Ein neues Buch gibt Tipps, wie man zu kostenlosenExtras und mehr Platz im Flieger kommt. Was hinter solchen Angeboten steckt und wie man sie am besten findet

„Aktion!“, „Sale!“, „10 Prozent auf alles!“ – Schnäppchenjagd scheint permanent möglich. Auch bei der Reisebuchung spart man gern. Und jetzt verspricht ein neues Buch sogar, dass man mit ein paar Kniffen Luxusflüge ergattert – gratis.

Ulf-Gunnar Switalski (53) aus Berlin beschäftigt sich seit 30 Jahren damit, wie man möglichst günstig und luxuriös fliegt. Das Vorwort in seinem Buch „Umsonst in den Urlaub“ (14,95 Euro, Edel Books) zielt auf die Neid-Ebene des Lesers. „Wie geil ist das denn?“, fragt der Autor und zählt auf: bevorzugtes Einchecken statt nerviger Warteschlange, Gratis-Champagner statt Mineralwasser gegen Gebühr, Schlafkomfort statt Engbestuhlung. Dies, so Switalski, hauptberuflich Geschäftsführer einer Marketing-Agentur, sei mit Kombinieren und Optimieren des Einkaufsverhaltens möglich. Vorausgesetzt, man gehört zu den 20 Millionen Payback- oder rund 30 Millionen Miles-&-More-Kunden.

Um innerhalb eines Jahres einen erstklassigen Freiflug zu bekommen, müsse man keine teuren Tickets kaufen. Statt etwa 6300 Euro für den One-Way-Trip von Berlin nach Los Angeles zu zahlen, genügten 85.000 Meilen. Für Upgrades oder Business-Flüge von Deutschland in die USA reichten bei bestimmten Angeboten („Meilenschnäppchen“) sogar 52.500 Meilen. Die seien leichter zu ergattern als gedacht. Das Sammeln für Eco-Flüge lohne sich nicht, wegen relativ hoher Steuern und Gebühren.

Bei möglichst jedem Euro, der ausgegeben wird, soll man darauf achten, entweder Meilen oder Payback-Punkte (die man später umwandeln kann) zu generieren. Vom Zeitungs-Abo bis zur Taxifahrt, vom Zahnbürstenkauf in der Drogerie bis zur „richtigen“ Kreditkarte – überall lassen sich Rabattpünktchen erwerben. „Keine Meile kriegen gibt’s nicht mehr“, so Switalski, der auch die Seite umsonst-in-den-urlaub.de betreibt. Ähnliche Ratschläge gibt übrigens auch das Portal meilentomate.de von Thomas Durst (28) aus Hannover.

Coupons für Doppel- und Dreifachpunkte, auch per App einsetzbar, beschleunigten die Sammelei. Switalski nimmt in seinem übersichtlich aufbereiteten Buch auch Bonusprogramme von Airlines und Hotelketten unter die Lupe. So ließen sich etwa beim Hotelbuchungsportal HRS Bahn-Bonuspunkte sammeln. Das Bahnprogramm selbst kommt gut weg: Hier genügten 1000 gesammelte Punkte für eine Freifahrt, ohne Steuern und Gebühren. Switalski empfiehlt zudem shoop.de: Wer darüber sein Hotelzimmer bucht, kann sein Meilenkonto ebenfalls aufstocken. „Geld zurück für jeden Online-Einkauf“, kurz „Cashback“, funktioniert so in rund 2000 Shops.

Switalski teilt auf Anfrage mit, „keine Geschäftsbeziehungen zu Payback oder Miles and More“ zu haben. Allerdings läuft eine Aktion von umsonst-in-den-urlaub.de mit shoop.de – das hat zumindest ein Geschmäckle. Sein System sei nicht besonders zeitaufwendig, so Switalski: „Es genügt, zweimal die Woche jeweils fünf Minuten auf die Apps zu schauen. Und ein Familienmitglied sammelt auch Punkte für mich mit.“ Etwa zweimal monatlich bekomme er Post von Fans, die seine Methode erfolgreich angewendet hätten.

Auch manches Reisebüro gewährt Rückvergütungen

Reiseschnäppchenjäger melden sich auch gern bei Reiseuhu oder Urlaubstracker an. Hier geht es um sogenannte Error Fares: meist Flüge, manchmal ganze Reisen, deren Preis durch einen – manuellen oder technischen – Fehler bei der Eingabe ins System unglaublich niedrig ist. Doch ein mehrwöchiger Versuch der Reporterin blieb ernüchternd. Meist waren die Angebote schon weg – wie der 46-Euro-Flug von Frankfurt nach Samana (Dominikanische Republik), der beim Draufklicken ab 414 Euro kostete. Nicht selten stecken Restplätze oder Reisepakete zu ungünstigen Jahreszeiten hinter den Offerten.

Unternehmen wie Urlaubsguru und die Urlaubspiraten funktionieren ähnlich und haben sich darauf spezialisiert, aus dem Internet „Deals“ herauszupicken oder aus Günstigflügen plus Hotels Pakete zu schnüren. Urlaubsguru hat inzwischen in Unna einen „Store“, weitere Geschäfte seien geplant, so Sprecher Jens Krömer. Apropos: Die Frage nach Cashback kann sich unter Umständen im örtlichen Reisebüro lohnen. Auch wenn die Branche nur ungern darüber spricht: Mancher Inhaber gewährt Rückvergütungen von fünf bis sieben Prozent auf den Reisepreis oder feste Beträge wie etwa 100 Euro.

Verführerisch erscheint „Secret Escapes“: Luxushotelübernachtungen bis zu 70 Prozent günstiger verspricht das Portal. Die Angebote gelten nur kurz und nur für angemeldete Mitglieder. Auch hier werden üblicherweise Restplätze vergeben – mit Rabatten, die man eventuell in Verhandlung mit dem jeweiligen Luxushotel bekäme. Eva Klaar von der Verbraucherzentrale Berlin rät Kunden, bei Online-Buchungen einen Screenshot zu machen: „Sollte die Auftragsbestätigung abweichen, hat man später eine Beweisgrundlage, was gebucht wurde.“

Fazit: Wer das Geiz-ist-geil-Motto sehr verinnerlicht und flexibel ist, kann durchaus günstiger unterwegs sein. Um Rabattpunkte zu sammeln, muss man jedoch auch zunächst Geld ausgeben. Umsonst in den Urlaub – das hat höchstens früher beim Trampen geklappt.