Filialen großer Unternehmen ersetzen nach und nach die Familienbetriebe, die Jahrzehntelang das Bild prägten.

Pinneberg. Es tut sich was in der Pinneberger Einkaufsmeile: Machte die City vor einem Jahr vor allem mit Geschäftsaufgaben und Leerständen auf sich aufmerksam, hat sich das Bild inzwischen gewandelt. In den ehemaligen und eine Weile leeren Räumen des Reisebüros Globetrotter haben sich ein Friseur und ein Modegeschäft eingerichtet. Die Räume des Pinneberger Traditionsgeschäftes Lohse haben das Familienunternehmen Glindmeyer mit einer Boutique für exklusive Damenwäsche und Juwelier Berndt gefüllt. In die ehemaligen Räume der Parfümerie Bödecker ist schließlich eine Aust-Filiale mit "dynamischer Mode für die erfolgreiche Frau" gezogen. Das Geschäftskarussell dreht sich weiter: Herrenausstatter Dressman hat Pinneberg verlassen. In dieser Woche eröffnete dort die Parfümerie Douglas eine strahlende Filiale in der Rathauspassage. Vom Umzug aus dem Fahltskamp in das Shopping-Center verspricht Klaus-Diether Hübenthal sich und seinen Kunden nur Vorteile: "Das ist eine erhebliche Standortverbesserung", so der Geschäftsführer von Douglas Nord. "Die Verkaufsfläche und Sortiment sind nun sehr viel größer. Wir können unserer Kundschaft die einzelnen Marken mit neuem Ladenbaukonzept sehr viel besser präsentieren." Wer in die ehemaligen Douglas-Räume zieht, steht noch nicht fest. Sicher dagegen ist, dass die Alisha Moden GmbH Ende März mit gepflegter Damen-Freizeitmode die Verkaufsfläche von Stark-Mode in der Lindenstraße übernimmt. Günter Kleinschmidt gibt nach zehn Jahren seine Boutique "aus Altergründen" auf.

Eine gute Nachricht für die modebewusste Pinneberger Damenwelt: Gerry Weber öffnet im September am Lindenplatz im derzeitigen Schuhhaus Armbruster eine Filiale. "Der Umbau startet im August", so Unternehmenssprecherin Nina Lauterbach. Dabei soll auch das Gesamtbild des ortsprägenden Hauses, an dem sich die Dingstätte in Fahltskamp und Damm splittet, attraktiver und moderner gestaltet werden. Auf einer Verkaufsfläche von 280 Quadratmetern sollen ab Herbst die Gerry Weber Marken einen weiteren Modemagneten für die Damen in Pinneberg bilden.

Für die Entwicklung in der Pinneberger Innenstadt in den vergangenen Jahren gibt es einen Namen: Die Tendenz der Abflachung des innerstädtischen Angebots kombiniert mit Leerständen nennt sich "Trading Down". Über Jahrzehnte hinweg prägten Familienunternehmen die Geschäftswelt im Stadtkern. Als sich in den vergangenen Jahren die Senior-Chefs zur Ruhe setzten, fehlten die Nachfolger in den Familien. Es tat sich eine riesige Lücke auf, die nun nach und nach mit Filialen von teils weltweit agierenden Unternehmen gefüllt wird. Das einstmals individuelle Gesicht der Geschäftswelt ist längst verloren, vor allem über das Überangebot an Handy-Läden oder Friseurfilialen lässt sich streiten. Aber das steht fest: Das Leben kehrt langsam zurück in die Einkaufszone.