Alle Familien, die von einer Ferienreise aus dem Süden heimkehren, eint das wohlige Kribbeln im Bauch, je näher die Heimat rückt; auch wenn es bei der Ankunft regnet, der Temperaturunterschied 20 Grad beträgt und Mutti sich augenblicklich nach ihrer kuscheligen Fleecejacke sehnt, die frisch gewaschen daheim auf der Wäscheleine hängt.

Zu Hause eilt Vati erst mal zum Briefkasten und zählt im Vorübergehen 45 Maulwurfshügel auf dem Rasen, der dringend gemäht werden müsste. Mutti schließt die Haustüre auf, atmet den vertrauten Geruch ein, die Kinder stürmen an ihr vorbei die Treppe hoch in ihre Kinderzimmer und fangen sofort an, sich zu kloppen. Vati kommt vom Briefkasten zurück, in der rechten Hand mit einem grauen Briefumschlag und sagt mit höchster Erregung in der Stimme: „Dem werd ich was erzählen – gleich am Montag!“

Mutti schnuppert in die Luft und erwidert irritiert: „Sag mal, Schatz – wolltest du nicht neulich den Biomüll rausbringen?“ In diesem Moment kommen die Kinder aufgeregt angescheppert und möchten von ihren Eltern wissen, warum die Schildkröte Emma bewegungslos auf dem Rücken liegt. „Weil sie schläft“, sagt Mutti geistesgegenwärtig und fügt hinzu: „Aber jetzt wird erst mal ausgepackt, Kinder! Mensch, ist das kühl!“ Wenig später stellt sie fest, dass Vati nicht nur vergessen hat, vor der Abreise den Biomüll rauszubringen, sondern auch die Wäsche aufzuhängen: Ihr neuer roter Fleecepulli ist jetzt grün und kann krabbeln.

Viel später am Abend, als die Kinder schlafen, entkorkt Vati eine Flasche von dem Rotwein, den sie im Urlaub so gerne getrunken haben. Mutti sagt verzückt: „Ach, Schatz, gestern um diese Zeit sind wir noch in unserem romantischen Restaurant am Hafen gewesen!“ Dann stoßen sie auf die schöne Reise an. Der Rotwein schmeckt zu Hause zwar wie Spülmittel, doch Vati lächelt nur und sagt: „Aber was hab ich bloß unser leckeres Schwarzbrot vermisst!“