Von Wien über Berlin bis Stockholm laden viele Neueröffnungen in Europa zu Besichtigungen ein

Für Städtereisende sind Museen fester Bestandteil eines rundum gelungenen Trips. Ob Louvre in Paris, die ­Museumsinsel in Berlin, das Vatikanmuseum in Rom oder das Rijksmuseum in Amsterdam – zwischen Shopping und kulinarischen Pausen sind sie die rich­tige Dosis Kulturgenuss. Nun sind in diesem Jahr weitere Höhepunkte dazugekommen. Für Familien, Modefans und sogar für Taucher.

Vielleicht bleibt ja gleich im Dezember noch Zeit für einen Trip nach Zürich? Die zahllosen Lichter der in der Vorweihnachtszeit so heimelig hergerichteten Stadt spiegeln sich überall wider, unter den Giebeln in der Altstadt glitzert und funkelt es. Ästhetik der besonderen Art gibt es im kürzlich eröffneten Finanzmuseum zu bewundern. Rund 10.000 historische Wertpapiere ab dem 16. Jahrhundert aus rund 150 Ländern können hier betrachtet werden. Interessierte erfahren mehr über die Bedeutung der Schweiz als Finanzplatz; kurzweilig und multimedial wird erklärt, was eine Aktie ist, wie der Börsenhandel funktioniert und ob wir in Zukunft überhaupt noch mit Bargeld bezahlen.

Das Museum für Völkerkunde in Wien ist auf der Liste schon abgehakt? Weit gefehlt. Im Oktober erst wurde es als „Weltmuseum Wien“ nach dreijährigem Umbau mit neuem Konzept wiedereröffnet. 14 Säle, prall gefüllt mit über 200.000 etnografischen Gegenständen, 100.000 historischen Fotografien und 164.000 Druckwerken, führen durch das insulare Südostasien ebenso wie durch Südamerika und Ozeanien, den Orient und Nordamerika. Zu den Ausstellungsstücken gehört ein Federkopfschmuck mit Hunderten grünen und scharlachroten Quetzalfedern und mehr als tausend Goldplättchen.

In Paris und Marrakesch wird Yves Saint Laurent gehuldigt

Paris und Mode sind untrennbar miteinander verwoben. So gibt es seit Oktober ein neues Museum für Yves Saint Laurent. „Ich weiß, dass ich die Mode vorangebracht habe und den Frauen ein bisher verbotenes Universum geöffnet habe“, sagte der Revolutionär des Modedesigns einst. Einen Einblick in diesen Kosmos geben Kleider, Accessoires, Arbeitsskizzen, Fotos und Videos nun in einem Herrenhaus in der Rue Marceau. Hier haben die Teams des Modeschöpfers 30 Jahre lang gearbeitet. Glanzlicht sind die Salons, über 5000 Prototypenkleider und das Studio, in dem die Kollektionen entworfen wurden. Ebenfalls im Oktober wurde parallel dazu in Marrakesch ein Museum zu Ehren von Yves Saint Laurent eröffnet.

Vor der Südwestküste Lanzarotes lassen sich die Betonfiguren des Künstlers Jason deCaires Taylors im Museo Atlántico in zwölf Meter Tiefe bewundern, friedvoll in einer eigenen Welt. Dabei bringen sie überhaupt erst Leben dorthin, wo Verschmutzungen für jahrzehntelanges Sterben sorgten: Die Figuren bilden ein künstliches Riff für allerlei Tier- und Pflanzenarten. Der Künstler sorgt für einen Dialog zwischen Kunst und Natur mit dem Fokus auf Umweltschutz. Ganz nahe kommen Taucher den Unterwasserbewohnern, die im Einklang mit Engelhaien, Kraken und Schmetterlingsrochen existieren. Wer nicht ins Wasser steigen mag, dreht eine Runde auf einem Glasbodenboot.

Das Gerücht, dass Wikingerhelme mit Hörnern ausgestattet waren, hält sich hartnäckig. Doch mit Vorurteilen wie diesen möchte Geschichtsprofessor Dick Harrison im Vikingaliv aufräumen. Das Museum eröffnet in diesem Jahr auf der Insel Djurgarden in Stockholm. „Die Wikinger sind die am stärksten verfälschte Gruppe in unserem Land“, sagt der Wissenschaftler. „Das wollen wir mit einer spannenden Erzählung über die frühen Bewohner Skandinaviens ändern.“ Und so freuen sich Kinder wie Erwachsene über eine Begegnung mit Toke, dem Sklavenhändler, und ­Ulvbjörn in seinem Kettenhemd. Sie ­erfahren, wie Wikinger wirklich wohnten und Ackerbau betrieben. Zur Ausstellung gehört eine rund zehnminütige Fahrt in das Jahr 963. Spannend!

Und warum nicht einfach mal wieder nach Potsdam fahren? Das neue Museum Barberini zeigt alte Meister ebenso wie zeitgenössische Kunst. Haupt­augenmerk: der Impressionismus. Das ursprüngliche Palais Barberini wurde in den Jahren 1771–72 erbaut, im Zweiten Weltkrieg zerstört und von SAP-Gründer und Kunstsammler Hasso Plattner nach historischem Vorbild rekonstruiert. Drei Ausstellungen im Jahr mit Leihgaben aus internationalen Museen und privaten Sammlungen soll es geben. Beliebt beim Nachwuchs sind die Kinderkunstaktionen. Aktuell und noch bis zum 4. Februar ist die Ausstellung „Hinter der Maske. Künstler in der DDR“. Im Anschluss bis 10. Juni 2018 heißt das Motto „Welttheater“ mit Werken von Max Beckmann. Genau das Richtige für einen Frühlingstrip.