Namaskar, liebe Susmita,

die erste Begegnung war vielleicht ungewöhnlich für ein Luxushotel im Allgemeinen, nicht aber für Indien. Ich wollte einchecken im Shangri-La, dem derzeit wohl beliebtesten Fünf-Sterne-Haus in der südindischen Millionenstadt Bangalore. Es waren noch ein paar andere Gäste vor mir an der Rezeption, also schaute ich mich ein bisschen um in der lichtdurchfluteten und nobel möblierten Lobby. Und dabei entdeckte ich Sie, die junge „Frau mit dem reizenden Lächeln“. Genau das bedeutet nämlich, wie ich gleich erfahren sollte, Ihr Name Susmita in Ihrer bengalischen Heimat. Sie hielten mir einladend eine bunte Teekanne entgegen. Daneben, auf einem Herd, köchelte Milch mit Zucker und Gewürzen vor sich hin, Dosen mit Ingwer, Zimt, Anis und noch mehr Gewürzen waren aufgereiht. So bereiten Sie die Mischung für einen Chai zu, wie man ihn seit alters in Indien dem Reisenden zur Erfrischung anbietet.

Das Hotel, das erst seit Herbst 2015 geöffnet hat, gehört zur Shan­gri-La-Gruppe, einer der angesehensten Hotelketten in Asien. Es strahlt Individualität aus, die ich in einer Fülle liebenswerter Details entdecke. Darin drückt sich nicht zuletzt die Handschrift des deutschen General Managers Andreas Streiber aus. Lächelnd haben Sie mir verraten, dass sich auch er, der gebürtige Dortmunder, von Zeit zu Zeit eine Tasse Tee und ein paar Minuten zum Plaudern bei Ihnen gönnt.

Indien war für ihn Neuland, als er vor knapp zwei Jahren nach Bangalore kam. Also hat sich der erfahrene Gastgeber Know-how aus ganz Indien geholt, Mitarbeiter zum Beispiel wie Sie. Sie sprechen hervorragend Englisch und sind auch deswegen eine beliebte Ansprechpartnerin für die Gäste, die aus allen Teilen der Welt in die Hightech-Metropole Bangalore und neuerdings besonders gern in dieses Haus kommen. Auf liebenswerte Art unterstützen Sie zuweilen den Con­cierge und geben Anregungen für Ausflüge in die Stadt und die Umgebung. Charmant haben Sie mir die hauseigenen Restaurants ans Herz gelegt. Ich habe mich für den „Shang Palace“ entschieden. Man wird in Shanghai oder Hongkong kaum bessere Dim Sum finden, kleine Gerichte, „die das Herz berühren“, wie die Übersetzung heißt. Am nächsten Tag im Gym und im Wellness-Bereich Chi habe ich versucht, Körper, Seele und Geist in Balance zu bringen. Chi steht für Energie, so wie letztlich auch Ihr Chai, liebe Susmita, der die Lebensgeister weckt, mit Kardamom und einem Lächeln.

Viele Grüße, Bernd Schiller