Auch in diesem Jahr durften wir diverse Schreckensmeldungen lesen, die unsere Sinne für die Gefahren, die ein Urlaub im Süden für uns bereithält, schärfen sollen: zum Beispiel über den Haifisch-Alarm vor Mallorca oder die Quallenplage an den Stränden der Kanarischen Inseln. Um Sie jedoch sogleich zu beruhigen: Pro Jahr werden weltweit gerade mal fünf tödliche Haiattacken registriert. Und auch darüber, ob es sich angesichts des Fundes einer Handvoll bereits dahingeschiedener Portugiesischer Galeeren vor Gran Canaria um eine Plage biblischen Ausmaßes handelt, könnte man diskutieren.

    Tatsächlich ist und bleibt die größte Gefahr für den Erholungssuchenden der Erholungssuchende selbst. Neurologen wissen: Die Urlaubsstimmung, die das Gehirn spätestens mit der Ankunft am Reiseziel in eine Art Tollhaus verwandelt, birgt zahlreiche Risiken. Denn das limbische System, das unsere Emotionen steuert, sorgt im Zusammenspiel aus Freizeit, Sonne und Alkohol anscheinend dafür, dass alle anderen Areale des menschlichen Denkapparates auf Sparflamme laufen – vor allem diejenigen, die für rationale Entscheidungen verantwortlich sind.

    Anders ist es kaum zu erklären, dass selbst die vorsichtigsten Menschen, die sonst an einer schnurgeraden Landstraße stoisch darauf warten, dass eine Fußgängerampel grün wird, im Urlaub sämtliche Bedenken über Bord werfen, um beispielsweise auf glitschigen Gummibananen hinter einem Motorboot mit 50 km/h tollkühn übers Meer zu reiten. Da wird Wasser zu Beton, aber Prellungen und Knochenbrüche stehen ja nur auf Platz drei der Urlaubsgefahren-Hitliste des Verbandes der Auslandsreiseversicherer. Platz zwei teilen sich der klassische Sonnenbrand und Klimaanlagen, die zuverlässig für fiebrige Erkältungen sorgen, Platz eins nimmt unangefochten der Durchfall ein, von dem jeder dritte Urlauber heimgesucht wird, weil die Goldene Regel vergessen wird: „Koch es ab, schäl es – oder lass es liegen.“