Mit Ausgleichsgebühren sowie Zahl und Auswahl der Ziele können Urlauber etwas für die Öko-Bilanz tun

Zwei Palmen auf einer Welle: Das Zeichen für die Klimakonferenz der Vereinten Nationen sieht geradezu heiter-urlaubsfreundlich aus. Dahinter steht jedoch ein ernstes Thema, die Erderwärmung lässt den Meeresspiegel steigen. Eine akute Bedrohung für die Fidschi-Inseln, die den Vorsitz der jüngsten Uno-Kon­ferenz hatten. Was können Urlauber in Sachen Klimaschutz tun – und wie werden mögliche Angebote angenommen?

Für einen Flug von Düsseldorf nach New York und zurück fallen 3,65 Tonnen Kohlendioxid an. Zur Einordnung: Um den Temperaturanstieg in diesem Jahrhundert auf zwei Grad zu begrenzen, dürfte jeder Mensch im Jahr 2050 nur noch zwei Tonnen Kohlendioxid ausstoßen – derzeit sind es 9,6 Tonnen pro Kopf. Heißt: Wem wirklich an der Umwelt gelegen ist, der müsste auf eine zweiwöchige Thailand-Reise oder den Städtetrip nach New York verzichten. Tirol statt Tropen, Wangerooge statt weiter Welt. Es wäre das Ende des Reisens, wie wir es kennen. Dabei möchte fast niemand darauf verzichten. Peter Wippermann vom Trendbüro Hamburg: „Wir beobachten einen Wertewandel, weg von der Produktwelt hin zur Erlebniswelt.“

Tourismus sorgt auch für wirtschaftlichen Aufschwung

Odette Deuber von der gemeinnützigen Gesellschaft Klimaktiv beschreibt das Dilemma in Zeiten der Globalisierung. „Man reist in andere Länder, blickt über den Tellerrand. Jetzt zu sagen, Fliegen geht nicht mehr, halte ich auch nicht für sinnvoll.“ Aber während sich der Öko-Trend bei Lebensmitteln zusehends durchsetzt, hat Klimaschutz beim Tourismus noch Nebensaison.

Trotzdem können Urlauber etwas tun – durch die Menge der Reisen, die Auswahl der Ziele und Kompensationszahlungen. Das bekannteste Beispiel ist der Beitrag an Organisationen wie ­Atmosfair, die das Geld in zertifizierte, treibhausgasmindernde Investitionen vor allem in Entwicklungsländern steckt. Dies sei kein „Ablasshandel“, sondern ein wichtiger Beitrag für einen nachhaltigen Klimawandel, sagt Sabine Minninger, Referentin für Klimapolitik beim Evangelischen Entwicklungsdienst Brot für die Welt. „Eine CO2-Kompensation ist durchaus sinnvoll.“ Auch wenn derzeit noch nicht einmal jeder hundertste Passagier seine Flugreise ausgleiche. Die großen Tourismusunternehmen bieten diese Möglichkeit schon lange, immer mehr Veranstalter ziehen nach. So kann etwa bei Fit Reisen seit voriger Woche eine Klimaabgabe dazugebucht werden. 100 Prozent Klimaneutralität kosten 110 Euro, 50 Prozent 55 Euro. Während der Spezialist für Wellnessurlaub auf Pauschalbeträge setzt, lassen sich bei Atmosfair individuelle Zahlungen ermitteln (siehe Kasten): So kann man einen Flug von Hamburg nach Frankfurt, der 212 Kilo Kohlendioxid verursacht, durch zehn Euro kompensieren, eine einwöchige Kreuzfahrt durch 36 Euro.

Beim Deutschen Reiseverband (DRV) heißt es, man dürfe sich nicht nur auf den Klimaschutz konzentrieren, sondern auf „den Dreiklang aus ökologischer, ökonomischer und sozialer Verantwortung“. Tourismus sorge in den Zielgebieten für einen wirtschaftlichen Aufschwung, das bringe Wohlstand und Bildungschancen für die Bevölkerung. Darauf verweist auch das Fremdenverkehrsamt Thailand, das sich mit lokalen Angeboten wie Streetfood-Touren in Bangkok der deutschen Informationsplattform greenpearls.com für sanften Tourismus angeschlossen hat. Die Palette von Green Pearls reicht vom Müll vermeidenden Malediven-Resort Reethi Faru bis zum klimaneutralen Leitlhof in Südtirol. Buchungslinks führen zu einzelnen Hotels. Breit aufgestellt ist das Forum Anders Reisen e. V., in dem sich mehr als 100 Veranstalter für nachhaltigen Urlaub zusammengeschlossen haben. Auf der Webseite goodtravel.de finden sich rund 150 Unterkünfte mit ­verschiedenen Nachhaltigkeitskriterien. Insgesamt ist es für Urlauber manchmal schwer zu durchschauen, welche Reiseziele sich eher aus Marketinggründen ein „grünes Mäntelchen“ umhängen und wo wirklich Überzeugung und Ergebnis dahinterstecken.

Generell empfehlen Experten, auf Kurzstrecken innerhalb Deutschlands die Bahn zu nehmen und bei Flügen auf Mittel- und Fernstrecken lieber seltener und dafür länger zu verreisen.