Fremd in einer Stadt oder in einem Land zu sein, ist die eine Sache. In der Fremde nicht aufzufallen, die andere. Doch ist es nicht wunderbar, dass die peinlichen Zeiten, in denen wir Deutschen uns durch sockenbestrumpfte Füße in Sandalen weltweit sofort als Touristen entlarvten, vorbei sind?

Wer zeitgemäß reist, verhält sich am Zielort so souverän wie die Einheimischen. Das ist kinderleicht: Verzichten Sie einfach auf die Lektüre von Reiseführern in der Öffentlichkeit und googeln Sie auch nicht. Genießen Sie lieber die stundenlangen Wanderungen durch spannende Wohn- und Industrieviertel. Solch intensive Sozialstudien sind nämlich viel interessanter als die ollen Sehenswürdigkeiten, die Sie doch alle bereits aus dem Fernsehen kennen! Um organisierte Stadtrundfahrten in roten Doppeldeckerbussen machen Sie bitte ebenfalls einen großen Bogen – eine Rikschafahrt ist übrigens das absolute No-Go!

Ein Tipp für Fortgeschrittene: Schenken Sie Informationstafeln keinerlei Beachtung und bleiben Sie bitte an Kreuzungen oder Weggabelungen niemals stehen, um sich dann gar auch noch hilflos und unsicher umzuschauen. So werden Sie nämlich nie in den Genuss kommen, selbst von denjenigen Touristen, die noch traditionell unterwegs sind, nach dem Weg gefragt zu werden. Schnippen Sie in diesem Fall ganz lässig in irgendeine Richtung, auch wenn Sie null Ahnung davon haben, wo es langgeht.

Allerdings lauert hinter der innerlichen Verweigerungshaltung, sich als Fremdling zu outen, auch so manche Gefahr; vor allem, wenn es um landes­typische Speisen geht, die man weder kennt und vermutlich noch weniger verträgt. Wie ein original indisches Curry zum Beispiel. Aber keine Sorge: Spätestens nach der dritten Bestellung haben sich Mund- und Rachenraum auf die höllische Schärfe eingestellt. Der Erstickungsanfall dauert dann nur noch wenige Minuten.