Amateurfußball Bergedorf 85 hilflos vor dem Sportgericht, Gillich beflügelt vom BVB

Großes Aufstiegswochenende. An guten Beispielen vom Sonnabend orientierte sich am Sonntag Hansa-Landesligist SC Vier- und Marschlande. "Dortmund wurde Meister, und aus den Landesligen machten Pinneberg und Billstedt den Aufstieg perfekt. Da wollten wir nicht hinten anstehen", meinte Trainer Jan Schönteich. Sein Team zog mit einem überzeugenden 4:0 in Dassendorf nach - und marschiert nun als Aufsteiger nach einer überragenden Saison direkt in die Oberliga durch. Nur in einem Punkt wähnte sich der Erfolgscoach gegenüber seinen Kollegen aus Billstedt (siehe Interview) und Pinneberg (Trainer Michael Fischer: "Endlich konnten wir die Schmach des Abstiegs von vor drei Jahren tilgen") im Hintertreffen, wie er in Feierlaune erklärte: "Jetzt haben wir ein Luxusproblem. Es gibt echt Besseres, als an einem Sonntag so einen Erfolg zu haben, wo am nächsten Tag alle arbeiten müssen. Aber wir werden das schon gebührend feiern. Man steigt ja nur einmal im Jahr auf."

Auf Dortmunds Spuren. Doppelte Freude für den Buchholzer Stürmer Arne Gillich: Der große Dortmund-Fan bejubelte nicht nur die Meisterschaft seines Lieblingsklubs, er besiegelte auch fast im Alleingang die 1:3-Niederlage Altonas bei der Oberliga-Partie in Buchholz. "Ich hätte heute vier bis acht Tore machen müssen. Gestern habe ich den ganzen Tag gefeiert, das hat mich wohl beflügelt", erklärte Gillich sein Auftreten. Für zwei Tore und eine Vorlage zeichnete er am Ende verantwortlich. Eigentlich wollte Gillich mit BVB-Trikot auflaufen, verriet der sympathische Buchholzer, der sogar Mitglied bei Borussia Dortmund ist. Doch Trainer Thomas Titze hatte etwas dagegen: "Unsere Ausweichtracht ist nun mal nicht gelb", lachte Titze, "ich habe ihm aber gesagt, dass Kloppo hier ist und ich ihn schön grüßen soll." Für Buchholz soll es am Saisonende für Platz zwei reichen. "Bei St. Paulis Dominanz ist das ja schon fast wie die Meisterschaft", so Gillich.

Fortsetzung folgt. Eine echte Geheimwaffe zog Hansa-Landesligist SC Sperber gegen Hamm United aus dem Ärmel. Mit zarten 44 Lenzen schnürte Trainer Knut Assmann noch einmal seine Schuhe und stand im Sport-Duwe-Stadion Alsterdorf in der Startformation seines Teams. "Ich wollte nicht spielen und hatte großes Lampenfieber. Schließlich kann so eine Aktion auch Respekt bei den Spielern kosten. Wegen unserer Verletztenmisere blieb mir aber nichts anderes übrig", sagte Assmann - und ersetzte in der ersten Hälfte Philipp Stamer im Sturm, der aus beruflichen Gründen erst zur zweiten Hälfte kam und mit zwei Treffern maßgeblichen Anteil am 3:1-Sieg hatte. "Da konnte ich nicht sehr viel kaputt machen", schmunzelte Assmann, der seine aktive Spielerkarriere eigentlich vor sechs Jahren beendet hatte. Die Bedenken des Coachs erwiesen sich allerdings als unbegründet. Assmann freudig: "Sogar am nächsten Tag bekam ich noch in einer SMS von einem meiner Spieler Respekt ausgesprochen." Der Inhalt? "Starker Auftritt, Trainer. Fortsetzung folgt."

Sportskanone, die Zweite. Ebenfalls von seiner durchtrainierten Seite zeigte sich Jörn Großkopf, Trainer des FC St. Pauli II. Vor der Oberliga-Partie gegen den Tabellenletzten Bramfelder SV versprach er seiner Mannschaft, eine überzeugende Leistung mit 200 Sit-ups zu belohnen. St. Pauli siegte 6:0, und Großkopf schritt direkt nach dem Spiel zur Tat. Angefeuert von seinen Jungs, ackerte der Coach, bis die Bauchmuskeln glühten. Großkopf auf der Pressekonferenz: "Ich mache jeden Tag 100 Sit-ups, aber 200 Stück tun richtig weh. Besonders die letzten 20 habe ich so richtig gespürt. Jetzt brauche ich erst mal ein Bier."

20 Euro verschenkt. Einen hilflosen Auftritt legte Bergedorf 85 am Mittwoch vor dem Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes hin. Teammanager Andreas Hammer, Ersatztorwart Rene Peim und Spielführer Martin Sobczyk begründeten den Einspruch der Bergedorfer gegen die 3:4-Pokalpleite im Achtelfinale beim ETV schlicht mit Hörensagen. Ein Fan habe bei der Einwechslung von Ibrahim Barry in der 81. Minute gerufen, Barry habe "ja gerade erst in Berlin gespielt", ein anderer Zuschauer von einem Engagement Barrys in Spanien gesprochen. Als Richter Christian Koops die Bergedorfer aufforderte, ihre Vermutungen zu untermauern ("Sie wissen schon, dass Sie hier beweispflichtig sind?"), stand die Vertretung der "Elstern" blank da. Nach gerade einmal zehn Minuten riet Koops mit der eleganten Formulierung, dass "es durchaus sein könnte, dass Ihr Protest abgewiesen wird, wenn Sie ihn nicht zurückziehen möchten", den Bergedorfern durch die Blume zum Rückzug. Der Verein erhält seine 100 Euro Protestgebühr zurück, muss aber nun 20 Euro Verhandlungsgebühr bezahlen - verschenktes Geld.

Auslosung. Somit steht der ETV nun endgültig im Oddset-Pokal-Viertelfinale, das heute Abend um 18.30 Uhr bei Lotto Hamburg (Überseering 4) ausgelost wird. Gespielt wird am 10. und 11. Mai.