Florenz. Wie ein Freilichtmuseum begeistert Florenz, die Hauptstadt der Toskana, Besucher mit einem Füllhorn an Kulturschätzen.

Der Tag beginnt zeitig in Florenz. Jedenfalls für Touristen. Längst noch nicht alle Museen und Kirchen haben geöffnet, da herrscht auf der überwölbten Flusspromenade des Lungarno degli Archibusieri schon Betrieb. Auf dem kurzen Stück durch den Arkadengang hält wohl jeder mal inne, lehnt sich an die Brüstung und genießt die Aussicht auf den im sanften Licht der Morgensonne badenden Ponte Vecchio, der die beiden Altstadthälften verbindet.

Breit, grün und träge fließt der Arno unter den massiven Pfeilern hindurch, die das Konstrukt der mittelalterlichen Brücke tragen: Man blickt auf eine Häuserreihe mit kleinen Läden, auf deren Außenseite eine chaotisch erscheinende Ansammlung bunter Anbauten mit Fenstern und Balkonen wie Erker über dem Wasser schwebt. Ursprünglich gingen hier Schlachter ihrem Gewerbe nach, die ihre Abfälle im Fluss entsorgten. Was Cosimo I. de’ Medici nicht gefiel, und auf Anordnung des damals mächtigsten Mannes der Stadt bezogen um die Mitte des 16. Jahrhunderts Goldschmiede die Läden. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

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    Der Ponte Vecchio, die „alte Brücke“, erweist sich zweifellos als perfekter Startpunkt für eine Sightseeing-Tour durch die Kapitale der Toskana, die wie ein kostbarer Edelstein zwischen den Höhen des toskanisch-emilianischen Apennins und den von Rebstöcken überzogenen Hügeln des Chianti ruht. Dabei meinte es die Geschichte mit der von den Römern gegründeten Stadt durchaus nicht immer gut: Plünderungen und Zerstörungen, machtpolitische Kämpfe, Hungersnöte und nicht zuletzt die Pest galt es zu überstehen. Aber nichts und niemand prägte das heutige Bild der Stadt so nachhaltig wie die einflussreiche Dynastie der Medici, die durch Skrupellosigkeit und Härte ab dem 15. Jahrhundert für 300 Jahre die Macht in der Hand hielt. Unter ihrer Ägide entstanden etliche Paläste und neue Straßenzüge, was aus dem systematisch angelegten Florenz des Mittelalters eine Perle der Renaissance werden ließ. Und von ihrer Großzügigkeit profitierten Maler, Bildhauer, Architekten, die die Stadt am Arno mit ihren Werken schmückten.

    Die Dynastie der Medici prägte das Bild der Stadt

    Entsprechend gut bestückt ist Florenz mit einmaligen Museen, unter denen die Uffizien zweifellos den ersten Rang belegen. Nur ein paar Schritte entfernt vom Ponte Vecchio schlingt der U-förmige Bau der Galerie seine Schenkel um einen schmalen Platz, auf dem Straßenkünstler ihre Dienste als Karikaturisten anbieten. Es war der Architekt und Hofmaler Vasari, der den prachtvollen Bau 1560 als Bürogebäude für die städtische Verwaltung errichtete. Und es war Francesco I., der 20 Jahre später in dessen oberer Etage eine Kunstgalerie gründete. Dort, wo der U-Bogen des Palastes in den zweiten langen Flur „abbiegt“, hat sich eine Menschentraube vor einer Fensterfront versammelt. Durch die verschmierten Scheiben tut sich ein sensationeller Blick auf den Ponte Vecchio auf, hinter dem wie ein Echo eine Phalanx weiterer Brücken auftaucht, die den Arno überqueren. Was noch nicht alles ist. „Da unten siehst du einen Abschnitt des Vasari-Korridors“, erklärt eine Besucherin ihrem Begleiter und zeigt auf das rote Dach des Arkadengangs am Lungarno degli Archibusieri, über dem der geheime Fußweg verläuft und sich bis auf die andere Flussseite fortsetzt. „Vasari hat den Gang 1565 im Auftrag von Cosimo I. gebaut“, heißt es im Reiseführer. Durch ihn sei der Großherzog vom Palazzo Vecchio über die Uffizien zum Pitti-Palast, von der alten in die neue Residenz, gelangt, ohne die Straße zu betreten.

