Amateurfußball Oberligaklub kontert Punktabzug mit Auswärtssieg. Victoria stellt Torchancenrekord auf, Linse läuft falsch, aber zum Klassenerhalt

Erwartungen erfüllt. Einen neuen Saison-Torchancenrekord stellte Tabellenführer SC Victoria in der Oberligapartie gegen Schlusslicht TSV Sasel auf. 20 Einschussmöglichkeiten boten sich Vicky im Verlauf der Partie, sechsmal schlugen die Gastgeber zu. "Trotz unserer Treffer haben wir heute bei den Torchancen etwas geschludert", stellte Mittelfeldstratege Roger Stilz treffend fest. Besonders Benny Hoose war traurig, trotz seiner Treffer zum 1:0 und 3:0. Er vergab mit der letzten Aktion des Spiels seinen dritten Elfmeter in sechs Wochen und war zu keinem Kommentar bereit. Kurz und knackig auf den Punkt brachte hingegen Vickys Trainer Lutz Göttling seine Freude über die Entscheidung des Norddeutschen Fußball-Verbands, Vicky die Lizenz für die kommende Regionalligasaison ohne Auflagen zu erteilen. Göttling: "Ich habe nichts anderes erwartet."

Böse richtig gut. Das Vierländer Derby beim SC Vier- und Marschlande entschied der SV Curslack-Neuengamme dank der Glanzparaden von Torwart Frederic Böse mit 2:0 für sich. "Es hat Spaß gebracht, aber wir waren echt schwach", kommentierte Böse die Partie. Er war besonders motiviert aufgelaufen, da er das Hinspiel wegen einer Rotsperre verpasst hatte. Sein Trainer Torsten Henke entschuldigte sich fast für den Sieg: "Unsere erste Halbzeit war erschreckend. Die glücklichere Mannschaft hat gewonnen." Vom Sieg persönlich wenig profitieren dürfte Curslacks Sven Möller, der von seinem Spielerberater dem Regionalligaklub Holstein Kiel angeboten wurde. Die Beobachter der Kieler werden nach seinem unauffälligen Auftritt wohl keine Empfehlung in ihr Notizheft geschrieben haben. Sein Coach machte sich dazu grundsätzliche Gedanken. "Ich muss mich daran gewöhnen, dass Spieler in der Oberliga Berater haben. Das ist wohl heutzutage so", sagte Henke.

Historisches Fehlverhalten. "Benjamin Linse hat mit seinem taktischen Fehlverhalten Liether Geschichte geschrieben. Ich baue ihm ein Denkmal", jubelte Torben Roß, Manager und Interimstrainer des Hammonia-Landesligisten SV Lieth, nach dem 3:3 gegen Blau-Weiß 96 Schenefeld. 0:3 lag Lieth im Waldstadion nach 55 Minuten bereits hinten, stand mit mehr als eineinhalb Beinen in der Bezirksliga - und startete ein unglaubliches Comeback.

Dimitri Rawinski verkürzte auf 2:3 (64., 81.), bevor der 32-jährige Linse, seit 2002 im Verein, alle verwirrte. "Er lief als rechter Außenverteidiger auf die linke Seite, um sich einen Ball zu erkämpfen. Dann spurtete er in die Sturmspitze. Taktisch alles völlig falsch", sagte Roß. Aber mit perfektem Ergebnis, denn Linse bekam die Kugel zugespielt und machte aus elf Metern das 3:3. 280 Fans waren aus dem Häuschen, denn das Remis bedeutet den Klassenerhalt.

Ganz Lieth war glücklich, während an der Max-Bauer-Allee fassungslose Trauer herrschte. Der SC Teutonia 10 muss trotz des 5:3-Heimsiegs gegen Sperber in die Bezirksliga absteigen.

Punktabzug für Oststeinbek. Trainer Stefan Kohfahl rief sein Team im Mittelkreis zusammen: "Einige wollen nicht, dass wir feiern, aber es kann ja das letzte Mal sein. Darum sollten wir feiern!" Der 2:0-Auswärtssieg des Oststeinbeker SV bei der SV Halstenbek-Rellingen geriet fast zur Nebensache. In aller Munde war die Umwertung des OSV-Sieges (3:0) gegen Altona. Seyhmus Atug soll nicht spielberechtigt gewesen sein. Am vergangenen Freitag legte Altona erfolgreich Protest ein. Die Oberligapartie vom 4. Mai wurde in ein 3:0 für Altona umgewertet. Ob dieses Vorgehen korrekt ist, damit beschäftigt sich Rechtsanwalt Holger Rochow. "Wir haben Einspruch eingelegt und eine mündliche Anhörung beantragt", sagte er. Besonders negativ stößt bei den abstiegsbedrohten Oststeinbekern auf, dass die Umwertung des Spiels innerhalb eines Tages möglich war. "Altona hätte nicht mal den Protest zurückziehen können, wenn wir sie überredet hätten", schimpfte Kohfahl. Das Team zeigte unterdessen den Willen zur Rettung. Spielermanager Söhren Grudzinski hielt vor dem Spiel eine Ansprache: "Ich habe gesagt, dass Fehler passieren und wir noch neun Punkte holen müssen. Das waren die ersten drei."

Schwarz-Gelb schlägt Krausz. Zwei Niederlagen kassierte Palomas Trainer Marco Krausz am Wochenende gegen Schwarz-Gelb. Erst sah der Bayern-Fan am Sonnabend das 2:5 gegen Dortmund in Berlin, dann unterlag er Sonntagmorgen in der Oberligapartie bei den Schwarz-Gelben vom SC Condor mit 0:3. "Wir haben nichts geschenkt bekommen, hatten das auch nicht erwartet", spielte Krausz auf die Freundschaft zwischen den Vereinen an. "Schützenhilfe mag ich nicht. Das war eine anständige Geschichte", sagte Condors Trainer Meik Ehlert - und äußerte sich zum Protest Altonas gegen das 0:3 in Oststeinbek: "Ich hätte mich maßlos geärgert, wenn Altona keinen Einspruch eingelegt hätte. Man muss bedenken, wie oft sich Oststeinbek schon quergelegt hat. Wenn sie einen Fehler gemacht haben, müssen sie dafür geradestehen."