Auch so mancher Weitgereiste vermutet, „Tipping“ sei eine Stadt in China. Dabei stammt der Begriff aus dem Englischen, und er bedeutet so viel wie „Trinkgeld geben“. Doch da viele asiatische Touristen den Obolus fürs Servicepersonal aus Tradition als extrem unhöflich empfinden, besitzt Tipping logischerweise denselben Status wie Bielefeld: Es ist eine Stadt, die es nicht gibt. Gleichwohl gehört Tipping zu den bis heute ungelösten Kulturfragen der Menschheit – vor allem auf Kreuzfahrtschiffen, wo zwischen den Gästen und den Besatzungsmitgliedern ja oftmals besonders persönliche Beziehungen aufgebaut werden.

Während die Amerikaner zwar aus diversen politischen Gründen in vielen Ländern zurzeit recht unbeliebt sind, liegen sie in der ewigen Tipping-Tabelle bereits seit Jahrzehnten auf dem ersten Platz, da es für sie ganz normal ist, 12 bis 15 Prozent auf den Gesamtpreis einer Serviceleistung draufzulegen; sogar dann, wenn es sich um eine All-inclusive-Kreuzfahrt handelt. Wir Deutschen dagegen tun uns mit dem Trinkgeld schwer. Daher genießen wir an Bord leider nicht selten den Ruf des „Känguru-Kreuzfahrers“: Denn bei der Buchung machen wir noch große Sprünge, haben dann aber später auf See irgendwie immer zu wenig im Beutel. Natürlich würden auch Trinkgeld-Knauserer im Falle eines Falles einen Platz in einem Rettungsboot erhalten (mindestens jedoch eine Schwimmweste), doch ein „anständiges“ Trinkgeld dient in der Regel bloß der gegenseitigen Bereicherung, denn es erhöht den Lächelfaktor der Servicekräfte.

Wenn man nun die Faustregeln der großen Kreuzfahrtreedereien miteinander vergleicht, sollten pro erwachsenem Passagier pro Tag zwischen 8 und 12 Euro „getippt“ werden. Clevere Kreuzfahrer lassen den „Tip“ übrigens direkt von ihrem Bord­konto abbuchen: Ausgaben, die man nicht haptisch aus dem Portemonnaie herausnehmen muss, tun schließlich nicht so weh.