Direkt vor Hamburgs Toren liegt der größte Wald Schleswig-Holsteins. Kaiser Wilhelm I. schenkte ihn einst Fürst Otto von Bismarck.

Hamburg. Hube kann man seine gute Laune ansehen. In kräftigen Grüntönen schimmert seine Haut, neugierig kullern seine Glubschaugen, eines wandert Richtung Besucher, das andere fokussiert das Terrarium. Hildegard Roelcke freut sich mit: Wäre das Chamäleon aufgeregt, so wie am Vortag, würde es ganz schwarz und steif vor Wut. Hube ist einer der Stars im "Garten der Schmetterlinge" in Friedrichsruh, der, wie der Name schon sagt, ansonsten auf geflügelte Schönheiten spezialisiert ist. Geschäftsführerin Roelcke hat sie alle im Blick: Die prächtigen Morphofalter mit ihren schillernd blauen Flügeln, die Edelfalter und die großen Eulenfalter, die einen anzustarren scheinen und die zur Freude der Besucher vergorene Ananas und Bananen verspeisen. "Seit zwanzig Jahren mache ich das hier und ich freue mich immer noch jeden Tag", sagt die Frau, die hierher gehört, und tritt einen Schritt zurück für eine querende Wachtelfamilie. Das großzügige, von vier Gärtnern gepflegte Gelände liegt im Herzen des Sachsenwalds.

Seit Generationen befindet sich der Sachsenwald in Familienbesitz. Ein Gebiet von 70 Quadratkilometern, das im Westen an die Bille grenzt und im Osten an Schwarzenbek. Es ist der größte geschlossene Wald in Schleswig-Holstein, eine grüne Oase. Vor allem aber ist es eines: ein Ort der Stille. "Wenn ich morgens um den Mühlenteich gelaufen bin, fühle ich Frieden", sagt Gregor von Bismarck, Sohn von Fürst Ferdinand von Bismarck, der mit seiner Familie im Sachsenwald wohnt, und er verwaltet ihn. "Der Sachsenwald bedeutet mir ein ewiges Zuhause", sagt der freundliche Graf. "Seine Nachhaltigkeit ist meine Aufgabe, Freude und Ehre." Mittendrin liegen die kleinen Ortschaften Friedrichsruh und Aumühle, die Wirkungsstätten des ehemaligen Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck. In einem großen Mausoleum am Waldrand fand er, zusammen mit seiner Frau, seine letzte Ruhe. Bismarck hat seine Spuren hinterlassen im Sachsenwald, den ihm einst Kaiser Wilhelm I. zum Dank für seine Verdienste vermachte. Das Bismarck-Museum in einem Fachwerkhaus in Friedrichsruh und eine Ausstellung im historischen Bahnhofsgebäude, in dem die 1997 eingerichtete Otto-von-Bismarck-Stiftung ihren Sitz hat, widmen sich dem Leben des Eisernen Kanzlers und seiner Zeit. Und dann gibt es noch die Bismarck-Quelle. Der Legende nach hat Otto von Bismarck sie selbst entdeckt, bei einem Spaziergang, aber wer war schon dabei? Aus sechs Brunnen in der Nähe wird bis heute die Traditionsmarke Bismarck gefördert.

Nicht weit von der Quelle entfernt betreibt Kathrin Gehl in zweiter Generation das Hotel "Waldesruh am See". Ein liebevoll und urig eingerichtetes Haus, zwölf Gästezimmer im plüschigen Stil. Als Pächterin des Fürsten Ferdinand von Bismarck durfte Kathrin Gehl sich im Familienkeller bedienen und nachalten Möbelstücken und schweren Stoffen stöbern. Mit ihren Fundstücken richtete sie dieZimmer ein. Kathrin Gehls Lieblingsplatz ist der alte Lokschuppen, nur wenige Hundert Meter vom Hotel entfernt. Dort befindet sich das Eisenbahnmuseum, in dem historische Züge liebevoll gepflegt und erhalten werden. Hier stehen noch alte Waggons wie der dreiachsige preußische Abteilwagen 3. Klasse von 1914. "Etliche Wagen können sonntags sogar von innen besichtigt werden. Dann haben die Besucher auch die Gelegenheit, mit einer Hebeldraisine zu fahren und selbst mit anzupacken", sagt Claus-Jürgen Wincke vom Verein "Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V." ( www.vvm-museumsbahn.de ).

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