Die Wandlung einer maroden Immobilie zum kuscheligen Urlaubsquartier.

Die Konkurrenz unter Sylter Hotels ist groß. Seit einiger Zeit ist hier ein neuer Trend erkennbar, denn Westerland rüstet auf. Einige Häuser "aus der zweiten Reihe" wurden aufgewertet. Zu denen gehört das "Long Island House" im südlichen Ortsteil. Klar, Sylt ist mit seinen fast 40 Kilometern eine lange Insel, da bietet sich so ein Name an. Aber Martina Blum sagt: "Nein, das soll nur meine Begeisterung für Long Island bei New York ausdrücken."

Gemeinsam mit ihrem Lebens- und Geschäftspartner Lars Poppe hat die geborene Sylterin das unscheinbare Haus 2004 gekauft. Bei einem Kurzurlaub auf der Insel lernte Lars Martina kennen. Die Fernbeziehung hatten sie bald satt und entschieden sich für Sylt als Lebensmittelpunkt. Der konkretisierte sich dann im Erwerb des ehemaligen Wohnhauses, das zur Versteigerung stand. Schnell war man sich einig, daraus ein Hotel zu machen.

"Wir sind klassische Quereinsteiger und trauten uns das durchaus zu, da wir in unseren Jobs immer mit vielen Menschen zu tun hatten", sagt Lars. Mit großer Offenheit behandelt das sympathische Paar seine Gäste, zumal es selbst im Haus wohnt.

Bis aus dem Wohnhaus ein Hotel entstanden war, mussten einige Hürden überwunden werden. "Die Baufälligkeit des Gebäudes wurde unterschätzt. Eine klassische Kernsanierung musste her", erinnern sich die beiden. Mitte 2005 konnte eröffnet werden. "Wir haben mit Hilfe eines Hamburger Architekten versucht, den amerikanischen Landhausstil, der uns sehr gefällt, mit modernen Aspekten zu kombinieren", sagt Lars. Menschen, die Komfort und Ruhe schätzen und dabei auf ein geschmackvolles Ambiente und den Service eines privat geführten Nichtraucher-Hotels Wert legen, sind hier richtig. Die entspannte Art des amerikanischen Weekend-Vorbilds kommt zur Geltung.

Die Wohnaccessoires werden durch originelle Treibhausmöbel, Seekisten und Windlichter ergänzt. "Vor allem die als Tisch benutzten Seekisten finden großen Anklang", erzählt Martina. Das zeitlose Design mit maritimem Charme kommt gut an. Zum Cremeweiß und Nussholzbraun passen die Farbakzente in Rot, Grün und Blau. In einigen der zehn Zimmer erinnern die Betten an Alkoven. Manche Räume wirken fast wie eine Schiffskajüte.

CD-Player und kabelloser Internetzugang gehören zum Standard. "Unsere Gäste sind meistens im Alter zwischen 25 und 45 Jahren, aber auch Ältere fühlen sich hier wohl", sagt Lars. Erholen kann man sich auch auf Sonnenliegen in der Gartenanlage oder auf der kleinen Sonnenterrasse.

Wie es sich für ein Garni-Haus gehört, lockt allmorgendlich ein ausgiebiges Frühstücksbüfett, bei dem die köstlichen Fischdelikatessen hervorzuheben sind. Wie sollte es auch anders sein, ist Martina doch die Tochter des bekannten Sylter Fischhändlers Blum. Schiffsmodelle sind denn auch die passende Dekoration in dem schön hergerichteten Frühstücksraum.

"Ankommen - eintreten - wohlfühlen", auf diese knappe Formel bringt es ein Gast. Viel gelobt wird die persönliche Atmosphäre und die pfiffige Ausstattung. "Ich hatte das Gefühl, ich wäre bei Freunden untergebracht, die mir ihre Hausschlüssel und ihr Gästezimmer überlassen haben", schrieb ein anderer ins Gästebuch.

Dieses Haus ist ein Geheimtipp auf der Insel geworden, nicht zuletzt auch deshalb, weil es komfortable Unterkunft zu einem Preis anbietet, der in Kampen und Keitum leicht das Doppelte betrüge. So bleibt vielleicht noch Geld für ein gutes Essen, etwa beim Sternekoch Jörg Müller. Sein Restaurant liegt ja nur 100 Meter entfernt.