Koh Samui. Eine Fahrt zu den 42 weitgehend unbewohnten Felseninseln wie Koh Samsao zählt zu den Höhepunkten eines Urlaubs im Golf von Thailand.
Das ist natürlich die nackte Provokation. Wie dieser Kerl da vor uns barfuß über spitze Steine und Wurzeln hüpft und den felsigen Abhang zwischen Bäumen und Büschen hinaufspringt, als seien seine Füße aus Stahl und als ginge es nicht so steil bergauf und sei auch nicht so unfassbar heiß. Für unseren thailändischen Führer ist das hier ein Spaziergang. Wir aber haben uns ganz eindeutig übernommen oder uns zumindest zu sicher gefühlt.
Festes Schuhwerk hatten sie angeraten für diesen Aufstieg zum neuen Aussichtspunkt auf Koh Samsao, einer der kleinen grünen Inseln im Ang Thong Marine Nationalpark im Golf von Thailand, ein paar Seemeilen westlich von Koh Samui. Wir Leichtgläubigen aber dachten, wir seien cool genug, hier jede Hürde auch in Flip-Flops zu nehmen. So mühsam angesichts solcher Selbstüberschätzung nun das Kraxeln fällt, immer entlang eines fest gespannten Seils für haltsuchende Touristen, so berauschend ist die Ankunft auf der hölzernen Aussichtsplattform geschätzte 100 Meter über dem Meer.
Ein Boot, klein wie ein halbe Haselnussschale
Von hier lässt sich ein Teil des gut 100 Quadratkilometer großen Ang Thong Nationalparks mit seinen mehr als 42 weitgehend unbewohnten Inseln überblicken. Grün bewaldet ragen die unberührt wirkenden Felseninseln aus dem helltürkis schimmernden Wasser, das sich erst am Horizont mit dem Himmel vereint und in ein Blau von reinster Konsistenz übergeht. Wer auch nur einen Hauch von religiöser Empfindsamkeit mitbringt, ist sich bei diesem Naturgemälde gewiss: Ein kunstbegabter Schöpfer muss ganz nah sein.
Dabei sind wir natürlich nicht auf Wolken hergeschwebt (zumal es hier gerade keine gibt), sondern ganz profan mit einem Boot gekommen. Klein wie ein halbe Haselnussschale, schaukelt die „Naga“ jetzt dort unten ein paar Hundert Meter vor dem weißen Sandstrand von Koh Samsao, und irgendwo daneben halten zwei, drei Schnorchler zwischen den Korallen Ausschau nach bunten Fischen, Seeigeln und Riesenquallen.
Auf dem Zweimaster gibt es ein Mittagsbüfett vom Feinsten
Wobei: Ein profanes Schiff ist die „Naga“ auch wieder nicht, die für den vom Deutschen Dominik Harmuth geführten Anbieter Boutique Yachting von Koh Samui aus Touristenfahrten in das Naturschutzgebiet unternimmt. Die gut 30 Meter lange türkische Gulet, ein zweimastiger Motorsegler aus Teak und Mahagoni, bietet für den Besuch der Wildnis den größtmöglichen Komfort. Auf der rund dreieinhalbstündigen Fahrt von Koh Samui nach Koh Samsao hat es eine Rundumversorgung mit Drinks und Kaffee gegeben, thailändisches Mittagsbüfett vom Feinsten und natürlich Unmengen von Früchten und Wasser, denn was der Mensch bei dieser Hitze trinkt, verdampft er binnen Minuten wieder.
Zur Verfügung stehen vier Toiletten und Süßwasser-Duschen, auf der Fahrt können es sich bis zu 30 Gäste auf Matratzen am Heck oder mittschiffs wahlweise im Schatten oder in der Sonne bequem machen. Zu den Inseln wird in einem Zodiac mit Außenbordmotor übergesetzt.
