Einerseits fand ich es noch vor wenigen Jahren wirklich prima, dass es der ganzen Welt auffiel, wenn ich aus dem Urlaub zurück war – braun gebrannt und tatendurstig, fit wie der sprichwörtliche Turnschuh, super erholt eben und bloß ein bisschen pleite. Es war ja auch so schön dort, es hatte alles gepasst: die Gegend, die Leute, die Unterkunft, das Meer … und das Ganze supergünstig! Doch im nächsten Jahr konnte man dieses Urlaubsziel echt vergessen, denn es war total überlaufen.

    Seitdem ich aber dieses malerische kleine Bergdorf entdeckt habe, das im Nirgendwo zwischen schattigen Olivenhainen über der felsigen ligurischen Mittelmeerküste liegt, hat sich meine Auskunftsbereitschaft geändert. Und wissen Sie was? Mir ist aufgefallen, dass viele meiner Zeitgenossen inzwischen ähnlich ticken und auf die neugierige Frage – „Wie war’s denn im Urlaub?“ – zumeist ausweichende Antworten geben, ihre aktuellen Ferienerlebnisse überdies in den düstersten Farben beschreiben: Ja, es sei zu heiß, zu staubig und zu laut gewesen. Der Weg zum völlig überlaufenen Strand zu weit, das Meer ziemlich dreckig, die Einkaufsmöglichkeiten eine Farce, das Essen in den Restaurants miserabel und überteuert, die Unterkunft noch teurer und noch viel, viel schlechter, nicht mal mit Wlan. Kurzum: Nächstes Jahr lieber an die Ostsee anstatt nach Italien.

    Um jedoch absolut sicherzugehen, dass der Geheimtipp auch wirklich geheim bleibt, sollte man noch drei weitere, wichtige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen: 1. Keine Postings aus dem Urlaubsort, außer sie zeigen Müllberge am Straßenrand, abgemagerte Esel und weiteres Elend. 2. Ausgedehnte Sonnenbäder vermeiden: Das ist besser für die Haut, und einem blassen Teint nimmt man eher ab, dass es im Urlaub „praktisch nur geregnet hat“. 3. Am ersten Arbeitstag schon morgens im Kollegenkreis verkünden, mittags zum Italiener zu gehen, um endlich mal wieder eine anständige Pizza zu essen.