... weil Curslack nur 1:1 spielt; Abschied für Matthias Reincke

Überraschender Anruf. Einen erlösenden Schreck bekam Victorias Manager Ronald Lotz am Sonnabendnachmittag um 16.50 Uhr. "Unser Präsident Helmuth Korte gratulierte überraschend zur Meisterschaft", schmunzelte Lotz. Der Manager hatte den Tag daheim verbracht und, kurz nachdem er von der 1:0-Führung des Verfolgers Curslack gegen Niendorf erfuhr, fast sein eigenes Handy lahmgelegt. "Es fiel direkt auf ein Glas, und ich dachte, es ginge nichts mehr", sagte Lotz. Korte jedoch überbrachte ihm die frohe Kunde vom 1:1-Endstand in Curslack, der den Titel bedeutete. Flugs wurde beim neuen Oberliga-Meister eine Telefonkette gebildet. Vickys spontane Meisterfeier begann auf St. Pauli in der "Cafe Bar Rolo". Von dort zogen einige Spieler noch weiter. Besonders lobende Worte fand Lotz für seinen Trainer Lutz Göttling: "Ich freue mich extrem für ihn. Er hat schon in Meiendorf exzellente Arbeit geleistet, wurde dort oft Zweiter. Er soll es genießen, sich nun Hamburger Meister nennen zu können." Die Chance zum ersehnten Double hat Victoria genau in einer Woche: Am Pfingstmontag (16 Uhr, Hoheluft) im Amateurpokalfinale gegen Germania Schnelsen.

Eine Legende hört auf. Es lief Heidi Kabels "In Hamburg sagt man Tschüss", als Matthias Reincke in seinem letzten Oberliga-Heimspiel für den SV Curslack-Neuengamme einen Blumenstrauß und ein Bild als Geschenk entgegennahm. Ein letztes großes Ziel hatte die 40-jährige Amateurfußball-Legende, die es in der Saison 1997/98 auf vier Bundesligaspiele für den HSV brachte, noch: die Meisterschaft an den Deich holen. "Wir hatten uns mehr ausgerechnet, ich bin jetzt leer und enttäuscht", sagte Reincke nach dem 1:1 gegen den Niendorfer TSV, "es wäre natürlich ein Traum gewesen, wenn ich mich mit der Meisterschaft hätte verabschieden können. So gratuliere ich dem SC Victoria." Mit Reincke geht ein fantastischer Fußballer und hoch geschätzter Sportsmann. Seine Tore und Vorlagen werden den Amateurfußballfans genauso fehlen wie seine wunderbaren Sprüche. Den früheren SCVM-Trainer Jan Schönteich bezeichnete er beim Derby als "Rauhaardackel", Schiedsrichter Tarek Khemiri (MSV Hamburg) fragte er in der ersten Pokalrunde bei TuS Hamburg nach einem nicht geahndeten Foul, das ihn über die Seitenlinie katapultierte, ob das Spiel auf der Autobahn fortzusetzen sei ("Auf der A 1 geht's weiter, oder wie?"). Reincke will nach der Sommerpause entscheiden, ob er Trainer wird oder für ein Altherrenteam aufläuft. Bei Curslack spielte er drei Jahre, zum Abschluss verteilte er ein dickes Lob: "Viele Vereine könnten sich hier eine Scheibe abschneiden."

Gerichtlicher Doppelschlag. Vermutlich gleich drei Auswärtsspiele um den Klassenerhalt bestreitet Oberligist Oststeinbeker SV in dieser Woche. Vor dem letzten Spieltag in Buchholz (Freitag, 19 Uhr, Seppenser Mühelenweg) muss der Klub am Dienstag zum Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV). Verhandelt wird der Einspruch gegen die Umwertung des OSV-Sieges gegen Altona (3:0) in einen 3:0-Sieg für den AFC. Oststeinbeks Seyhmus Atug soll gesperrt gewesen sein (das Abendblatt berichtete). Ein weiterer Einspruch gegen das Urteil des HFV-Sportgerichts müsste einen Tag später am Mittwoch in letzter Instanz vor dem Verbandsgericht verhandelt werden. Oststeinbeks Manager Söhren Grudzinski sieht durchaus Erfolgsaussichten: "Wir haben am vergangenen Dienstag gegenüber dem HFV schriftlich sehr umfassend Stellung genommen und glauben, dass nicht nur wir einen Fehler gemacht haben."