Zu den teuersten Häusern der Insel
Wahlweise auf Deutsch oder Englisch und Russisch gibt die Besatzung auf der Fahrt zur Landschaft passende Anekdoten zum Besten – wie die von einem Mönch, der an der Küste von Koh Samui rechts von einem kleinen Toilettenhaus in einer Höhle seit Jahren nur von den Spenden der benachbarten Buddha-Gläubigen lebe, während links vom Klo Millionen für Häuser zu zahlen seien – was ja letztlich die Frage aufwerfe, ob die unnötig teuer Wohnenden immer die Klügeren seien.
Eine ähnlich buddhistisch-klassenkämpferische Volte schlägt der deutsch-russische Thailanderklärer bei der Betrachtung eines anderen Strandes. Der sei wegen vieler Steine und Korallen zum Baden nicht geeignet, und doch stünden gerade hier die teuersten Häuser der Insel – weil die Käufer ganz sicher sein könnten, niemals von Touristen belagert zu werden. „In Ruuusssland haban wir eine Saaage“, schließt der Erzähler und schenkt auch hier den Reichen ein: „Besser eine Torte teilen, als alleine Scheiße essen.“
Die Lagune diente als Vorlage für den Roman „The Beach“, der verfilmt worden ist
Nach dem (noch mühsameren) Flip-Flop-Abstieg vom Aussichtspunkt erholt sich die Gruppe am Sandstrand von Koh Samsao und beim Schnorcheln, dann geht es zurück auf die „Naga“ und nur ein paar Seemeilen weiter zur mittlerweile berühmten Mutterinsel Mae Ko. Dort klettern wir, diesmal über Treppen und Leitern, wieder steil bergauf zu einer weitaus stärker besuchten Aussichtsplattform. Der eine oder die andere hofft bei dem Ausblick, der sich von hier oben bietet, gleich werde der junge Leonardo Di Caprio aus den Büschen springen.
Denn die smaragdgrüne Lagune mitten auf der Insel, die man von hier aus bewundern kann, diente dem britischen Autor Alex Garland in den 90ern als Vorbild für seinen Roman „The Beach“ über eine verschworene Neohippie-Kommune in Thailand, der im Jahr 2000 mit Di Caprio und Tilda Swinton (eher mittelmäßig) verfilmt wurde.
Das Ziel der Spätkommunarden in dem Film war es, ihr tropisches Kleinreich geheimzuhalten und gegen Zuwanderung zu schützen. Schließlich aber wurden sie selbst vertrieben, und auch die vielen Besucher, die heute mit ihren Smartphones Panoramafotos vom Binnensee machen und in alle Welt schicken, zeugen davon, dass sich Paradiese nicht schützen lassen: Es will einfach jeder hinein.
Thailand verabschiedet König Bhumibol
Baden macht Spaß, trotz der lebensgefährlichen Riesenquallen
Das Baden in der Lagune ist trotzdem streng verboten. Umso mehr Spaß macht es, wenig später von Bord der „Naga“ ins warme, klare Meer zu springen – allen Warnungen vor bisweilen lebensgefährlichen Riesenquallen zum Trotz. Wir überleben die Wonnen der Gefahr unverletzt, und am Nachmittag macht sich unser Boot, begleitet von Schwesterschiff „Baidee“, auf die Heimfahrt nach Koh Samui.
Auch das Finale kann sich sehen lassen: Für die letzten Meilen werden die Segel gesetzt, und die knallrundrote Sonne steht in unverhüllter Pracht über dem Horizont, bevor sie in den Golf von Thailand plumpst und den Himmel kitschig-orange einfärbt. Der perfekte Abschluss für einen Tag in Gottes Garten.
Die Schiffstouren in den Ang Thong Nationalpark gehören wohl zum Beeindruckendsten, was Thailand zu bieten hat. Oft sind auch Kajaktouren inbegriffen. Obwohl das erst seit 1980 frei zugängliche Ang Thong Areal längst gut touristisch erschlossen ist, scheint es doch nicht ganz so überlaufen wie andere Regionen Thailands. Das wird spätestens durch den Vergleich klar, als wir am nächsten Tag nach Phuket weiterfliegen.
