Während dieser ICE von Stuttgart nach Hamburg ab Frankfurt mit 15-minütiger Verspätung durch die deutsche Mittelgebirgslandschaft fährt und sich die ersten Fahrgäste darüber Sorgen machen, ob sie ihre Anschlusszüge erreichen werden; während das Servicepersonal im Wagen 22 Mineralwasserflaschen verteilt, um einer Dehydrierung der Fahrgäste wegen der ausgefallenen Klimaanlage entgegenzuwirken; während im Speisewagen arktische Temperaturen herrschen, bei denen man sich nach einer Daunenweste sehnt; während die Zugbegleiterin etwa auf halber Strecke verkündet, dass die Verspätung „jetzt noch knapp vier Minuten betragen würde“, was in den Gesichtern der Fahrgäste verständlicherweise ungläubiges Staunen und spontane Jubelschreie hervorruft; während all das also passiert, gelingt es mir, eine Verbindung mit dem kostenlosen Wlan der Deutschen Bahn und meinem Smartphone herzustellen, sodass ich zufällig den Post eines Facebook-Kontakts lesen kann, der sich dezidiert über den tollen und freundlichen Service, die fantastische Technik, die Pünktlichkeit und die Sauberkeit auslässt, die er, scheinbar zeitgleich, gerade auf der Fahrt von München nach Hamburg, miterleben darf.

    Einen Moment lang habe ich das ungute Gefühl, dass es sich um eine Botschaft aus dem Jenseits handelt, mindestens aber aus einem Paralleluniversum. Dann reißt mich schon wieder die Stimme der Zugbegleiterin aus meiner Trance, die uns kurz nach dem Zwischenhalt in Hannover geradezu freudig erregt ankündigt, dass unser Rückstand auf nunmehr zwei Minuten zusammengeschrumpft sei.

    Was soll ich sagen: Mein ICE hält schließlich vier Minuten vor der fahrplanmäßigen Ankunftszeit an Gleis 8 des Hamburger Hauptbahnhofs, und wenn ich in die Gesichter der Mitreisenden blicke, sehe ich eine stillschweigende Übereinkunft: Bei der Deutschen Bahn kann man sich jetzt nicht mal mehr auf Verspätungszusagen verlassen.