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      An der Ecke, wo sich der helle, reich gestaltete Bau der Uffizien und die düstere, festungsartige Fassade des Palazzo Vecchio, des heutigen Rathauses, ganz nahe kommen, öffnet sich die Piazza della Signoria. Mehrstöckige Stadthäuser umrunden als elegante Kulisse Florenz’ schönsten Platz, auf dem es vor Touristen nur so wimmelt. Wer nicht gerade seinen Stadtrundgang mit einer Pferdekutsche fortsetzen will, steuert die offene Bogenhalle, die Loggia dei Lanzi, an und gönnt sich zwischen den zahlreichen Skulpturen eine Siesta auf steinernen Bänken. Oder steht vor dem Haus des Bürgermeisters und bewundert Michelangelos berühmten David. Beziehungsweise eine Kopie davon. Denn um den 1501 entstandenen, perfekt proportionierten Jüngling aus Marmor im Original zu sehen, spaziert man erst einmal weiter nach Norden, zur Galleria dell’Accademia.

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      Auf halbem Weg dorthin verlangt eine der größten Kirchen der christlichen Welt nach einem weiteren Stopp. Jedem, der aus der Enge der Gassen auf die Piazza del Duomo tritt, dürfte die Pracht der Cattedrale di Santa Maria del Fiore mit ihrer imposanten Kuppel und Giottos Campanile den Atem rauben. Gegenüber dem kleinen achteckigen Bau des Baptisteriums, der Taufkirche also, erhebt sich die in weiß-grün-rosa Marmor verkleidete, mit Zierrat überladene Zuckerseite des Doms.

      Nach einer Stippvisite in der Accademia lassen wir es gut sein für heute. Kaufen uns an einem Stand ein Panino mit Schinken und heben uns Lorenzo Ghibertis bronzene Paradiestür, deren Original nach der Restaurierung nicht mehr ins Baptisterium zurückkehrte, sondern im Dommuseum blieb, die Grabkapellen der Medici, die Boboli-Gärten oder die Basilica di Santa Maria Novella für morgen auf. Schlendern durch hübsche Gassen zurück und landen wieder am Ponte Vecchio, in dessen Läden sich Ketten, Ringe und Armbänder aus Gold und Silber stapeln.

      Das Pflaster des Ponte Vecchio mündet am anderen Arno-Ufer schließlich nahtlos in die Via Guicciardini, die ihrerseits schon nach wenigen Metern zur Piazza Pitti und deren gleichnamigem Palazzo führt. Für einen Besuch der Museen in dem ab 1458 im Auftrag des vermögenden Bankiers Luca Pitti errichteten Gebäude, in dem später die Medici leben sollten, reicht unsere Kondition nicht mehr. Fußmüde geht es auf direktem Weg zu unserem Quartier an der Piazza Santo Spirito, wo sich in der entspannten Atmosphäre der südlichen Flussseite die Touristenströme längst verloren haben.

      Die Kirche Santo Spirito, ihr schönes Innenleben, versteckt hinter einer schmucklosen Fassade, beherrscht das obere Ende dieses Platzes und mischt sich bescheiden unter die Häuser ihrer Nachbarschaft. In Osterias, Bars, Cafés sitzen Fremde zwischen Einheimischen, auf den Tellern Pasta oder Pizza, gebackenes Hühnchen oder Wildschweinbraten, im Glas ein Viertel Chianti oder das klare Orange eines Aperol Spritz, in dem die Eiswürfel klirren. Uns zieht es nach dem Essen schon bald zurück in unsere Pension im obersten Stockwerk eines altehrwürdigen Palazzo, von dessen Loggia sich – aus den gemütlichen Polstern einer Sitzgarnitur – halb Florenz überblicken lässt.

      Tipps & Informationen

      Anreise Flug z. B. mit Lufthansa über Frankfurt nach Florenz.

      Unterkunft z. B. im Palazzo Guadagni: Hotel mit 16 Zimmern und Loggia in der oberen Etage eines alten Palastes an der Piazza Santo Spirito, DZ/F ab 90 Euro. www.palazzoguadagni.com; B&B San Remigio, Bed & Breakfast in der Altstadt, DZ/F ab 70 Euro. www.sanremigiofirenze.it

      Eintritte Karten können reserviert werden auf www.firenzemusei.it.

      Auskunft www.firenzeturismo.it


      (Die Reise erfolgte mit Unterstützung durch Toscana Promozione Turistica und Hotel Palazzo Guadagni.)