Kürzlich war ich Versuchskaninchen. In Palma de Mallorca besuchte ich das Restaurant Fosh Lab. Jeder Gast ist hier Teil eines Experiments; die Menükarte kommt entsprechend gleich im Reagenzglas auf den Tisch. Dann wurde mir ein mit Pinzetten angerichteter Salat gereicht, der mysteriöser und stärker dampfte als jeder Hexenkessel. Blocksberg meets Mallorca. Das Konzept ist in der Balearenhauptstadt einzigartig. Wie in einem Labor („Lab“) kreieren der englische Küchenmeister Marc Fosh und sein Team Gerichte, die sie von Besuchern anschließend testen lassen.

„Ratatatong“ tönte es da plötzlich aus der Küche. Wahrscheinlich übte Marc Fosh gerade einen neuen Zauberspruch: „Eene, meene, miste, wer sich jetzt traut, der isst es.“ Ach nein, es war nur ein umgefallener Topf. Durch eine große Videoleinwand kann der Gast den Köchen jederzeit bei der Arbeit zuschauen. Das soll Vertrauen schaffen. Und rettet Ehen. „Wer sich nichts mehr zu sagen hat, der hat bei uns jedenfalls was zum Gucken“, sagt Marc Fosh lachend, als er von Gast zu Gast, also von Versuchskaninchen zu Versuchskaninchen, ging. Die Köche bedienen hier nämlich stets selbst, um mit ihren „Kritikern“ ins Gespräch zu kommen. Denn diese sind es schließlich, die beurteilen, ob die mediterran-orientalisch inspirierten Speisen – darunter viele vegetarische – beibehalten, abgewandelt oder gestrichen werden.

Der Sternekoch führt gleich drei angesagte Restaurants in der mallorquinischen Hauptstadt. Was Feinschmecker im Fosh Lab für gut befinden, steht später auch in den anderen Restaurants auf der Speisekarte. Um Abend für Abend alle kulinarisch verzaubern zu können, parkt der Chef seinen Besen direkt vor dem Eingang und fliegt dann zwischen den Gängen von Lokal zu Lokal. Also, das wäre zumindest eine Möglichkeit. Wahrscheinlicher finde ich, dass er sich in einem seiner Experimente einfach geklont hat: ein Fosh für jedes Restaurant.