Hektik auf dem Flughafen von Phuket
Beim Abschied verlieben wir uns noch einmal neu in diesen so einzigartigen Flughafen von Koh Samui, in dem jedes Gate eine blumengeschmückte offene Hütte ist – und auf dem man entlang liebevoll angelegter Kanäle und Wiesen in einer Art motorisierter Bimmelbahn offen zum Flieger kutschiert wird.
Der internationale Flughafen von Phuket, von dem selbst zum Inlandsflug ins nahe Bangkok schon Großflieger wie die Boeing 777 eingesetzt werden, empfängt einen dagegen mit schmuddeliger Hektik. Vom Hafen der Inselstadt Patong aus, das wie eine Art Ballermann-Ecke Thailands erscheint, fahren denn auch vor allem Partyboote wie der „Hype Luxury“-Katamaran ab, auf dem gut gelaunte schöne Menschen aus aller Welt zu Dauerbassbeschallung Alkohol aus Eimern trinken und den Indischen Ozean erst beschwimmen und dann grölend betanzen, um schließlich bei Sonnenuntergang von Bord zu torkeln.
In Amari Phuket werden die Gäste in Buggies hin- und hergefahren
Größte Gemeinsamkeit zwischen diesen beiden so gegensätzlich wirkenden Regionen ist für unsere Reisegruppe das Amari, denn wir wohnen sowohl auf Koh Samui wie auch auf Phuket in den Hotels dieser thailändischen Kette, die derzeit auf dem asiatischen Markt über das Mutterland hinaus expandiert. Auch hier aber wird trotz des identischen Konzepts der Unterschied deutlich: Auf Koh Samui verteilen sich die 193 Zimmer und Suiten zwar auch großräumig entlang des Strandes und rund um liebevoll gestaltete Poollandschaften, aber das nicht minder beeindruckend konzipierte Amari Phuket ist eine regelrechte Kleinstadt an einem Berghang mit Blick auf die Andamanensee, dieses Randmeer des Indischen Ozeans.
Im Amari Phuket werden die Gäste wegen der langen Wege von den Suiten in Elektrobuggies über Serpentinen von einem Strand-Restaurant zum nächsten, vom Beauty Spa zu einem der Pools oder zum exklusiven Club-House kutschiert – bei Gelegenheit auch vom Schweizer Hoteldirektor Pierre-André Pelletier persönlich.
Der frühere Profi-Fußballer kennt die meisten seiner Stammgäste mit Namen und ist von Sonnenaufgang bis zum Absacker an einer der Bars so präsent in dem Riesen-Resort, dass man irgendwann weiß: Den Mann haben sie in einem Labor unter dem Amari-Fitness-Studio heimlich geklont. Dabei ist sein Geheimnis angeblich ein anderes: Er brauche nur vier oder fünf Stunden Ruhe pro Nacht, sagt der Hotelchef. Er lebe einfach zu gerne in diesem wundervollen Land, um zu viel von diesem Glück zu verschlafen.
Tipps & Informationen
Anreise z. B. mit Lufthansa über Frankfurt und Bangkok nach Koh Samui.
Schiffstouren
auf dem Motorsegler durch den Ang Thong Nationalpark bietet z. B. die Firma Boutiqueyachting (www.boutiqueyachting.com). Preise für eine Tagestour mit
Verpflegung und Inselbesuchen liegen bei umgerechnet 115 Euro für Erwachsene.
Übernachtung Zimmer z. B. im Amari Koh Samui gibt es inkl. Frühstück ab ca. 104 Euro, im Amari Phuket ab 105 Euro.
(Die Reise erfolgte mit Unterstützung durch die Amari-Hotelkette.)