Das schlafraubende Scharmützel von freiwilligen Frühaufstehern um die besten Liegeplätze am Swimmingpool gehört bereits seit Jahrzehnten zu den großen Herausforderungen einer Pauschalreise. Historisch betrachtet hat das Ganze sehr wahrscheinlich irgendwann einmal auf Mallorca angefangen, ging als „Handtuchkrieg“ zwischen den Engländern und uns, den Deutschen, in die jüngeren Geschichtsbücher ein und hat sich von der Baleareninsel aus wie ein Flächenbrand über zahlreiche Hotelanlagen in der ganzen Welt ausgebreitet.

„Union Jack“ oder „Adenauer“: Zwischen diesen beiden großen europäischen Nationen herrschte ja schon immer eine ganz besondere Rivalität; geklärt wurde bisher lediglich die Machtverteilung im Weltfußball (Gary Lineker: „Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen die Deutschen“).

Aber mit der diesjährigen Urlaubssaison stehen die Chancen zum ersten Mal gut, dass zumindest an einigen Abschnitten der globalen Liegestuhlfront Frieden einkehren könnte. Zu verdanken ist dies einer Initiative von Deutschlands zweitgrößtem Reiseveranstalter: Ab sofort dürfen deutsche Sonnenhungrige (zunächst) in 30 ausgewählten Hotels und Urlaubsresorts durchschlafen, anstatt morgens um halb drei aufzustehen, um im Sprinttempo eine Pool-Liege mit ihrer schwarz-rot-goldenen Frottierware zu besetzen.

Denn wer zukünftig über Thomas Cook Signature, Neckermann Reisen oder Öger Tours seinen Pauschalurlaub bucht, kann für 25 Euro pro Person seinen Lieblingsliegestuhl sechs Tage vor Reiseantritt für die gesamte Dauer seines Aufenthalts blocken.

In dieser Buchungsgebühr sind ein Lageplan der Sonnen- und Schattenplätze rund um den Pool sowie der jeweilige Stand der Sonne zu den verschiedenen Tageszeiten enthalten. Der so reservierte Liegestuhl wird mit der Zimmernummer des Gastes gekennzeichnet und ist damit ab sofort für alle anderen Urlauber tabu.

Dass UN-Blauhelmsoldaten für die Einhaltung der Waffenruhe am Pool sorgen sollen, ist allerdings nur ein Gerücht.