Heute Morgen habe ich schon wieder das Meer gesehen. Ich weiß nur nicht, welches. Denn so ein fotografiertes Meer, das sofort in den sozialen Netzwerken gepostet wird, sieht immer gleich aus. Trotzdem habe ich in diesem Sommer, den ich daheim verbrachte (einer muss schließlich die Rente für euch Urlauber sichern), viele Hundert Mal das Meer gesehen. Und ich habe Beine gesehen, schlanke Beine, sonnenverbrannte Beine, handtuchverdeckte Beine, blasse Beine. Und Füße. Ganz viele Füße – denn das ist mit Abstand das beliebteste Urlaubsmotiv: Das Meer wird aus einem Liegestuhl heraus über die Oberschenkel, Knie, Unterschenkel, Füße und ein klitzekleines Stück Strand hinweg fotografiert.

Da wird man als Heimaturlauber schon etwas wehmütig. Und genau diese Wehmut beschleicht mich auch, wenn ich mich an die Diaabende in der analogen Steinzeit erinnere, die damals im Freundes- und Familienkreis stets zwischen Mitte September und Anfang November stattfanden. Es dauerte schließlich ein paar Wochen, bis die Urlaubsdias entwickelt waren. Und dann setzte man sich in einem größeren Kreis zusammen und kam aus dem amüsierten Staunen nicht mehr heraus. Bibione, Strand, immer wieder kleine Kinder, die im Sand buddeln. Dickbauchige Chianti-Flaschen und die Lieblingspizzeria. Als Höhepunkte Papa, der mit einer Klorolle in der Hand über den Campingplatz stratzt, und Mama, der auf dem Markusplatz eine Taube auf den Sonnenhut kackt.

Diese Urlaubserinnerungen wurden auch stets mit mehr oder weniger originellen Reiseanekdoten garniert, was nicht selten dazu führte, dass Diaabende von einigen bis heute mit seelischer Folterung durch den Geheimdienst eines Schurkenstaates verglichen werden. Aber irgendwie waren sie doch lustiger als der Diaabend neulich, an dem wir mit Freunden um einen Tisch herum saßen und unsere Smartphones stundenlang im Kreis wandern ließen.