Auf Teilstrecken ausländischer Gesellschaften fliegt man oft günstig und dennoch in vielen Fällen komfortabel

Manchmal liegt das Gute fern, oder besser gesagt: Ein günstiger Anbieter für Flüge in der Nähe kann aus der Ferne kommen. Zum Beispiel beim besten Angebot von Frankfurt nach Madrid. Nein, das sind nicht die Platzhirsche Lufthansa, Iberia oder Air Europa, also entweder deutsche oder spanische Airlines. So war es seit Jahrzehnten: Zwischen Land A und Land B fliegen Fluggesellschaften aus genau diesen Ländern. Seit 25 Jahren erlaubt der offene Himmel auch anderen Europäern, Verbindungen zwischen jeglichen EU-Staaten anzubieten. So kommt es, dass auch die irische Ryanair jetzt von Frankfurt/Main nach Madrid verkehrt. Seit vielen Jahren aber gibt es eine andere Verbindung, und die kennen nur Insider: Die südamerikanische Airline Latam fliegt täglich einmal zwischen Frankfurt und Madrid, und zwar als Teilstrecke ihres Fluges von und nach Santiago de Chile. Und darf auf dieser Strecke zwischen Deutschland und Spanien Tickets verkaufen – der Flug ist ­sowohl ein Schnäppchen als auch ­äußerst komfortabel.

Denn anders als sonst mit engen Mittelstreckenjets fliegt Latam hier mit der neuesten Boeing 787, dem ­Dreamliner. Da lohnt es sich, 293 Euro hin und zurück (Beispielpreis für Februar) für den zwei Stunden und 40 Minuten langen Flug in ein Business-Class-Ticket zu investieren. Flache Betten, riesiger Bildschirm und ein leckeres Menü bieten hohen Gegenwert, dazu einen ordentlichen Meilenbonus auf jeder Vielflieger-Karte der Oneworld-Allianz. Bei Lufthansa kostet ein Business-Class-Ticket zur gleichen Reisezeit ab 338 Euro – trotzdem sitzt man ­eingezwängt in einem eng bestuhlten Airbus A320, bei freiem Mittelsitz. Economy-Kunden nimmt Latam schon ab 88 Euro hin und zurück mit, und auch sie bekommen dafür den letzten Schrei der Bordunterhaltung geboten, und Gepäck ist ebenfalls inklusive.

Die Nischenrouten sind Teilstücke längerer Strecken

Solche Flüge von ausländischen Gesellschaften zwischen zwei anderen als dem eigenen Land nennt man Flüge der „fünften Freiheit“. Die neun Freiheiten der Luft wurden auf der Konferenz von Chicago 1944 als Grundlage des Weltluftverkehrs festgelegt. Sie regeln verschiedene Verkehrsrechte wie Überflüge, technische Zwischenlandungen, das Holen und Bringen von Passagieren im und ins Heimatland, aber auch Flugdienste innerhalb ausländischer Staaten. Auch heute noch sind Verkehrsrechte zwischen den meisten Staaten durch bilaterale Abkommen streng geregelt – sie bestimmen, wer wie oft und zu welchen Preisen zwischen zwei Ländern fliegen darf. Nur innerhalb und zwischen Europa und Nordamerika ist der Flugverkehr weitgehend libe­ralisiert. So bieten die Flüge der fünften Freiheit hübsche Nischenangebote, von denen Passagiere profitieren können, wenn sie denn davon wissen. Denn aktiv beworben werden diese Verbindungen nicht. Sie sind lediglich Teilstücke von meist längeren Routen von oder zum Heimatland der Airline. So macht Latam ihr Hauptgeschäft auf der Langstrecke von Madrid nach Santiago, der Ab­stecher nach Frankfurt ist ein Zubringer.

Vor 30 Jahren waren Teilstrecken in Ländern fernab vom Heimatland einer Airline viel üblicher, doch seit die Flugzeuge große Reichweiten haben, ist dies seltener geworden. Wichtige Ausnahme ist ein Klassiker unter den Fünfte-Freiheit-Routen ab Deutschland: Singapore Airlines (SIA) fliegt täglich morgens um kurz vor acht Uhr von Frankfurt nach New York-JFK mit dem Airbus A380, in Verlängerung des Nachtflugs von Singapur nach Frankfurt. Hier liegen SIA und Lufthansa im Februar fast gleichauf, in Economy verlangt SIA ab 462 Euro (alle hier genannten Preise jeweils für Hin- und Rückflug ausschließlich auf Nonstop-Verbindungen), Lufthansa kostet ab 430 Euro, die im Vergleich zur Kranichlinie wesentlich komfortablere Business Class ist bei den Asiaten allerdings schon ab 1869 Euro im Angebot, Lufthansa kommt ab 2780 Euro im Fe­bruar wesentlich teurer, für weniger Leistung. Im März ist der Preis allerdings mit 1567 Euro bei Lufthansa deutlich günstiger.

Allerdings sind solche Routen manchmal kurzlebig: Die Strecke München–Manchester hat SIA ebenso aufgegeben wie Barcelona–São Paulo. Dafür fliegt sie jetzt von Manchester nach Houston und von Moskau-Domodedowo nach Stockholm. Alles in dem Bestreben, während des ab Singapur zu fernen Gefilden ohnehin nötigen Zwischenstopps noch zusätzliche Passagiere zu gewinnen.

Auch Air China fliegt nur noch bis Ende März von Wien nach Barcelona, Economy ist dabei schon ab 170 Euro zu haben, Business dagegen mit 770 Euro recht teuer. Für deutsche Reisende kann es sich lohnen, um günstige Fünfte-Freiheit-Verbindungen ab europäischen Flughäfen zu wissen, denn die lassen sich oft mit Billigfliegern gut erreichen. So bietet Ethiopian Airlines Flüge von Dublin nach Los Angeles in modernsten Boeing 787 Dreamlinern im Februar bereits ab 457 Euro in Economy und 1643 Euro in Business Class. Allerdings erfordert die Startzeit um 7.30 Uhr morgens vorher eine Übernachtung.

Grundsätzlich gilt: Die Fünfte-Freiheit-Routen werden relativ selten beflogen, manchmal nicht einmal jeden Tag. Und manchmal sind etwa frühmorgendliche Abflugzeiten nicht optimal für Zusteiger. Nach Los Angeles fliegt ab London-Heathrow auch täglich Air New Zealand unter der fünften Freiheit, und zwar nachmittags, mit modernen Boeing 777-300ER, im Februar bereits ab 467 Euro. Lufthansa ab Frankfurt verlangt 723 Euro zur gleichen Zeit. Es gilt also die Devise: Gewusst, ab wo und mit wem man fliegt, spart Geld.