Zu weiche Matratzen, zu harte Matratzen; leichte Decken, zu kurze oder zu schwere Decken und dazu ein Kopfkissen, so dünn wie eine Scheibe Mortadella oder dicker als das Plumeau selbst. Früher gab es mannigfaltige Möglichkeiten, dem Hotelgast den Schlaf zu rauben. Es musste dabei nicht mal das Zimmer neben dem Fahrstuhlschacht sein, nein, die häufig miserable Qualität der Hotelbetten reichte dafür locker aus.

    Aber das ist vorbei. Herbergen ab drei Sternen aufwärts haben ergonomisch aufgerüstet, sodass der Hotelgast schon bei der Buchung, spätestens aber beim Check-in unter zahlreichen Kopfkissen-Varianten wählen kann. Es ist nämlich erwiesen, dass Kopfkissen allgemein völlig unterschätzt werden. Bettenfachverkäufer wissen längst, dass die beste High-End-Matratze völlig witzlos ist, wenn das Kopfkissen nichts taugt. Die großen Hotelketten betreiben inzwischen eigene Online-Shops; in der Kategorie der Fünf-Sterne-Häuser existieren sogar Kooperationen mit Bettenfachgeschäften vor Ort, in denen das Schlaf­ensemble ausprobiert werden kann.

    Wenn dann das Kopfkissen immer noch nicht passt, genügt ein Anruf beim Nachtportier. Was neulich der Stammgast eines renommierten Berliner Hotels tun musste, da statt der gewohnten zwei nur ein Kissen auf seinem Bett lag. Kein Problem, dachte der Mann, wählte die „Neun“ und orderte ein Extrakissen. „Lieber etwas dünner oder lieber voluminöser“, wurde er vom beflissenen Hotelangestellten gefragt, und der Stammgast antwortete, „wenn Sie mich so fragen, dann was Voluminöseres, so wie eigentlich immer“. Es dauerte nicht einmal vier Minuten, bis es an seiner Zimmertür klopfte. Der Mann öffnete und sah sich einer etwa 1,80 Meter großen, recht kräftig gebauten schwarzhaarigen Dame gegenüber. Sie trug einen kurzen Lackledermantel in Rot, Netzstrümpfe und farblich passende High Heels dazu. Sie lächelte ihn lasziv an und sagte: „Guten Abend – ich bin Ihr Kopfkissen.“