Es sind Zahlen zum Staunen: Am Ende dieses Jahres werden die Flug­gesellschaften weltweit rund 3,5 Milliarden Passagiere befördert haben. Am Ende dieses Jahres werden aber auch etwa 25 Millionen dieser Passagiere mal wieder mit dickem Hals am „laufenden Band“ vor der Zollkontrolle vergeblich auf ihr Gepäck warten. So viele Koffer gehen pro Jahr durchschnittlich vorübergehend oder endgültig verloren; angeblich passiert das zumeist beim Umsteigen. Diesen Gebeutelten bleibt jetzt nur noch der Gang zum Lost-Baggage-Schalter. Besonders ärgerlich ist solch ein Kofferverlust dann, wenn man beispielsweise am nächsten Tag in lässigen Sneakers und ausgeblichenen Bermudashorts den Trauzeugen geben muss, weil der beste Freund ausgerechnet auf Sizilien heiratet (versuchen Sie mal, für einen stämmigen, hochgewachsenen Nordeuropäer in Süditalien auf die Schnelle schwarze Halbschuhe in Größe 49 1/2 sowie einen Anzug in XXXL zu finden).

Doch kann das wirklich sein – angesichts der hochmodernen, vollautomatischen Gepäcksortier- und Verteilanlagen mit ihren Hochleistungsscannern, die auf den Flughäfen im Einsatz sind? Seit wann bitte schön können sich Computer irren? Tatsächlich ist die Erklärung für die zunehmenden Kofferverluste banal, aber logisch: Die Verantwortung für diesen Missstand liegt in den allermeisten Fällen bei den Passagieren selbst, die nach der Ankunft im hektischen Gedrängel rechts und links entlang des Kofferroulettes wahllos, unachtsam und rüpelhaft blindlings nach jedem Rollkoffer greifen, der schwarz ist. Da über diese Laufbänder jedoch bis zu drei Flüge gleichzeitig abgewickelt werden, rund 95 Prozent aller Rollkoffer schwarz sind und diese überdies ein fast identisches Design sowie Material besitzen, wäre somit das Rätsel Ihres verschwundenen Gepäcks gelöst. Schieben Sie also nicht Ihrer Luftfahrtgesellschaft den Schwarzen Peter zu. Ihren Koffer hat bloß irgendein anderer.