Cher Peter Chittick,

als ich in Ihrem Hotel auf das Schwarz-Weiß-Foto aus den 50er-Jahren schaute, konnte ich kaum glauben, dass ich mich gerade im selben Dorf befand. Sie müssen einiges an Vorstellungskraft gehabt haben, als Sie Ende der 80er-Jahre mit Ihrer zukünftigen Frau auf einer Radtour in Crillon landeten und überzeugt waren, dass Sie den richtigen Ort für Ihr Hotelprojekt gefunden hatten. Auf dem Foto sah das jahrhundertealte Dorf aus, als wäre es vom Krieg zerstört gewesen. Die Häuser hatten teils keine Dächer mehr und waren zu Ruinen verfallen, nachdem viele Bewohner Crillon verlassen hatten. All das führte zu einem schleichenden Niedergang über lange, lange Zeit.

In den 70er-Jahren kamen wohl erste Bewohner zurück – und irgendwann auch Sie mit Ihrer wagemutigen Idee, aus dem weitestgehend verlassenen Kern ein hochklassiges Hotel zu machen und so dem Dorf wieder Leben einzuhauchen. Es war ganz offensichtlich ein aufwendiges Unterfangen: allein eine Kanalisation einzubauen und die typisch provenzalischen Steinbauten im traditionellen Stil zu sanieren. Besonders gut hat mir dabei gefallen, wie Hotel und Dorf in den Gässchen und am zentralen Platz rund um die Kirche nahtlos ineinander übergehen.

Die 36 geschmackvollen Zimmer verteilen sich dort mittlerweile über acht provenzalische Steinhäuser, die zum Crillon-le-Brave gehören. In ihnen steckt viel Geschichte, schließlich sind sie jahrhundertealt, ja, reichen zum Teil ins 13. Jahrhundert zurück. Doch nicht nur bei der Unterkunft war alles geschmackvoll provenzalisch: Auch das Spa mit seinen typischen Lavendelöl-Massagen und bei der frisch aromatischen Regionalküche, die Ihr Chefkoch Jérôme Blanchet in den Restaurants verfeinert auf den Tisch bringt.

Dafür hat er ein Konzept, das sich in der Provence förmlich aufdrängt: Tomaten, Knoblauch, Oliven, Lamm, Kräuter, Spargel – überall in der Umgebung bieten Bauern ihre frischen Erzeugnisse an ihren Ständen an. Entsprechend kommen die Zutaten für das Bistro „40 KM“ im Crillon-le-Brave ausschließlich und für das Feinschmecker-Restaurant weitestgehend aus einem Umkreis von 40 Kilometern – also der Vaucluse-Gegend, die man von den Terrassen und den Zimmern panoramaweit wirklich atemberaubend überblicken kann. Vom hoch liegenden Hotel reicht der Blick über das Tal bis zum Mont Ventoux, den die Sonne nach einem Regentag am Ende meines Aufenthalts schließlich doch noch in das typisch warme Licht tauchte. Ja, es ist schon ein sehr schönes Stück Provence-Idylle, das Sie da in Crillon gerettet haben, Peter Chittick!

Cordialement, Sascha Rettig