Kreideweiße Steilküsten, endlose Strände und eine gediegene Bäderarchitektur locken Touristen an. Doch neben den beliebten Zielen findet sich auf Rügen viel Natur.

Eine steil abfallende Kreideküste, zwei malerische Leuchttürme und ständig eine steife Brise - angekommen am Kap Arkona, dem nördlichsten Zipfel der Insel Rügen. "Hier können Sie im Prinzip ganz Rügen auf kleinem Raum erleben", wirbt Bürgermeister Ernst Heinemann augenzwinkernd für "seine" Gegend und führt den Besucher aus Hamburg erst mal durch den Garten zum "Rügenhof". Das ist ein ehemaliges Gut, auf dem ein Dutzend (Kunst-)Handwerker arbeiten und ihre Läden haben. Der Weg führt durch einen liebevoll angelegten Bauerngarten zum Gutshaus, auf dessen Terrasse allerlei Köstlichkeiten ausgeschenkt werden. Der Hobbyhistoriker Heinemann hat sich tief eingegraben in die Geschichte des Kaps, und er ist stolz darauf, dass der ehemalige Führungsbunker der 6. Flottille der Volksmarine am Fuße des Leuchtturms jetzt für Besichtigungen zugänglich ist und als Raum für Veranstaltungen dienen kann.

Einmal abgesehen von dem Treiben auf dem Rügenhof, das Kap selbst ist natürlich die Attraktion. Ein paar Schritte von den Leuchttürmen entfernt, in der ehemaligen Marinesignalstation, lebt seit Frühjahr 2009 der Bildhauer und Schmuckdesigner Matzi Müller. Wenn man mit Matzi Müller die steil nach unten führende "Königstreppe" zur Ostsee hinuntersteigt und die Sonne dabei die fast senkrecht abfallende Kreideküste anstrahlt, dann scheint Rügen ein einsames Eiland zu sein, auf dem die Zeit stehen geblieben ist. Mit geübtem Blick sucht und findet Matzi Müller am Fuß der Steilküste versteinerte "Donnerkeile" und seltsam geformte "Hühnergötter", wie die Flintsteine mit natürlichen Löchern hier genannt werden. Bernstein sei dann schon schwerer zu finden, erzählt der Künstler.

Von Kap Arkona führen nur zwei Wege auf die Insel: Entweder über eine schmale Landzunge, die sogenannte Schabe, nach Osten oder mit der Wittower Fähre Richtung Süden. Denn Rügen besteht bei genauerer Betrachtung aus einer Vielzahl kleiner Eilande, die oft genug nur durch schmale Landzungen, Dämme, Brücken oder Fähren miteinander verbunden sind. Ganz im Westen Rügens liegt die Halbinsel Ummanz, wo Holger Kliewe Geflügel züchtet. Die originalen "Pommerngänse" mit dem grauen Gefieder hat schon sein Vater gezüchtet. Deren Fleisch wird hier für die legendäre "Pommersche Gänsespickbrust" verwandt, eine in dünne Scheiben geschnittene Räucherspezialität.

In den letzten Jahren hat Kliewe damit begonnen, seinen Hof mehr zum Ferienhof auszubauen.

Ganz gediegen wird es dann im östlichen Teil Rügens: Die Bäderarchitektur von Binz, Sellin oder Göhren erstrahlt in altem Glanz und modernem Komfort: Seestege, weiße Strände, erstklassige Restaurants. Und wenn dann noch der"Rasende Roland", wie die historische Bäderbahn hier genannt wird, qualmt und pfeift, dann ist das wie eine Zeitreise in die vermeintlich gute alte Kaiserzeit. Und wenige Schritte weiter schon wieder die reine Natur: Der östlichste Zipfel Rügens, die Halbinsel Mönchgut, ist wieder eine ganz andere Welt: Endlos erscheinende Sandstrände, abgelegene Dörfchen und ein ganz besonderes Schaf. Das "Rauwollige Pommernschaf" ist hier wieder zu Hause. Nils-Torsten Volk, Schäfer aus Leidenschaft hält ausschließlich diese vom Aussterben bedrohte Schafrasse.

Und im Südosten Rügens haben engagierte Frauen das scheinbar Unmögliche möglich gemacht: Angesichts stetig sinkender Preise für Milch und Milchprodukte haben sie eine eigene Molkerei gegründet. Sylva Rahm-Präger ist auf Rügen aufgewachsen, hat Agrarwissenschaften studiert, jahrelang an Forschungseinrichtungen gearbeitet und doch nie "ihre" Insel vergessen können. Als sie die wissenschaftliche Karriere an den Nagel hängte, um in einem leer stehenden Schweinestall in Poseritz auf Rügen eine Molkerei zu eröffnen, wurde die couragierte Frau von vielen belächelt. "Rügener Inselfrische" hat sie ihr Unternehmen genannt. "Probieren Sie mal!" Drei Schlucke von dem Milch-Erdbeer-Drink, den sie anbietet, überzeugen voll und ganz. Hauptsache frisch! Nach dieser Devise stellen die Poseritzer Inselfrauen Frischkäse, Joghurts, Desserts und viele andere Produkte her. Inzwischen beschäftigt Sylva Rahm-Präger ein Dutzend Frauen und hat die kleine Meierei um einen Hofladen samt Café erweitert. Der Weg zurück auf die Insel war für sie ein Schritt nach vorne.

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