftsfavorit gehandelt, steht der Verein plötzlich in ungeahnten Gefilden der Tabelle. Insider schieben den Absturz auf die fehlende Reife nach den Abgängen beispielsweise von Tibor Nadj, der kurz vor einer Verpflichtung von Altona 93 stehen soll. Manfred Nitschke bemühte sich, Worte zu finden, und leistete sich einen unbeabsichtigten Versprecher: "Die Dumms tun mir ausgesprochen leid, nein, die Jungs natürlich. Wir haben nur drei gammelige Punkte und müssen mal einen Brustlöser haben." Wie dieser aussehen soll, weiß der 62-Jährige aber schon: "Wir müssen jetzt mal unsere Möglichkeiten ausnutzen und endlich einmal gewinnen."

Tore: 1:0 Landau (3.), 1:1 Ulusoy (61.), 1:2 Cihan (64.). SR.: Rabe (Vienenburg). Z.: 250.