Elefantenreiten? Orca-Beobachtung aus der Nähe? Das sollten Sie bei Urlaubserlebnissen mit Tieren beachten.

Das Leben der Tiere in der Wildnis unterscheidet sich grundsätzlich von dem in Gefangenschaft. Orcas beispielsweise sind „extrem mobile Tiere, die über 100 Kilometer am Tag schwimmen und bis zu 60 Meter tief tauchen“, erklärt Christina Sommer, Verhaltensbiologin beim Umweltschutzverein M.E.E.R. Gelangt ein Orca in ein Delfinarium, liegen die Probleme auf der Hand: Das Lebewesen vereinsamt oder wird mit fremden Artgenossen in viel zu kleinen Becken gehalten.

Dort kann der Wal sich kaum bewegen und nicht tief genug tauchen. Die Tiere werden laut Sommer unter solchen Bedingungen oft psychisch krank. Daher empfehlen Tierschutzorganisationen, Zoos und Delfinarien zu meiden, in denen Delfine, Orcas und andere Wale gehalten werden.

Touristen sorgen sich zunehmend um Tiere

Damit stoßen die Tierschützer auf offene Ohren – auch bei Urlaubern. „Wir spüren, dass das Bewusstsein für Nachhaltigkeit im Alltag stark zugenommen hat“, sagt Friederike Grupp, Referentin für Nachhaltigkeit bei Thomas Cook. Eine interne Kundenumfrage habe herausgefunden, dass viele Menschen im Urlaub bewusstere Entscheidungen treffen wollen. 90 Prozent der Kunden machten sich um das Tierwohl Sorgen. Der Tourismuskonzern reagiert darauf und verkauft ab Sommer 2019 keine Ausflüge mehr zu Attraktionen, die Orcas in Gefangenschaft halten.

Für die Einhaltung von Tierschutzanforderungen orientieren sich die Reiseveranstalter an den Richtlinien des britischen Reiseverbandes ABTA. Thomas Cook hat darüber hinaus eigene Richtlinien erweitert. Der Veranstalter ist bemüht, neue, nachhaltigere Attraktionen zu schaffen.

Diesen Weg kündigte Tui bereits 2014 an und bestätigt auf Anfrage, dass damals Delfinarien, Delfin- und Orca­shows sowie das Schwimmen mit Delfinen aus dem Ausflugsprogramm für deutschsprachige Gäste gestrichen wurden. Schaut man auf die deutschsprachige Unternehmenswebsite, stellt man aber fest, dass Karten für den Loro Parque auf Teneriffa weiterhin verkauft werden. Zudem werden Reisen ins Marineland im französischen Antibes sowie in Seaworld-Partnerhotels angeboten.

Tiere sollten Intensität des Kontaktes bestimmen

„In allen drei Parks sind Orcas und zahlreiche Delfine eingesperrt und führen Shows auf“, sagt Tanja Breinig, Fach­referentin für Fische und Meerestiere der Tierrechtsorganisation Peta. Tui Deutschland argumentiert, dass „Loro Parque und Seaworld in und um den deutschsprachigen Raum als Zoos oder Themenparks angesehen werden“.

Für Tierschützerin Sommer ist die einzige nachhaltige Alternative das Beobachten von Walen im offenen Meer. Orcas können Reisende im Winter vor der Küste Islands und Nordnorwegens sowie im August in der Straße von Gibraltar beobachten. Doch nur mit einem verantwortungsbewussten Anbieter wird eine Walbeobachtung zu einer nachhaltigen Aktivität. Sommer nennt wichtige Grundregeln: „Bei einer Walbeobachtung soll der Mensch als Gast auf dem Meer agieren. Dabei sollen es die Tiere sein, die die Intensität des Kontaktes bestimmen.“

Um einen guten Anbieter zu erkennen, „hilft es, den Charakter einer Tour zu ergründen“, rät Sommer. Wird ein Sensationserlebnis mit springenden Walen und viel Entertainment versprochen oder gar eine Sichtungsgarantie gegeben, sollten Reisende lieber nicht buchen. Besser sind Anbieter, die einen Bildungsauftrag oder Forschungsinteressen verfolgen, über Meeressäuger informieren, das Verhalten der Tiere deuten oder einen Biologen an Bord haben. Steht dieser Ansatz im Fokus der Tour, können Reisende kaum etwas falsch machen. Dann halten sich die Veranstalter vermutlich auch an Richtlinien zu Mindestabständen und der maximalen Anzahl von Booten im Umkreis der Wale.

Elefantenreiten? Tiere durchleben Qualen

Besonders beliebt bei Reisenden sind Attraktionen mit Elefanten, etwa das Reiten auf den Tieren. Spaß daran haben die Tiere nicht. Und was Reisende im Rahmen der kurzweiligen Attraktion nicht sehen, ist das lebenslange Leid der Elefanten. „Sie sind schwer zu züchten und werden daher als Jungtiere wild gefangen“, erläutert Daniela Freyer, Mitbegründerin von Pro Wildlife.

Dabei wird der Tod von Herdenmitgliedern billigend in Kauf genommen. Unter Einwirkung von Gewalt, durch Schläge und ein Dasein in Ketten, werden die Tiere danach gezähmt. Damit sie gehorsam bleiben, werden sie ein Leben lang mit einem Holzstock mit Eisenspitze an die Qualen der Vergangenheit erinnert. „Dieses Vorgehen erkennt man an Narben, Wunden und zerfledderten Ohren“, erklärt Freyer.

Das Problem ist bei Reiseveranstaltern bekannt. Daher finden sich in den Ausflugprogrammen immer weniger solche Aktivitäten. Aber: Um das sinkende Interesse der Touristen zu unterwandern, geben neue Anbieter oft vor, sich in Elefantenwaisenhäusern um pflegebedürftige Tiere zu kümmern. „Nur wenige gute Waisenhäuser verdienen diesen Namen“, betont Freyer aber. Viele versuchen, mit den Tieren Geld zu verdienen. Das geht so weit, dass diese Anbieter weiterhin mit Wildfängen für einen lukrativen Nachschub von Elefantenbabys sorgen.

Darauf sollten Sie achten

„Eine gute Einrichtung erkennt man daran, dass sie keinen Kontakt ­zwischen Mensch und Tier ermöglicht“, sagt Freyer. Die Gefahr, von einem Elefanten verletzt zu werden, ist hoch. Außerdem können sie Tuberkulose auf den Menschen übertragen. Daher ist besonders das Baden der Tiere eine heikle Angelegenheit.

Weiterhin sollten Reisende darauf achten, dass die Tiere in Herden leben und keine Ketten tragen. Es sollten keine Shows stattfinden, ­keine Fütterungen durch Touristen und selbstverständlich keine Führer-Kurse möglich sein.

Aber auch bei Elefanten gilt, dass eine Beobachtung in der Wildnis die nachhaltigste Variante ist. Möglich sind solche Tierbeobachtungen bei einer ­Safari. Halten die Fahrer einen Mindestabstand ein, gibt es keine bessere Gelegenheit, ein für Mensch und Tier angenehmes und unvergessliches Reiseerlebnis zu schaffen.