Großbritannien ist nur ein Ziel, das 2018 viele Touristen anzieht – auch die Mittelmeerländer liegen weit vorn

Urlaubsexperten sind sich einig: Hierzulande wächst die Lust am Reisen. Schon jetzt sitzen viele Bundesbürger auf gepackten Koffern, weiß Professor Ulrich Reinhardt vom BAT Freizeit­forschungsinstitut in Hamburg. „Die Wirtschaft boomt, die Arbeitslosenquote ist gering, und die Zukunftsangst ist zurückgegangen. Insgesamt ist daher von einer zunehmenden Reisefrequenz im Jahr 2018 auszugehen.“

Auch die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e. V. (FUR) erwartet in ihrer Reiseanalyse etwa 69 Millionen Urlaubsreisen (Dauer fünf Tage oder mehr) mit Ausgaben in Höhe von rund 69 Milliarden Euro. Das bedeutet ein Plus von zwei Prozent zum ­Vorjahr. Außerdem wird die Zahl der Kurzreisen laut Prognose auf 91 Millionen bei einem Plus von 2,5 Prozent zum Vorjahr wachsen. 24 Prozent der Deutschen wollen 2018 mehr Reisen machen als 2017, und 30 Prozent wollen auch mehr Geld dafür ausgeben – also ideale Startbedingungen.

Fernreisen liegen im Trend – vor allem nach Asien

Neben der Mittelmeerregion liegen vor allem Fernreisen im Trend, sagt Hanna Kleber, Präsidentin des Corps Touris­tique (CT), der Vereinigung der ausländischen Tourismusorganisationen in Deutschland. „Trotz Terror und Overtourismus als neues Phänomen, also wenn der Tourismus an einem ­bestimmten Ort überhandnimmt, entwickelt er sich sehr gut“, so Kleber. ­„42 Prozent planen für dieses Jahr, ein Ziel zu bereisen, an dem sie noch nicht ­waren. Mit Thailand an der Spitze liegt Asien ganz vorn.“

Nur mit einem einstelligen Plus konnte dagegen USA- und Kanada­Spezialist Canusa das vergangene Jahr in den USA abschließen. Geschäftsführer Tilo Krause-Dünow: „Der neue Präsident der USA hat uns nicht geholfen, im Gegensatz zu Trudeau in Kanada, wo wir uns über zweistellige Zuwächse freuen. Derzeit stabilisiert sich die Nachfrage. Ein Grund dafür dürften die Preissenkungen zwischen fünf und zehn Prozent sein, da sich der Dollar-Wechselkurs entspannt hat.“

Nicht nur der günstige Wechselkurs des Pfunds rückt Großbritannien 2018 in den Fokus. „Selbstverständlich trägt auch das Interesse an der Royal Family dazu bei“, sagt Andrea Hetzel von VisitBritain. Genauer gesagt die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle. „Schließlich kommt man auch als Tourist sehr nah an königliche ­Locations heran. In London werden ­sogar Themenspaziergänge wie ‚Royal London‘ angeboten.“

Ansonsten bleiben in Europa spanische Feriengebiete die unumstrittene Nummer eins, „die jedoch zunehmend an ihre Grenzen stoßen werden“, befürchtet Reinhardt. „Zulegen werden auch italienische und griechische ­Destinationen.“ Einen Anstieg von zehn Prozent deutscher Gäste, also insgesamt vier Millionen, erwartet ­Athanasios Siganos von der Nationalen Tourismusorganisation Griechenlands. Die beliebteste Insel ist Kreta, gefolgt von Rhodos, Korfu und Kos. „Allerdings können die Hotelpreise zwischen 0,50 und drei Euro pro ­Zimmer/Tag steigen, da am 1. Januar dieses Jahres eine Bettengebühr eingeführt wurde, die nach Hotelkategorie variiert“, sagt Siganos. Bei Veranstaltern wie Thomas Cook zahlt der Gast im Schnitt für Spanien und Griechenland vier Prozent mehr, in Italien und Österreich drei Prozent.

Für die Deutschen bleibt das eigene Land die Nummer eins

Nur geringfügig teurer, nämlich zwei Prozent, wird es dagegen ­zwischen Nordsee und Alpen. „Der Tourismus in Deutschland boomt“, sagt Claudia Gilles, Hauptgeschäftsführerin Deutscher Tourismusverband (DTV). „Die Übernachtungszahlen liegen zum achten Mal in Folge auf ­Rekordkurs. Bis Jahresende werden erstmals mehr als 450 Millionen Übernachtungen erwartet. Denn für die Deutschen ist und bleibt das eigene Land das beliebteste Urlaubsziel. Ob zu Fuß, mit dem Rad, E-Bike oder Kanu – viele Urlauber wollen die schönste Zeit des Jahres ­entspannt an der ­frischen Luft verbringen“, so Gilles.

Nah an der Natur sind Urlauber auch beim Caravaning, einem Trend, der sich auch weiterhin fortsetzt: Etwa 3,4 Urlaubsreisen werden mit dem Wohnwagen oder dem Wohnmobil unternommen, davon überdurchschnittlich oft in deutsche Destinationen (53 Prozent), ermittelte die FUR.

Ungebrochen ist auch der Kreuzfahrt-Boom. Allein 220 Kreuzfahrtschiffe legen 2018 in Hamburg an. Doch wohin und womit auch immer die Reise geht – von zentraler Bedeutung bei der Auswahl des Ziels bleibt laut Reinhardt der Sicherheitsaspekt. „Die Mehrheit der Deutschen stuft neben Österreich und der Schweiz auch Skandinavien und Italien als ­besonders sicher ein.“ Und – wen wundert’s: Ganz oben rangiert auch Deutschland.

Als Barometer für Reisen, Caravaning, Kreuzfahrten und Rad lassen sich auf den oohh! FreizeitWelten der Hamburg Messe schon jetzt die Trends ­ablesen – und attraktive Ziele finden.