Europa in fünf Tagen, Deutschland in 36 Stunden, inklusive einer Maß Starkbier und einem Backhendl auf dem Münchner Oktoberfest: Das war seit Jahrzehnten die Domäne der Japaner, seit ein paar Jahren nehmen aber zunehmend auch die Chinesen an diesem Stresstest teil. Gegen effizienten Tourismus ist im Prinzip nichts einzuwenden. Wozu tiefes Eintauchen in fremde Länder und Kulturen, wenn man doch alle wichtigen Sehenswürdigkeiten viel bequemer auf dem PC betrachten kann?

    Doch Vorsicht: Wer zu lange vor dem Bildschirm urlaubt, nimmt häufig ein paar Kilos zu. Deshalb haben ideenreiche Tourismusmanager jetzt für alle Fitnessfreaks die „Runnin’City“-App erfunden, eine schweißtreibende Form des Stadtrundgangs. Die App enthält Laufstrecken durch zurzeit rund 150 Städte auf der ganzen Welt, die jeder in seinem Leben einmal besucht haben sollte. Das Besondere an den Routen ist, dass sie stets an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der jeweiligen Destination vorbeiführen. Gesundheitsfördernder haben Sie sich noch nie eine Stadt angeguckt, wetten? Ein weiterer positiver Effekt des Sightrunnings ist der Wegfall der umfangreichen Reisegarderobe. Kein elendes Kofferschleppen mehr; stattdessen reicht ein Turnbeutel mit einer zweiten, federleichten Laufgarnitur zum Wechseln, und der gehört definitiv in die Kategorie Handgepäck.

    Passend zu dieser erneuten Tempoverschärfung beim Reisen können Sportskanonen dann noch drei oder sechs, seltener zwölf Stunden in einem von 3000 Hotels – die derzeit schon weltweit dabei sind – essen, duschen und noch ein kurzes Nickerchen machen, bevor sie sich auf den Weg zum Flughafen, zum nächsten Reiseziel begeben. Dafür brauchen sie nur die „Byhours“-App, über die sie diese Mikroaufenthalte ruckzuck ­buchen können. Es geht schließlich immer noch ein bisschen schneller, es kommt gar nicht darauf an, was man erlebt hat. Sondern nur, dass man da war.