Liebe Katarina, lieber Tom,

weil ich immer noch ohne Navi mit dem Auto unterwegs bin, habe ich mich schwergetan, zu Eurem Domizil zu finden. Dabei steht der alte Pfarrhof aus dem 14. Jahrhundert mitten im kleinen Örtchen Sankt Andrä im Sausal, direkt neben der Kirche. Einfach war es sicherlich nicht, aus dem verfallenen Ensemble ein architektonisches Schmuckstück hervorzuzaubern. Da waren Vorgaben des Denkmalamtes und immer wieder Überraschungen im Bauverlauf. Doch die Mühen haben sich gelohnt. Entstanden ist einer der schönsten Gasthöfe Österreichs.

Die weißen, mit Kalk verputzten Wände und Gewölbe, die ländlichen Eichenholzböden, die rustikalen Kachelöfen, aber auch die modernen Gemälde schaffen im ganzen Haus wirklich eine wohlige Atmosphäre. Viel Geschmack hast Du hier bewiesen, liebe Katarina. Auch bei der Auswahl der Weine konnte ich mich voll auf Deine Empfehlungen verlassen. Du hattest perfekt zur Menüfolge ausgewählte Weine präsentiert. Über 850 Positionen lagern in Eurem Keller, darunter viele Bio- und Orange-Weine und feine Tropfen von noch unbekannten Winzern – beeindruckend!

Dass Tom die sieben Tische im Gastraum alle selbst gebaut hat, bringt eine persönliche Note herein. Du kochst für maximal 26 Gäste – alle mussten sich auf das gleiche Menü einlassen. Dein Restaurant ist nichts für den eiligen Gast. Gut vier Stunden sollte ich für die Menüfolge einplanen, hattest Du gleich bei der Buchung gesagt. Und dass Du nicht nach Rezept, sondern nach Gefühl kochst. Die Kalbsbällchen, mit denen die Genussreise begann, waren köstlich. Der frisch gepresste Pommeranzen-Saft, den es dazu gab, erfrischte mit seinem bitter-sauren Aroma den Gaumen. Das fing wirklich gut an! Und so ging es weiter: gebackener Ziegenkäse aus der Steiermark mit einer Emulsion aus Gurkenschalen und Himbeeren und Wolfsbarsch in Salzkruste mit Erdäpfeln. „Beim wie vielten Gang sind wir eigentlich?“, wollte ich zwischendurch mal wissen. Du wusstest es selbst nicht so genau und warst in Gedanken sicher schon beim flaumigen 63-Grad-Stundenei von der Sulmtaler Henne mit Kressespinat und Kernölschaum, der kulinarischen Offenbarung schlechthin. Es bekommt dem Geschmack, wenn die Zutaten die Hauptrolle spielen.

Doch Ihr sorgt nicht nur für Speis und Trank – im ehemaligen Wirtschaftsgebäude und Pferdestall habt Ihr sechs individuell gestaltete Zimmer eingerichtet. Als sehr luxuriös empfanden wir, dass die Räume alle einen direkten Zugang zum beheizten Pool und zum Garten haben. Das Frühstück hätten wir ja gern auf der Terrasse eingenommen, doch am Morgen regnete es. Aber wir kommen im nächsten Jahr wieder.

Viele Grüße aus Hamburg, Detlef Berg