Vielleicht ist es Ihnen in jüngster Zeit aufgefallen, dass eine wachsende Anzahl von Menschen ihre kostbarsten Wochen des Jahres weder an den kaltwarmen Büfetts auf Kreuzfahrtschiffen noch in einem Liegestuhl an den heißen Stränden der Mittelmeerküsten verbringen will. Sie geben sich im Urlaub lieber den sogenannten Lifetime-Sportarten hin, nämlich Wandern, Trekking und Fahrradfahren, Letzteres vom Nordkap nach Sizilien, in einem Rutsch, vier Wochen lang zum Beispiel.

    Da wollte ich natürlich nicht kneifen. So habe ich bereits im vergangenen Jahr beschlossen, meinen eigenen Sommerurlaub 2018 mit einer lässigen Alpenüberquerung zu verbringen, sieben Tage zu Fuß, allerdings mit Gepäcktransport. Ich bin ja schon über 30. Hätte ich damals bloß gewusst, was da alles auf mich zukommen würde! Denn schon bei der Buchung der geführten Wanderung mit rund 4500 Höhenmetern wurde ich am Telefon von der Reiseveranstalterin einer gründlichen Anamnese meiner bergsteigerischen Ausdauerleistungsfähigkeit unterzogen. Ich begann daraufhin, einmal täglich die fünf Etagen in unserem Mietshaus hoch- und runterzulaufen und steigerte mein Pensum kontinuierlich. Seit acht Wochen laufe ich in voller Montur, mit Trekkingstiefeln, Bergstöcken und meinem Rucksack, der die vom Bergführer empfohlene Notausrüstung enthält. Sie wiegt etwa zehn Kilogramm, inklusive einer Taschenlampe und Ersatzbatterien. Das A und O einer jeden Bergtour aber, das lernte ich aus der einschlägigen Literatur, sei der professionelle Gebrauch der Wandersocken, die man aufgrund der Gefahr von Blasenbildung während der gesamten Bergtour auf keinen Fall wechseln solle. Das erklärt vermutlich die Tatsache, dass sich das Steakhaus, in das ich neulich einkehrte, schlagartig leerte. Aber sollte ich nun trotz allem bei meiner ersten Alpenüberquerung scheitern, gilt die alte Weisheit: Das beste Training für eine Bergwanderung ist eine Bergwanderung.