Hamburgs Trainer Rodolfo Cardoso: “Ich habe immer gesagt, dass es noch ein weiter Weg zum Klassenerhalt ist.“

Hamburg. Zwei Schritte vor, einen zurück - es ist ein Tanz auf der Rasierklinge, den die zweite Mannschaft des Hamburger SV im Abstiegskampf macht. Was das 2:2 gegen den Chemnitzer FC wert ist, weiß das Team und Trainer Rodolfo Cardoso wohl erst am 7. Juni - nach dem letzten Spieltag. Zunächst war's ein weiterer kleiner Schritt aus der gefährdeten Zone, die nun schon fünf Punkte hinter dem HSV liegt.

Nach vier Spielen ohne Niederlage startete der HSV schwungvoll und mit viel Selbstbewusstsein. Schon nach zwölf Minuten hatte Dani Schahin die Führung auf dem Fuß, aber er verzog nach einem Pass von Tunay Torun. Zwei Minuten später war Schahin mit einem gewonnenen Zweikampf aber Wegbereiter zum 1:0, Christian Groß setzte sich durch, nahm den Ball mit, stand frei vor dem Chemnitzer Tor und schob den Ball abgeklärt an Torwart Sebastian Klömich vorbei ins Netz. Doch die verdiente Führung hatte nur vier Minuten Bestand: Einen von Kevin Hampf flach getretenen Freistoß aus 23 Metern ließ HSV-Keeper Raphael Wolf ins Eck rutschen. Durch einen Kopfball von Kai-Fabian Schulz (23.) und einen Schuss von Dani Schahin (41.) hätten die Hamburger wieder in Führung gehen können, aber zur Pause hieß es 1:1.

Dass dies auch nach 65 Minuten noch der Fall war, stimmte den HSV sehr glücklich. Denn die Sachsen hatten das Kommando übernommen und sich diverse Chancen herausgespielt. Die HSV-Deckung wackelte bedenklich - besonders, als Philipp Unversucht nach 57 Minuten verletzt vom Platz musste und Kai-Fabian Schulz in seiner neuen Position zunächst herumirrte. So hätte Gäste-Stürmer Steffen Kellig zum Matchwinner werden können: In der 59.Minute scheiterte er aus drei Metern am glänzend reagierenden Wolf, in der 60. Minute traf Kellig nach einer Vorlage von Christian Kunert die Latte, und drei Minuten später verpasste er freistehend aus sechs Metern das lange Eck. Doch Chemnitz brachte sich selbst um den Lohn der Arbeit, indem Kapitän Tobias Becker nach einem Foul im Mittelfeld frühzeitig unter die Dusche musste. In Überzahl übernahm der HSV wieder das Kommando und kam durch einen herrlichen Spielzug zum 2:1. Über den linken Flügel lief der Ball Torun, Gerrit Pressel und wieder Torun, der ihn im Fallen zu Dani Schahin spitzelte, der aus sechs Metern sein zwölftes Saisontor markierte. In der 76. Minute wäre fast die Entscheidung da gewesen, doch die (Fehl-)Entscheidung des Schiedsrichter-Assistenten verhinderte das 3:1 durch Torun - Abseits! So bekam Chemnitz die Gelegenheit zum Ausgleich und nutzte diese drei Minuten vor Schluss, nachdem Groß ein Kopfballduell verloren hatte und Kellig doch noch seinem Ruf als Torjäger gerecht wurde.

"Wir waren nicht clever genug, hätten den Ball in der Schlussphase mehr laufen lassen müssen", kritisierte Rodolfo Cardoso, "diesmal haben wir hinten nicht so gut gestanden. Spielerisch war das ein Schritt zurück, und ich habe immer gesagt, dass es noch ein weiter Weg bis zum Klassenerhalt ist." Aber immerhin die Richtung stimmt.


Tore: 1:0 Groß (14.), 1:1 Hampf (18.), 2:1 Schahin (69.), 2:2 Kellig (88.) - SR: Steuer (Menden). - Zuschauer: 346. - Gelb-Rote Karte: Becker (Chemnitz, 65.).